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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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deckte sie mit einer Patchworkdecke zu. Der Flickenstoff roch nach ihr. Für einen Moment drückte er seine Nase in die Falten. Was für eine Versuchung, unter die Decke zu schlüpfen, ihren Kopf auf seine Brust zu betten und bis zum Morgen friedlich zu schlafen, um sie beim Erwachen zärtlich zu lieben. Daniel zog die Konturen ihres Mundes nach. Ihre Lippen zuckten unter seiner Berührung.
    Als er seine Hand zurückzog, nahm sie ihm diese Gewalteinwirkung auf ihren Willen übel. Alles an dieser Frau schien aus Seide zu sein. Ihre Haare, ihrer Haut, ihre Lippen. Sie fühlte sich in seinen Armen wohl. Er hatte es gespürt. Sie vertraute ihm. Es war so, wie es sein sollte.
    Er musste den Ring finden.
    „Ich mache dir deinen Tod zum schönsten Erlebnis deines Lebens. Ich verspreche es dir.“ In seiner Brust wehrte sich sein Herz gegen das Eis, mit dem er es überzog. Sie war das Ziel. Er war ihr Tod. Keine Kompromisse. Kein Versagen. Wenn er den Ring nicht fand, würde sie die Nacht überleben. Flüchtig sah er sich im Zimmer um. Hier schien er nicht zu sein.
    Dunkle Möbel, keine Pflanzen, kaum Bücher, darunter eine zerfledderte Ausgabe von Peter Pan und Baudelaires Blumen des Bösen. Wo Bücher waren, war kein Ring. Es lohnte nicht, hinter den Bänden nachzuschauen.
    Ein aufgeklappter Laptop, leere Kaffeetassen daneben. Daniel ließ ihn hochfahren und schaltete auf stumm. Der letzte Chronikhinweis war die Prawda. Sie hatten Wolkows Leiche gefunden. Von ihm hatte Grigorjew seine Informationen über Lucy. Wenn er dieser Igor gewesen wäre, hätte er lieber seine eigene Zunge abgebissen und verschluckt, bevor er Lucy verraten hätte.
    Daniel suchte weiter. Viele Schubladen klemmten, manche Türen quietschten. Er öffnete sie nur einen Spalt. Kein Ring. Eine Holzkiste mit Modeschmuck, ein Etui mit zartgliedrigen Ketten und breiten Armbändern. Hier war er auch nicht.
    Ein Schlafzimmer mit vielen Kissen, Decken und einem Teddy, dem ein Arm fehlte. Er lag in der Zimmerecke. Sein Pelz war abgegriffen und sein mit Stroh ausgestopfter Bauch zeigte Mottenlöcher. Ein Kerzenleuchter ohne Kerzen. Auf dem Boden verteilten sich die angebrannten Stummel.
    Die Küche war schlicht. Würde sie diesen Ring zwischen Töpfen und Kekspackungen verstecken? Nein. Warum suchen?
    Daniel ging zurück ins Schlafzimmer. Ihr Kleiderschrank quoll über. Zarte Stoffe. Fließend, edel, eng anliegend, dünne Träger. Sie zeigte gern Haut. In den Fächern lagen Jeans in allen Farben. Shirts, Pullis, Seidenunterwäsche, kein Ring. Ihr Körper würde sich wundervoll unter diesem Hauch von Nichts anfühlen.
    Das Sofa knarrte. Daniel schlich zum Wohnzimmer. Lucy hatte sich ausgestreckt, ihre Arme lagen über ihrem Kopf, die Decke war zur Seite gerutscht. Daniel kniete sich zu ihr und fühlte ihren schlafwarmen Bauch. Unter seinen Fingerspitzen bildete sich eine Gänsehaut. Daniel wickelte die Decke fester um sie.
    „Flieh vor mir, Lucy. Noch ist es nicht zu spät.“ Er log. Das war es längst. Daniel streichelte über ihren Hals. Lucy seufzte und schmiegte ihn in seine Hände. Seine Daumen warteten an ihrer Kehle. Sie wussten, was zu tun war. Lucy drehte sich näher zu ihm. Ihr Atem streifte sein Gesicht. Noch näher. Traumwande lnd suchte sie die Nähe ihres Mörders. Legte sich an seine Brust, verbarg ihr Gesicht in seiner Jacke. Er streichelte über ihre Haare, ihren Nacken. „Willst du nicht aufwachen?“
    Sie lächelte im Schlaf. Daniel rutschte näher an das Sofa. Etwas bohrte sich in sein Knie.
    Der Ring. Er lag vor ihm auf dem Boden. Es gab kein Hinhalten mehr, keine Ausrede. Daniels Hände begannen zu zittern. Musste ihm jetzt einfallen, wie dankbar sie seine Küsse genommen hatte?
    „Wach auf. So kann ich das nicht.“ Ihr stand eine Nacht mit ihm zu. Er würde sie ihr schenken. Er legte ihr den Kopf zurecht, küsste ihre Lippen. Sie waren weich, warm, schmiegten sich an seine, lockten einen weiteren Kuss. In seine Hände kam die Kraft zurück.
     
    *
     
    Koljas Wangen brannten höllisch. Er war kurz davor, Konstantins Hand wegzuschlagen, die die Wunden mit Jod betupften.
    „Vater hat dir das Fleisch bis auf die Knochen zerschnitten.“ Konstantin zuckte bei jedem Schmerzenslaut von Kolja zusammen. „Hättest du den Ring, würden die Wunden sofort verheilen.“
    „Hätte ich den Ring, hätte mir Vater das hier niemals angetan.“
    Und wenn er den Ring nicht fand, würde er zusammensinken und vor den Augen seiner Familie

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