Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
hm?“
*
Jade klopfte wild ans Fenster, als Lucy ihr Fahrrad an den Abgang zum Souterrain lehnte. Sie war noch nicht unten, als die Tür aufgerissen wurde.
„Lucy! Gut, dass du kommst. Ich brauche dich für die Bestätigung meiner Theorie.“
„Welche Theorie?“ Lucy hängte ihre Jacke an den Zweig einer abgeschnittenen Astgabel, die als Garderobenständer diente. Eine beachtliche Spinne huschte in die Ecke ihres noch beachtlicheren Netzes. „Du hast ein Haustier?“
„Nur im Winter. Draußen würde sie erfrieren. Sie heißt Rosalie. Pass auf, dass du ihr Netz nicht kaputtmachst, der Ärmel hängt rein.“ Mit Tadel im Blick pflückte sie den Jackenärmel ab. „Ich habe Tee gekocht und die Kartendecks liegen schon bereit.“
Lucy bahnte sich einen Weg durch Bücher, verstreute Runensteine und Sternenkarten.
„Setz dich aufs Bett und lass die Energie des Universums durch deinen Körper fließen.“ Jade verschwand in der Küche und kam mit zwei Bechern wieder. „Folgendes: Ich will einem Freund beweisen, dass intuitiver Tarot ebenso verlässlich ist wie die klassischen Varianten.“ Jade tauschte den Becher mit einem Kartenstapel. „Denk an nichts, zieh fünf Karten und dann lass dich überraschen.“
„Jade, ich glaube nicht an diesen Mist.“
„Mus s t du nicht. Der Mist glaubt an dich. Das reicht.“ Jade breitete einen Kartenfächer vor ihr aus. „Mach die Augen zu.“
Lucy atmete tief ein. Gestern hatte sie sich von einem Ring Daniel her bei gewünscht. Heute war er im Laden erschienen. Lucy hielt die Luft an und zog fünf Karten.
„Wirf sie hoch.“
Lucy gehorchte. Als sie die Augen öffnete, saß Jade mit geblähten Wangen vor ihr. Eine Frau mit wallenden Gewändern hielt ein Schwert in der Hand und sah Lucy herausfordernd an. Quer über ihr lag ein Mann mit schönem Gesicht und ernsten Augen. An den Stellen, wo sein schwarzer Mantel auseinanderklaffte, kam sein Skelett zum Vorschein. Die Knochenhand hielt eine Sense. Lucy fröstelte es.
„Wenn die Karten falsch herum liegen, dreh sie einfach um. Du wirst schon spüren, ob sie für dich eine Bedrohung oder Rettung bedeuten.“
Jades Lächeln konnte Lucy nicht aufmuntern. Sie hob die dritte Karte an. Ein dicker Teufel mit Widderhörnern fläzte fett auf einem Thron aus Flammen. Warum wunderte sie das nicht? Auf der vierten Karte waren sieben goldene Kelche und auf der Fünften steckten zehn Schwerter im Rücken eines auf dem Boden liegenden Mannes.
„Faszinierend. Als ich für dich die Karten gelegt hatte, kam etwas Ähnliches bei he raus.“
„Und ist das gut oder schlecht ? “
Jade zuckte die Schultern. „Für meine Theorie ist es hervorragend. Für deine Zukunft ziemlich düster.“
Lucy erinnerte sich daran, dass sie an Hokuspokus nie geglaubt hatte. „Lass uns das hier mal vergessen. Ich brauche einen Rat.“
Mit versonnenem Blick sammelte Jade die Karten ein. „Der Tod liegt auf dir. Da gibt es keinen Rat. Du kannst ihn lieben oder es lassen. Das entscheidest du selbst.“
Die Zeit schien stillzustehen. „Das ist mein Problem. Ich habe m ich verliebt. In einen Auftragskiller.“
Jade fielen die Karten aus der Hand.
„Ich habe versucht, es mir auszureden, vergeblich. Daniel ist wundervoll, seine schwarzen Haare, der sinnliche Mund, die Art, wie er einem in die Seele zu blicken scheint. Selbst sein Name. Levant. Ich habe gegoogelt, es heißt Wind und das passt zu ihm. Der Wind, der mir den Atem nimmt.“ Lucy schlug die Hände vors Gesicht. „Sag nichts, Jade. Ich weiß selbst, dass ich grottenpeinlich bin. Ich träume schon von ihm und heute hat er mich im Laden besucht. Er kommt auf mich zu, berührt mich auf eine Weise, die mich alles vergessen lässt und …“
„Hast du mit ihm geschlafen?“
„Ich kenne nicht mal seine Adresse.“
„Ich schon.“ Sie tippte auf die Todeskarte. „Du hast die Wahl, Lucy Sorokin. Entweder nimmst du den Tod oder der Tod nimmt dich. Was ist dir lieber?“
„Keine der Varianten?“ Warum war die Luft so stickig? Das mulmige Gefühl wurde stärker.
Jade seufzte, holte Lucys Jacke und hielt ihr die Hand hin. „Komm mit. Du besuchst jetzt deinen persönlichen Tod und stellst dich ihm. Ich dachte, Daniel sei ein Vampir, den ich mit Energiearbeit aus seiner Blutsucht therapieren könnte, aber ich habe mich geirrt. Daniel ist elementarer und er ist nicht mein Problem, sondern deins.“
*
Morgen Nacht.
Etwas mehr als vierundzwanzig Stunden blieben Lucinde
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