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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Räuber. Der Einzige, den sie geschnappt haben, weil er verletzt liegen blieb. Er sitzt seit über zehn Jahren im Gefängnis.«
    »Für einen Räuber ist das auch der richtige Ort, finden Sie nicht? Sie gehören doch wohl hoffentlich nichtzu den Menschen, die der Meinung sind, dass man Verbrecher frei herumlaufen lassen sollte.«
    »Was das betrifft, laufen noch einige der beteiligten Verbrecher frei herum und machen sich ein schönes Leben mit dem erbeuteten Geld.«
    »Gabriele Sanna glaubt also, dass die Beute hier ist? Deshalb soll sein Sohn nach Tertenia gekommen sein?«
    Wie zwei ungeheure Felsbrocken wälzten sich diese Fragen mitten auf den Tisch. Ein eisiges Schweigen bemächtigte sich unserer Runde. Erwärmt wurde es nur von dem Rotwein, den die Französin servierte, ein reifer Cannonau, kräftig und körperreich, wahrscheinlich aus den Trauben des Gutes in Barisoni. Ich stellte fest, dass es auf einmal windstill war. Das war die magische Stunde, in welcher der Mistral sich legte. Aber ich wusste, dass diese Stille nie von langer Dauer war.
    »Kannten Sie Gabriele Sanna gut?«, fragte ich, gespannt auf die Antwort.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sie haben von ihm gesprochen, als würden Sie ihn kennen.«
    »Gabriele Sanna ist aus Lanusei, er war einer von uns. Auch, wenn ich ihn nie persönlich getroffen habe. Und Sie? Kennen Sie ihn?«
    »Nein, ich habe ihn noch nie gesehen. Ich habe den Auftrag von seiner Anwältin erhalten.«
    Er brach in schallendes Gelächter aus, das ihn derartig husten ließ, dass ich Angst bekam, er könnte im nächsten Moment seine Lungen auf den Teller spucken.
    »Man kann nicht sagen, dass Sie besonders viel mit der Sache verbindet.«
    »Das ist meine Arbeit, Signor Ganci.«
    »Werden Sie wenigstens gut bezahlt?« An diesem Punkt fühlte sich Martine offenbar wieder bemüßigt, das Wort zu ergreifen.
    »Mein Mann hat leider eine ziemlich beschränkte Weltsicht. Für ihn muss immer alles einen Preis haben.«
    »Aber es hat
alles
einen Preis, meine Liebe. Nicht einmal du bist da eine Ausnahme.«
    »
Bien sûr, mon cher
. Das Problem ist, dass du glaubst, du hättest mich schon bezahlt, dabei hast du noch nicht einmal damit angefangen. Du hast keine Ahnung, wie viel ich koste, Ganci.«
    »Sicherlich mehr, als du wert bist.«
    »Das, was ich für wen wert bin?« Ihr Blick ruhte auf mir und Vincenzo. Zusammen waren wir nur ein paar Jährchen älter als ihr Mann, aber ganz sicher kamen wir nicht auf seinen Kontostand. »Wie viel wäre ich Ihnen denn wert, Monsieur Pagano?«
    Sie legte sich die Hände schalenförmig um die Brüste, die in einen schwarzen BH gezwängt waren und gegen den leichten Stoff des Kleides pressten. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie am linken Ringfinger einen schmalen goldenen Ehering trug.
    »Und du, Vincenzino? Wie viel wärest du bereit auszugeben, um diese prächtigen Titten anfassen zu dürfen?«
    »Halt die Klappe, Weib!«, knurrte Ganci.
    Sie tat, als hätte sie ihn nicht gehört.
    »Die sind noch schön fest.«
    Sie packte den jungen Mann am Handgelenk und versuchte, seine Hand auf ihren Busen zu legen. Vincenzobefreite sich mit einer abrupten Geste und warf ihr einen abschätzigen Blick zu.
    »Drehst du jetzt völlig durch?«
    »Tu nicht so scheinheilig. Ich weiß, dass du gern grabschst.«
    »Basta!«, schrie der junge Mann und hieb mit der Hand auf den Tisch. Seine Kiefermuskeln waren angespannt, seine Augen schmaler denn je. Wahrscheinlich hätte er vor diese unerfreuliche Szene am liebsten so schnell wie möglich einen Vorhang gezogen.
    »Uuh, quel puritain tu es ce soir, mon amour.«
    Ganci verzog angewidert das Gesicht.
    Da stand Martine auf und deutete mit einer theatralischen Geste auf den Tisch.
    »Hier fehlt ja alles. Wo ist der Salat? Ich muss schon sagen, als Lakai bist du genauso wenig wert wie als Galan, Vincenzino.«
    Sie rauschte ins Haus. Wir Männer starrten betreten auf den Tisch, alle drei gefangen in dumpfer Verlegenheit. Ganci schien von widerstreitenden Gefühlen gebeutelt zu sein, die ihm offenbar die Sprache verschlugen.
    »Ist Ihre Frau immer so … überschwänglich?«, versuchte ich das Eis zu brechen.
    »Jedes Mal, wenn ich jemanden einlade, passiert das Gleiche. Sie will mich demütigen.«
    »Haben Sie Angst vor ihr?«
    Es fiel ihm sichtlich schwer, das zuzugeben, aber er kam nicht umhin.
    »Ja. Manchmal macht sie mir Angst.«
    Vincenzo beobachtete uns schweigend. Es war inzwischenso dunkel, dass ich seinen

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