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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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»Aber setzen Sie sich bitte, Sie müssen doch nicht stehen.«
    »Ich möchte nicht lange bleiben. Meine Tochter wartet zu Hause auf mich.«
    »Ach ja, natürlich, Ihre Tochter. Ich habe gehört, dass sie gestern Abend angekommen ist. Meine Frau hat mir gesagt, dass sie das Mädchen bereits kennengelernt hat. Sie sei sehr hübsch und habe einen starken Charakter. Warum haben Sie sie nicht mitgebracht?«
    »Sie wollte nicht mitkommen.«
    »Schade, wirklich zu schade.«
    »Wieso?«
    »Wegen ihr habe ich Sie hergebeten. Aber das erkläre ich Ihnen später. Jetzt erzählen Sie mir doch erst einmal, was genau in Porto Santoru geschehen ist. Wer hat auf Sie geschossen?«
    Ich schilderte den Vorfall in aller Kürze und erwähnte dabei auch, dass ich zurückgeschossen hatte.
    »Sind Sie ein guter Schütze?«
    »Ich trainiere regelmäßig. Wozu wollen Sie das wissen? Haben Sie vor, mich als Ihren Bodyguard einzustellen?«
    »Warum sollte ich?«
    »Im Dorf ist davon die Rede.«
    Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen und würzte seine überschäumende Höflichkeit mit einem Hauch Ironie. Er wirkte, als hätte er nicht im Geringsten die Absicht, mich schnell zu meiner Tochter zurückkehren zu lassen.
    Ich dachte an Aglaja und wurde allmählich unruhig, da ich sie mit dem kleinen Hund allein zu Hause gelassen hatte. Wir hatten zusammen zu Mittag gegessen und uns dabei über Musik und die Jugendlichen unterhalten, die sie am Abend zuvor kennengelernt hatte. Ihr Schlafwandeln erwähnte ich mit keiner Silbe, ich hatte beschlossen, zu warten, bis sie von selbst damit anfing. Das Thema Clara, Giovanni und ihre Rückkehr in die Schule bedeckten wir ebenfalls erst einmal mit einem Mantel des Schweigens. Ich musste feststellen, dass der Weg zurück in die Vaterrolle mit einigen Minen gespickt war, und fragte mich, ob ich es wohl schaffen würde, sie zu entschärfen. Nach demEssen hatte sie sich den Kopfhörer ihres C D-Players übergestülpt und aufs Meer gestarrt. Ich hatte ihr ein paar CDs und einige Tipps gegeben. Die CDs hatte sie voller Enthusiasmus angenommen. Die Tipps dagegen – na ja …
    »Hat Ihnen das Ihr Freund Virgilio Loi erzählt?«
    »Er und auch einige andere Leute.«
    »Haben Sie die Gesichter der Männer gesehen, die auf sie geschossen haben?«
    »Meine Augen funktionieren noch ausgezeichnet.«
    »Würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Natürlich«, antwortete ich, ohne zu zögern.
    »Sind Sie sicher, dass nicht einer davon der junge Sanna war?«
    »Absolut sicher.«
    »Haben Sie Anzeige erstattet?«
    »Ich denke nicht mal daran. Ich bin hier mehr oder weniger im Urlaub und will nicht noch von der örtlichen Polizei belästigt werden.«
    In diesem Moment kehrte Martine Ganci auf die Veranda zurück, in den Händen ein Zinntablett mit drei Espressotassen und einer Zuckerdose aus feinstem Porzellan. Ein Luxusservice. Sie schwebte auf uns zu, als würde sie eine Bühne betreten, wobei ich nicht mit Gewissheit sagen konnte, ob ich hier einer Komödie oder einer Tragödie beiwohnte.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer auf Sie geschossen haben könnte?«, erkundigte sie sich, während sie mir Kaffee einschenkte.
    »Nein. Die Männer waren aber wie Hirten gekleidet.«
    Ganci verzog verärgert das Gesicht. »Wie Hirten?«
    »Schwarzes Hemd und Drillichhosen.«
    »Sie haben die
coppola
vergessen.« Ganci lachte verbittert auf. »Es ist doch immer wieder dasselbe: Festlandbewohner haben den Kopf voller Klischees und halten uns Sarden immer noch für Wilde.«
    »Ich wollte niemanden beleidigen«, entgegnete ich und wechselte schnell das Thema. »Vincenzo Puddu meinte, Sie hätten mir etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    »Genießen Sie erst mal in aller Ruhe Ihren Kaffee. Obwohl Martine Französin ist, kann sie einen hervorragenden Kaffee kochen.«
    »Es gibt nur wenig, was mir so gut gelingt«, schickte sie stolz hinterher.
    Ich nahm einen kleinen Schluck, doch der Kaffee war so heiß, dass ich mir die Lippen verbrannte. Ich pustete in die Tasse.
    »Wollen Sie keinen Zucker?«, fragte Martine.
    »Nein, ich trinke ihn schwarz.«
    »Weil Sie Schwarz mögen, gibt es wohl gerade auch vieles, das Sie schwarzsehen, Monsieur Pagano«, flötete sie mit einem Anflug von Heiterkeit.
    Ich ging nicht weiter auf die Anspielung ein. Ich hatte die Nase gestrichen voll von ihren Spielchen.
    »Was wollen Sie damit sagen, Madame?«, erwiderte ich trocken.
    »
Rien, rien
. Sie wirken heute nur so missgelaunt.«
    »Kennen Sie den Grund,

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