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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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Die Baupläne dieser alten Mühlen findest du überall im Netz.« – »Ich bin draußen. Mir ist das zu heiß.« – »Ich folge Turtle«, damit loggte sich Leon aus, kurz zuvor bekam er noch Guns: »Diese Memmen« mit. Er fuhr seinen PC runter und ließ sich auf sein Bett fallen. Was war da nur gerade geschehen? Waren seine Klassenkameraden dabei, einen Mord zu planen?
    Leon schlief diese Nacht nur schlecht.
    In der Schule mieden die vier Jungen den Blickkontakt. Herr Dorst wirkte auf Leon sehr nervös. Das war Leon noch nie so bewusst aufgefallen. War die Klasse nur kurz unruhig, verteilte der Lehrer zwar so streng wie bisher seine Strafarbeiten, doch zuckten seine Augenlider dabei immer nervöser. So genau hatte er den Lehrer aber auch noch nie betrachtet. Er sah müde aus und war blass. Wenn Leon sich das richtig überlegte, sah er so schon lange aus. Was neu war, dass der Herr Dorst häufig mit fast ängstlichem Blick zur Tür schaute.
    Leon wollte wenigstens mit Serkan über den gestrigen Chat reden, aber es war entweder Marcel oder Hassan in der Nähe und für deren Ohren war das Gespräch nicht gedacht.
    Heute ging er nicht in den Chatroom, er lernte lieber für die Englischarbeit.
    Freitagmorgen 8 Uhr 10, alle Schüler der 10A saßen an ihren Plätzen und schrieben Spicker auf ihre Tische oder suchten optimale Verstecke für selbige in Papierform.
    Es war ungewöhnlich für Herrn Dorst, zu spät dran zu sein, vor allem vor einem Test, wo er sonst meist 20 Minuten eher da war, um jegliche Spickerei zu unterbinden.
    Da alle sehr beschäftigt waren, bekamen die meisten erst nach einer Weile mit, dass die Rektorin, Frau Dr. Zeidler, den Klassenraum betreten hatte. »Meine lieben Schüler, ich bitte um eure Aufmerksamkeit«, sagte Frau Zeidler, als Ruhe eingekehrt war. Leon wechselte einen kurzen erschrockenen Blick mit Serkan.
    »Ich muss euch leider die traurige Nachricht überbringen, dass euer Lehrer Herr Dorst gestern Nachmittag bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.«
    Alle Schüler fingen an zu reden. Leon rauschte es so in den Ohren, dass er nichts Genaues verstand. Er zwang sich, Hassan und Marcel anzublicken. Beide waren weiß wie die Wand im Chemieraum. Beide Jungen schauten sich an und blickten dann schnell wieder weg. Leon fragte sich, wer von beiden es war, denn, dass es Serkan war, konnte er sich nicht vorstellen, er selber schied auch aus. Sowohl Hassan als auch Marcel traute er dagegen zu, Schuld am Tod des Lehrers zu haben.
    Der Rest des Schultages verging mit Vorträgen durch den Schulpsychologen zur Trauerbewältigung. Dieser versuchte auch Einzelgespräche mit Schülern zu führen, die besonders betroffen wirkten. Es war nicht weiter verwunderlich, dass alle vier Chatmitglieder dazu zählten. Sie sagten aber nicht viel.
    Die Eltern der Schüler wurden natürlich auch informiert, um ihren Kindern beistehen zu können. Leons Eltern waren sich einig, dass die Reaktion ihres Sohnes auf das schlechte Gewissen zurückzuführen sei, dass er den Lehrer nicht gemocht hatte, und das würde sicher bald vergehen.
    Am Sonntag hielt es Leon nicht mehr aus und er rief Serkan an. In den Chat hat er sich nicht mehr getraut. Erst hatte er Serkans Mutter am Apparat, doch Serkan riss ihr den Hörer aus der Hand, als er mitbekam, dass Leon am anderen Ende der Leitung war. Dann war er jedoch sehr einsilbig: »Hi Leon, was geht?« »Warst du's?«, war das einzige was Leon herausbrachte. »Bist du noch ganz sauber, Mann? Ich war's genauso wenig wie du. Wir sind doch beide gleich raus aus dem Chatroom«, erwiderte Serkan aufgeregt flüsternd. Wahrscheinlich hatte auch er Angst, dass seine besorgten Eltern die Ohren aufsperrten. Aus diesem Grund war Leon schon mit dem tragbaren Apparat in den Garten verschwunden. »Wir sind aber auch schuldig, wir sind Mitwisser und haben nichts unternommen.« Jetzt hatte er seine größte Sorge laut ausgesprochen, das tat gut. Serkan antwortete ganz ruhig: »Woher hätten wir wissen sollen, dass diese beiden Dumpfbacken wirklich dem Dorst seinen Wagen manipulieren. Die reden doch alle Nase lang so'n hirnamputiertes Zeug. Wir müssen jetzt nur dafür sorgen, dass sie auch bestraft werden.« Ihre Überlegungen, wie sie dies bewerkstelligen sollten, blieben ohne Ergebnis. Sie mussten erst einmal rausbekommen, ob einer oder beide die Tat begangen hatten.
    Am nächsten Tag hatten sie gerade in der zweiten Stunde Französisch, als Frau Dr. Zeidler mit einem Mann in einem grauen

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