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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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…«
    Der Kommissar horchte auf. »Wie meinen Sie das?«
    Julia schnäuzte sich die Nase lautstark, trank einen Schluck von dem grauenhaften Bürokaffee und schluchzte: »Lenas Familie, übrigens sehr fromm. Die hat uns und unseren Eltern die Hölle heiß gemacht. Wir hätten besser aufpassen müssen, wir waren schließlich viel älter.«
    »Sie waren Kinder. Es war nachweislich ein Unfall.« Der Kommissar war in seinem Pragmatismus nicht zu übertreffen.
    »Das war Bernd egal.«
    »Lenas Bruder?«
    »Sie ist an seiner Stelle gekommen, weil er krank war. Danach hat er uns nur angefeindet, das Baumhaus wurde sogar abgerissen. Nach etwa einem Jahr ging er von der Schule. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Es hieß, er sei in der Klapse.«
    Wegener ärgerte sich, dass er das übersehen hatte. Er nahm den Hörer ab und veranlasste eine Überprüfung von Bernd Kretschmar, 38 Jahre.

    Sein Bein machte ihm heute extreme Schwierigkeiten, er hatte Mühe, das betäubte Mädchen die Strickleiter hinaufzubefördern. Diesmal hatte er darauf geachtet, dass der Park schon geschlossen war. Endlich war das Netz erreicht. Im spärlichen Licht einer Taschenlampe legte er der kleinen Karla das Seil um den Hals, als er ein Knacken vernahm. Er löschte das Licht und hielt den Atem an. Seine Augen starrten in aussichtsloser Dunkelheit dem Schlag entgegen, der seinen Kopf zu zerbersten drohte.

    Julia hatte sich nicht davon abbringen lassen, mit der Polizei zu fahren, als Matteo sie anrief. Überrascht, aber erleichtert, dass sie falsch gelegen hatte, sah sie zu, wie Bernd von der Polizei weggeführt wurde. Geistesabwesend brabbelte er: »So wahr der Herr lebt, ihr seid Kinder des Todes, dass ihr euren Herrn, den Gesalbten des Herrn, nicht behütet habt …«. Bibelsprüche! Julia schüttelte den Kopf. Vor zwei Monaten war Bernd aus der geschlossenen Psychiatrie entlassen worden. Er galt als geheilt, nachdem er nicht mehr davon sprach, sich an den Kindern derer zu rächen, die seine Schwester auf dem Gewissen hatten. Matteo hatte Bernd seit gestern in Verdacht, doch es hatte etwas gedauert, bis er ihn aufgespürt hatte. Er war so besessen von dem Gedanken, ihn selbst zur Strecke zu bringen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, die Polizei einzuweihen. Erschöpft umarmte er Julia. »Nun hast du es doch noch zu Ende gebracht«, flüsterte sie ihm zu.

Martina Haase Gefährliche Netze
    Sie zappelte und versuchte sich zu befreien, doch je mehr sie sich bewegte, desto tiefer saß sie in der Falle. Hilflos konnte sie nur darauf warten, betäubt und fest verschnürt zu werden. Mit etwas unbeholfen wirkenden Bewegungen, dafür sehr effektiv, verpackte die Spinne die Fliege.
    Der Junge richtete sich angewidert und fasziniert zugleich auf. Das war schon der dritte Fang dieser, etwa ein Zentimeter, d. h. drei, wenn man die Beine mitrechnete, fetten Spinne, die ihr Netz im unteren Bereich der Gartentür, zwischen zwei Streben, gesponnen hatte, den er beobachtete.
    Leon Scholz war für seine 15 Jahre noch recht klein, sein Vater tröstete ihn immer damit, dass er auch erst mit 18 Jahren noch einen großen Wachstumsschub hatte. Für ihn war es aber noch schlimmer, da es so nur noch deutlicher wurde, dass er auch der Jüngste in seiner Klasse war. Alle anderen waren 16, 17 und sogar 18 Jahre zum letzten Halbjahr der 10. Klasse. Da er aber von einem Gymnasium mit einer Schnellläufer-Klasse kam, hatte er den Unterricht der 8. Klasse auf die 7. und 9. Klasse verteilt unterrichtet bekommen und so eine Klasse übersprungen.
    Er wurde von den anderen als Streber bezeichnet und wegen seiner Größe gehänselt. So hatte er es sich angewöhnt, Streiche mitzumachen, um mehr akzeptiert zu werden. Er zog auch in Chats mit den anderen über die Lehrer her. Dabei fand er die meisten eigentlich ganz in Ordnung. Mit den Jungen seiner alten Schule hing er früher oft ab, sie gingen Fußball spielen oder ins Kino. In der neuen Klasse kommunizierte man nur übers Netz, alles andere war was für Mädchen. Man redete auch nicht offen mit den Mädchen, das war nicht cool.
    In seiner alten Schule hatten die Jungen und Mädchen viel gemeinsam gemacht. Leider war diese wegen irgendwelcher giftigen Bausubstanzen geschlossen worden. Den Ersatzunterricht in Containern bzw. Räumen in umliegenden Schulen empfanden seine Eltern als unerträgliches Lernklima und so suchten sie für ihn ein Gymnasium, mit einigermaßen gutem Ruf, das auch nicht so weit von ihrem Haus entfernt lag, wie

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