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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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…?«
    Nichts.
    Jetzt energisch: »Wir haben Gespräche abgehört, die darauf hindeuten, dass Mario Testo an die Spitze will. Er plant, den Paten Don Milano zu beseitigen. Dafür hat er sich einen Verbündeten gesucht. Raffa Reales, Boss eines mexikanischen Drogenkartells.« Ein kleiner Dürrer mit schwarzen Knopfaugen starrt jetzt von der Wand. »Der Don wollte nie im Drogenhandel mitmischen und die beiden glauben, dass jetzt ihre Chance gekommen ist. Das könnte einen Krieg geben und das will keiner von uns.«
    »Was haben wir damit zu tun?«, fragt Maggie besorgt. Sie hat einen vollen Castingkalender und keine Zeit für Mafiakriege.
    Auf Fatzkes Stirn pulsiert eine fette Zornesader. Vielleicht rettet sie ein Gehirnschlag, hofft Frank. Mafia, und das so kurz vor der Pensionierung. Murphy's Law.
    »Wir wissen, dass sich Mario Testo und Raffa Reales innerhalb der nächsten zwei Wochen in Los Angeles treffen werden, um die letzten Details ihres Mordplans zu besprechen. Sie treffen sich in einer Villa in Beverly Hills, die eigens zu diesem Zweck angemietet wurde.«
    »Warum verwanzen Sie die Villa nicht, wenn Sie schon wissen, wo das Treffen stattfindet?«, fragt Maggie hoffnungsvoll.
    »Wir wissen von den letzten Meetings der beiden, dass die Häuser vorher elektronisch gescannt werden. Keine Chance. Die Jungs trauen noch nicht einmal einander. Um Abhörgeräte am Körper auszuschalten, gehen die beiden zusammen baden.«
    Maggie prustet ihren Eistee über den Tisch und gibt Franks Schweißhülle eine interessante Farbnuance.
    »Sie haben richtig gehört. Sie drehen im Pool einige Runden und besprechen sich dabei. Einfach, aber effektiv. Sie beide werden sich deshalb in einem benachbarten Hochhaus einquartieren und mit einem Richtmikrophon versuchen, das Gespräch abzuhören.«

    Zwei Wochen nach meinem Telefonat mit Alan biege ich mit einem Pick-up in die North Hillcrest Road in Beverly Hills ein. ›
Vinci Pool Services – für ein ungetrübtes Badevergnügen
‹, steht auf den Seitentüren des Wagens. Die Straße windet sich zwischen Millionärsvillen hoch in die Hollywood Hills. Die Straße wirkt ausgestorben. Es ist Mittag, 36 Grad Celsius. Der Asphalt ist ein klebrig-heißer Lavastrom. Wer es sich leisten kann (also jeder hier), liegt jetzt am Pool oder verschanzt sich in seiner klimabewehrten Protzvilla. Ich suche nach der Hausnummer. Wenn ein Tourist das Schild als Souvenir geklaut hat, bin ich aufgeschmissen. Gar nicht so unwahrscheinlich. Das Haus gehört einer bekannten Schauspielerin, die den Sommer in Long Island verbringt und ihre Villa währenddessen für zwanzigtausend Dollar Monatsmiete feilbietet. Wenn mein Plan an so einer Banalität scheitert, gehe ich in Pension. Mein Körper dampft unter dem weißen Ganzkörper-Schutzanzug. Da! Nummer 1004. Erleichterung. Ich gebe den Code in das Tastenfeld neben der Einfahrt. Das Tor schwingt auf. Ich weiß, dass die Villa seit Wochen leersteht, dennoch sammle ich mich einen Moment. Konzentration. Ich bin gut vorbereitet, auch wenn es diesmal alles andere als einfach war. In Kürze werden Sprengstoffhunde das Gelände absuchen und Techniker werden jeden Quadratzentimeter auf verborgene elektronische Geräte scannen. Bewegungsmelder, Kameras und nicht zuletzt ein Dutzend Leibwächter werden keine Annäherung mehr zulassen. Die Forderung unseres Kunden wirkte in diesem Szenario wie ein schlechter Witz: ›Ich will, dass es ein Ereignis wird. Ich will, dass die Medien landesweit darüber berichten. Ich will ein Kunstwerk der Abschreckung!‹ Ohne den Hang der High Society von Beverly Hills zu Umweltschutzmaßnahmen hätte ich arge Probleme bekommen. Dennoch, es wird eine Weltpremiere mit vielen Unwägbarkeiten. Ich streife mir die Gummihandschuhe über und mache mich ans (Kunst-)Werk.

    Frank und Maggie hocken seit zwei Wochen in einer klaustrophobisch kleinen Abstellkammer im Sierra Tower. Nicht, dass keine geeigneten Appartements frei gewesen wären.
    »Haushaltskürzungen, tut mir leid!«, war der schlichte Kommentar des FBI -Fatzkes. Warum zwei Cops und keine FBI -Mannen hier saunieren, bedurfte keiner weiteren Erklärung. Frank wischt sich den Schweiß aus den Augen und stiert wieder durch das High-Tech-Fernrohr. Nur zweihundert Meter Luftlinie, aber eine gefühlte Welt entfernt von der jetzt am Abend kunstvoll illuminierten Villa, in deren Pool angeblich Mafiageschichte geschrieben werden soll. Frank blättert im Beobachtungsprotokoll. Anderthalb Wochen lang

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