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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auf die phantastischen roten Felsformationen, die sich rundherum ausdehnten.
    «Es ist wunderschön und ein klein wenig Angst einflößend», sagte Sarah. «Ich dachte immer, es wäre romantisch und verträumt – von wegen ‹die rosarote Stadt› und so. Aber es ist sehr viel realer, so real wie – wie ein rohes Beefsteak.»
    «Und hat auch fast die gleiche Farbe», pflichtete ihr Mr Cope bei.
    «Aber es ist wirklich großartig», gab Sarah zu.
    Es begann bergauf zu gehen. Die Gruppe wurde von zwei Beduinen geführt, hoch gewachsenen Männern von ungezwungener Körperhaltung, die in ihren Nagelschuhen gelassen und absolut trittsicher den abschüssigen Hang hinaufstiegen. Schon bald traten die ersten Schwierigkeiten auf. Sarah und Dr. Gérard waren beide schwindelfrei. Aber sowohl Mr Cope als auch Lady Westholme wurde es doch etwas mulmig, und die arme Miss Pierce musste über die steileren Stellen geradezu getragen werden, während sie mit geschlossenen Augen und ganz grün im Gesicht unablässig vor sich hin jammerte:
    «Ich konnte noch nie nach unten schauen. Noch nie – schon als Kind nicht!»
    Einmal äußerte sie die Absicht umzukehren, aber als sie zurückblickte und das Gefälle sah, wurde sie nur noch grüner und kam notgedrungen zu dem Schluss, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als weiterzugehen.
    Dr. Gérard beruhigte und ermutigte sie. Er ging unmittelbar hinter ihr und hielt, wie eine Art Geländer, einen Stock zwischen sie und den gähnenden Abgrund. Miss Pierce musste zugeben, dass diese vorgetäuschte Sicherheit viel dazu beitrug, ihre Höhenangst zu überwinden.
    Schwer atmend fragte Sarah den Dragoman, Mahmoud, dem trotz seiner Leibesfülle keinerlei Anzeichen von Erschöpfung anzumerken waren:
    «Haben Sie nie Probleme, wenn Sie Leute hier heraufführen? Zum Beispiel ältere Menschen?»
    «Immer. Immer wir haben Problem», bestätigte Mahmoud in aller Gemütsruhe.
    «Nehmen Sie denn jeden mit?»
    Mahmoud zog die schweren Schultern hoch. «Sie wollen hinauf. Sie haben bezahlt Geld, zu sehen viele Sachen. Darum sie wollen sehen alles. Die Beduinen sind sehr geschickt, sehr sicher auf Füßen. Sie bringen immer hinauf.»
    Endlich erreichten sie den Gipfel. Sarah holte tief Luft.
    Um sie herum und unter ihnen dehnten sich die blutroten Felsen aus – eine fremdartige und unglaubliche Landschaft, die absolut einmalig war. Hier oben, in der herrlichen reinen Morgenluft, standen sie wie Götter, die eine verachtenswerte Welt betrachten – eine Welt voll brodelnder Gewalt.
    Dies war, wie der Führer ihnen erklärte, der «Opferplatz» – der «heilige Bezirk». Er zeigte ihnen die Rinne, die in den glatten Boden zu ihren Füßen gehauen war.
    Sarah entfernte sich von den anderen, von den oberflächlichen Phrasen, die dem Dragoman so flott über die Lippen kamen. Sie setzte sich auf einen Felsblock, schob mit beiden Händen ihr dichtes schwarzes Haar zurück und blickte hinunter auf die Welt, die zu ihren Füßen lag. Plötzlich merkte sie, dass jemand neben ihr stand. Dr. Gérard sagte:
    «Hier oben begreift man, wie zutreffend die Versuchung durch den Teufel im Neuen Testament ist. Der Teufel führte Jesus auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt. ‹Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.› Wie groß muss da erst die Versuchung sein, ein Gott mit realer Macht zu werden.»
    Sarah stimmte ihm zu, aber sie war so offensichtlich in Gedanken woanders, dass Gérard sie leicht erstaunt musterte.
    «Sie grübeln über etwas nach», stellte er fest.
    «Allerdings.» Sie sah ihn mit leicht verwirrter Miene an. «Es war eine wunderbare Idee, hier oben eine Opferstätte zu errichten. Ich glaube nämlich, dass manchmal tatsächlich ein Opfer erforderlich ist… Ich will damit sagen, dass man auch zu viel Achtung vor dem Leben haben kann. Der Tod ist gar nicht so wichtig, wie wir tun.»
    «Wenn das Ihre Meinung ist, Miss King, dann haben Sie den Beruf verfehlt. Für uns Ärzte ist und bleibt der Tod immer der Feind.»
    Sarah erschauerte. «Sie haben vermutlich Recht. Trotzdem kann der Tod auch Probleme lösen. Er kann sogar ein erfüllteres Leben zur Folge haben…»
    «‹Es ist besser, ein Mensch sterbe für das Volk, denn dass das ganze Volk verderbe!›», zitierte Dr. Gérard mit ernster Stimme.
    Sarah sah ihn bestürzt an.
    «Ich wollte damit nicht sagen, dass – » Sie brach ab, da Jefferson Cope auf sie zukam.
    «Also, das ist wirklich ein ganz

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