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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Häufig legte er Mitarbeitern einen Arm um die Schultern und sagte ihnen, dass er sie liebe, und das stellte er auch unter Beweis, indem er nichts unversucht ließ, um seinen Leuten zu helfen, wenn sie gesundheitliche Probleme oder finanzielle Sorgen hatten. Andererseits konnte er auch brutal sein, nicht nur im Verhältnis zu seinen Untergebenen, sondern auch gegenüber Vorgesetzten, wenn sie seinen Erwartungen nicht entsprachen. Viele, die ihn anfangs hassten, wurden später zu seinen glühendsten Bewundern, zu „Söhnen von John“, wie sie sich heute noch im FBI nennen. 6 Andere hielten den Mund und gingen ihm aus dem Weg. Wer mit ihm Schritt halten wollte, musste sich irgendwann die Frage stellen, was er noch alles opfern sollte - seine Ehe, seine Familie, sein Privatleben, alles bis auf die Arbeit. Alle diese Opfer hatte O’Neill schon längst erbracht.
     
    WÄHREND O’Neills Tätigkeit im FBI vollzog sich die Internationalisierung des Verbrechens und der Strafverfolgung. Seit 1984 besaß das FBI die Befugnis, bei Verbrechen gegen Amerikaner im Ausland zu ermitteln, doch dieser Auftrag wurde durch die eingeschränkte Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeidienststellen beeinträchtigt. O’Neill machte es sich zur Gewohnheit, jeden ausländischen Polizisten oder Geheimdienstagenten einzuspannen, der ihm über den Weg lief. Er bezeichnete dies als seine „Nachtarbeit“. Clarke kam O’Neill vor wie ein Bezirksboss der irischen Mafia, der mittels eines Systems von Freundschaften und wechselseitigen Abhängigkeiten und Verpflichtungen herrscht. Er hing ständig am Telefon, erwies anderen Leuten einen Gefallen, pflegte seine Kontakte und baute ein persönliches Netzwerk auf, das es dem FBI erleichterte, seinen internationalen Aufgaben nachzukommen. Innerhalb weniger Jahre wurde O’Neill zum wahrscheinlich bekanntesten Polizisten der Welt. Er wurde auch jener Mann, den man später am häufigsten mit der Jagd nach Osama Bin Laden identifizierte.
    Kaum ein Mitarbeiter der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden und der Geheimdienste, auch nicht O’Neill, hatte Erfahrungen mit dem Islam oder machte sich eine Vorstellung von der Wut und der Erbitterung, die hinter dem Anschlag auf das World Trade Center oder andere Verschwörungspläne gegen die USA steckten. Trotz der Vielfalt des Landes war die Führung des FBI erstaunlich uniform. Sie bestand im Wesentlichen aus irischen und italienischen Katholiken. Viele Agenten der Bundespolizei, vor allem in den höheren Rängen, hatten im Grunde den gleichen Hintergrund, der jenem von O’Neill stark ähnelte - sie waren Jungs aus Jersey, Philly oder Boston. Sie redeten sich mit Spitznamen an - Tommy, Danny, Mickey -, die sie einst als Ministranten oder als Hockey-Spieler ihrer katholischen Schule erhalten hatten. Sie waren glühende Patrioten und hatten von klein auf gelernt, dass man Hierarchien nicht in Frage stellen darf.
    Die Organisationskultur der Bundespolizei hatte sich in jenen Jahrzehnten entwickelt, als das FBI die Mafia bekämpfte, eine Vereinigung, die von Menschen mit ganz ähnlicher Herkunft geschaffen worden war. Damals kannte das FBI seinen Feind, aber über diese neue Bedrohung wusste es so gut wie nichts. Die radikalen Islamisten kamen aus Weltgegenden, in denen noch kaum ein Agent gewesen war, ja, von denen man noch nicht einmal etwas gehört hatte. Sie sprachen eine Sprache, die nur wenige FBI-Mitarbeiter verstanden. Schon das Aussprechen der Namen von Verdächtigen bereitete Schwierigkeiten. Damals fiel es schwer zu glauben, dass Menschen, die so weit weg oder so exotisch waren, eine ernsthafte Bedrohung darstellen könnten. Beim FBI herrschte die Einstellung vor: Weil sie nicht so sind wie wir, können sie auch kein sonderlich ernstzunehmender Feind sein.
    O’Neills große Leistung nach der Übernahme seines neuen Postens bestand darin, dass er erkannte, dass sich das Wesen des Terrorismus verändert hatte; er hatte globale Dimensionen angenommen und war wesentlich tödlicher geworden. In der jüngeren Vergangenheit war der Terrorismus in Amerika im Wesentlichen ein heimisches Phänomen gewesen, für das Untergrundorganisationen wie der Ku Klux Klan, die Black Panthers oder die Jewish Defense League verantwortlich waren. Zwar hatte es die Bundespolizei auch früher schon mit ausländischen Gewalttätern auf amerikanischem Boden zu tun gehabt, wie etwa den Fuerzas Armadas de Liberación Nacional (FALN), einer puertoricanischen

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