Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
arbeiten, als er Efrem Zimbalist jun. in der Fernsehserie FBI als Inspektor Lewis Erskine sah. Nachdem er sein Examen an der Highschool in Atlantic City in New Jersey abgelegt hatte, erhielt er einen Job in der erkennungsdienstlichen Abteilung der Bundespolizei und finanzierte sein Studium an der American University sowie einen Master-Lehrgang in Gerichtsmedizin an der George-Washington-Universität als Fremdenführer in der FBI-Zentrale. Im Jahr 1976 wurde er festangestellter Agent im FBI-Büro in Baltimore, 1991 wurde er zum Assistant Special Agent in Charge im Chicagoer Büro befördert. Seit seiner Zeit in Chicago trug er Spitznamen wie „Satan“oder „Fürst der Finsternis“, die von seiner gnadenlosen Härte kündeten, auf seine Schlaflosigkeit anspielten und auf die Angst, die er bei vielen seiner Untergebenen erzeugte. Zeit bedeutete ihm nicht viel; er ließ in seinem Büro stets die Rollläden unten und schien in ewiger Nacht zu leben.
Im SIOC stapfte O’Neill mit einem Telefon an jedem Ohr umher, koordinierte auf der einen Seite das Überstellungsteam und organisierte auf der anderen einen Flug mit der Luftwaffe. Weil Pakistan nicht bereit war, ein amerikanisches Militärflugzeug auf seinem Territorium landen zu lassen, wies O’Neill die Luftwaffe an, ihr Flugzeug in Zivilfarben zu streichen - und zwar unverzüglich! 3 Außerdem verlangte er, dass der Jet auf dem Heimflug nach der Gefangennahme Jussefs in der Luft aufgetankt werden solle, weil er fürchtete, Jussef könnte Asyl beantragen, wenn der Flieger in einem anderen Land landen würde. O’Neill überschritt eindeutig seine Kompetenzen, aber er war von Natur aus skrupellos und herrisch. (Das Pentagon schickte ihm später eine Rechnung über zwölf Millionen Dollar für das Auftanken in der Luft und das Umstreichen des Flugzeugs. Diese Rechnung wurde aber nie bezahlt. 4 )
Als sich die Nachricht vom Auftauchen Jussefs verbreitet hatte, erschienen Justizministerin Janet Reno und FBI-Direktor Louis Freeh im SIOC. Viele heikle Operationen waren von diesem Raum aus geleitet worden, aber keine war bislang so dringend und so schwierig gewesen. Die Überstellungspraxis war erst vor kurzem durch eine Verfügung des Präsidenten abgesegnet worden, die die Zuständigkeit des FBI über die Grenzen der Vereinigten Staaten von Amerika hinaus erweiterte und sie dadurch zu einer international agierenden Polizei machte; doch in der Praxis musste das FBI noch vieles lernen - nicht nur, wie man im Ausland operierte, sondern auch, wie man sich im Dickicht der verschiedenen US-Regierungsbehörden zurechtfand, die alle entweder unter Druck gesetzt oder besänftigt werden mussten. Solche diplomatischen Aktivitäten erforderten gewöhnlich langwierige Verhandlungen. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Wenn Jussef entkam, daran herrschte kein Zweifel, würde er weiter versuchen, amerikanische Flugzeuge in die Luft zu sprengen oder gar ein Flugzeug über dem CIA-Hauptquartier abstürzen zu lassen, wie er einmal geplant hatte.
O’Neill brachte das Überstellungsteam auf den Weg, aber er musste auch noch einen Ergreifungstrupp zusammenstellen. In Pakistan gab es nur einen einzigen FBI-Agenten, den man dazu heranziehen konnte. O’Neill spürte mehrere Agenten der Drogenbekämpfungsbehörde und des Bureau of Diplomatic Security des Außenministeriums auf, die sich gerade im Land aufhielten. Sie ließen sich einige pakistanische Soldaten zuteilen und fuhren zu dem Motel, um Jussef festzunehmen, bevor er in den Bus steigen konnte.
Am 7. Februar 1995 um 9 Uhr 30 pakistanischer Zeit betraten die Agenten das Su-Casa-Gästehaus in Islamabad und klopften an die Tür des Zimmers Nr. 16. Ein verschlafener Jussef wurde sofort zu Boden geworfen und mit Handschellen gefesselt. 5 Minuten später wurden die jubelnden Mitarbeiter der FBI-Zentrale über den erfolgreichen Zugriff informiert.
An einem der drei Tage, die John O’Neill im SIOC verbrachte, wurde er 43 Jahre alt. Nach diesen Tagen schaffte er endlich sein Gepäck in seine neue Wohnung. Es war Dienstag, sein erster offizieller Arbeitstag.
IN WASHINGTON wurde O’Neill Teil einer engen Gemeinschaft von Terrorismusexperten, die sich um Richard A. Clarke scharte. Im Netz der Bundesbehörden, die sich mit dem Terrorismus befassten, bildete Clarke gewissermaßen die Spinne. Alles, womit dieses Netz in Berührung kam, wurde ihm zur Kenntnis gebracht. Er war der erste Koordinator für die Terrorismusbekämpfung im Nationalen
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