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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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in Angst und Schrecken, aber uns schreit er nicht einmal an. Wir lernten diese Leute als nette und freundliche Menschen kennen.“
    Trotz ihres bescheidenen Auftretens bemühte sich Sawahiris Frau, eine gewisse Eleganz zu wahren. Assa nähte ihre Kleider selbst. Sie bevorzugte klassische Schnitte und beschaffte sich einige Schnittmuster aus dem Iran. Sie brachte sich selbst genug Persisch bei, um die Anleitungen zu verstehen. Sie nähte auch Nachthemden, um etwas Geld zu verdienen. Einen Teil der Einnahmen spendete sie, wie es üblich war, für Bedürftige. Sie und die Mädchen fertigten aus Bonbonpapieren Blumengirlanden an, die sie an die Wand hängten, und ordneten vor ihrer bescheidenen Lehmhütte Steine zu einem gefälligen Muster.
    Im Jahr 1997 erlebte Assa eine Überraschung: Fast ein Jahrzehnt nach der Geburt ihres letzten Kindes war sie erneut schwanger. Das Kind wurde im Winter geboren. Es hatte deutliches Untergewicht. Zawahiri sah sofort, dass Assas fünfte Tochter am Down-Syndrom litt. Assa, die bereits unter außergewöhnlich schwierigen Umständen für eine große Familie sorgen musste, nahm auch diese neue Last auf sich. Sie nannte das Baby Aischa. Alle liebten das Kind, aber Assa war die einzige, die all seine Bedürfnisse erfüllen konnte.
    Wenn sie an ihre Freundschaft mit den Kindern Bin Ladens und Sawahiris zurückdenkt, stellt Sajnab fest, dass diese Familien „gute und schlechte Zeiten erlebten, aber die Kinder waren eigentlich ganz normal. Sie hatten eine ganz normale Kindheit.“
     
    IM JULI 1997, zwei Monate nach seiner Rückkehr nach Afghanistan, musste Sawahiri feststellen, dass eine neue Entwicklung in Ägypten seine gesamte Bewegung zu untergraben drohte. Der islamistische Jurist Montassir al-Sajat hatte eine Vereinbarung zwischen der Gamaa Islamija und der ägyptischen Regierung vermittelt. Die so genannte Gewaltlosigkeitsinitiative 28 hatte ihren Ursprung in denselben Gefängnissen genommen, in denen Sajat und Sawahiri 16 Jahre früher ihre Haftstrafen verbüßt hatten. In Ägypten waren rund 20 000 Islamisten in Haft 29 , und tausende andere waren von den Sicherheitskräften getötet worden. Die islamistische Bewegung war gelähmt, und den Führern von Gamaa Islamija war klar, dass sie das Gefängnis nie wieder verlassen würden, wenn sie sich nicht zu einem förmlichen Gewaltverzicht bereit erklärten.
    Nach Bekanntgabe der Initiative gab Scheich Omar Abdul Rahman aus seiner Gefängniszelle in den Vereinigten Staaten seinen Segen. Die ägyptische Regierung bestritt eine Vereinbarung, setzte jedoch im Lauf des folgenden Jahres 2000 Angehörige von Gamaa Islamija auf freien Fuß. 30 Daraufhin erklärten sich auch viele hochrangige Mitglieder von Sawahiris al-Dschihad zur Aussöhnung mit dem Regime bereit.
    Anfangs stand Sawahiri mit seiner Ablehnung der Vereinbarung allein. „Die politische Übersetzung dieser Initiative lautet Kapitulation “, tobte er. „Was ist das für ein Kampf, in dem ein Kämpfer gezwungen wird, auf Gewalt zu verzichten und dem Kampf abzuschwören, sich in die Gefangenschaft zu fügen und seine Männer und Waffen abzugeben, um als Gegenleistung nichts zu erhalten?” 31 Der Schwall von Briefen, die Sawahiri und andere Islamisten zu dieser Frage an den Herausgeber einer arabischen Zeitung in London schickten, wurde unter der Bezeichnung „Krieg der Faxe“bekannt. Sawahiri äußerte Verständnis für das Leiden der inhaftierten Islamistenführer, aber „wenn wir den Kampf jetzt einstellen, warum haben wir dann überhaupt zu kämpfen begonnen?“
    Sawahiris Haltung beschwor eine Spaltung der ägyptischen Islamisten herauf: Jene, die sich noch im Land aufhielten, wollten Frieden, während sich jene, die Ägypten verlassen hatten, der Versöhnung widersetzten. Sawahiri bewegte Mustafa Hamsa, den neuen Emir der rivalisierenden Gamaa Islamija, und deren militärischen Leiter Rifai Ahmed Taha, die sich beide in Afghanistan aufhielten, dazu, sich ihm anzuschließen. (Was die Beteiligung des blinden Scheichs an dem Gewaltverzicht anbelangte, so hoffte dieser möglicherweise, die Amerikaner würden ihn als Gegenleistung aus der Haft entlassen. Als sich herausstellte, dass es nicht dazu kommen würde, zog er seine Unterstützung wieder zurück. 32 ) Die Exilägypter beschlossen, die fortgesetzte Gewaltanwendung mit einem einzigen Schlag von großer Tragweite zu rechtfertigen.
    Möglicherweise war ein Angriff auf eine Aufführung von Verdis im alten Ägypten

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