Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
Vom Netzwerk:
angesiedelte Oper Aida geplant, die im Oktober 1997 nahe Luxor vor dem Tempel der Königin Hatschepsut am Westufer des Nil stattfand. Die herrliche Ruine zählt zu den großartigen Überresten des Neuen Reiches. Suzanne Mubarak, die Präsidentengattin, war die Gastgeberin der Eröffnungsgala.
    Die Strategie der Gamaa Islamija bestand darin, den Tourismus anzugreifen, die wichtigste Devisenquelle für die ägyptische Wirtschaft. Auf diese Art sollte die Regierung zu unpopulären repressiven Maßnahmen gezwungen werden. Al-Dschihad hatte diesen Zugang stets als kontraproduktiv abgelehnt. Aber in Anbetracht der Anwesenheit derart vieler Prominenter und Regierungsvertreter, unter denen auch der Präsident sein würde, bot das Spektakel die Chance, al-Dschihads großes Ziel zu erreichen: Die Organisation wollte die Regierung köpfen. Doch die Anwesenheit von 3000 Sicherheitsbeamten schreckte die Islamisten ab. 33
    Am Morgen des 17. November 1997 blickte die malerische Ruine über den bernsteinfarbenen Wüstensand wie seit 35 Jahrhunderten - sie hatte dort gestanden, lange bevor Jesus oder Mohammed oder auch Abraham, der Vater der großen monotheistischen Religionen, auf der Bildfläche erschienen waren. Die Sommerhitze war auf dem Rückzug, und die touristische Hochsaison hatte begonnen. Hunderte Touristen spazierten auf dem Gelände herum, einige waren in Gruppen mit ägyptischen Führern gekommen, andere schlenderten allein herum, um Fotos zu machen und an den Kiosken einzukaufen.
    Kurz vor neun Uhr betraten sechs junge Männer in schwarzen Polizeiuniformen die Tempelanlage von Luxor. Sie trugen Reisetaschen bei sich. Plötzlich zog einer der Männer eine Waffe und streckte einen Wachmann am Tor nieder, worauf sich alle sechs Terroristen rote Stirnbänder umbanden, die sie als Angehörige der Gamaa Islamija auswiesen. 34 Zwei der Angreifer blieben beim Tor zurück, um auf die Polizei zu warten, die jedoch nie kam. Die anderen Männer liefen kreuz und quer über die Terrassen des Tempelkomplexes und machten Jagd auf die Touristen. Zunächst mähten sie ihre Opfer mit Schüssen in die Beine nieder, um sie anschließend methodisch mit Kopfschüssen hinzurichten. Zwischendurch verstümmelten sie einige der Leichen mit Fleischermessern. Einen älteren Japaner weideten sie regelrecht aus. Später fand man in seiner Bauchhöhle ein Pamphlet, auf dem „Keine Touristen in Ägypten“stand. Unterzeichnet war die Botschaft mit „Omar Abdul Rahmans Schwadron der Verwüstung und Zerstörung - die Gamaa Islamija“ 35 .
    Die Touristen auf dem Tempelgelände suchten Schutz hinter den Kalksteinkolonnaden, aber es gab kein Entrinnen. Sie saßen in der Falle. Die Schreie der Opfer beantworten die Mörder mit dem Ruf „Allahu akbar!“, während sie ihre Waffen nachluden. Als das Gemetzel nach 45 Minuten beendet war, waren die Böden des Tempels mit Seen aus Blut bedeckt. Unter den Toten waren ein fünfjähriges Kind aus Großbritannien und vier frisch vermählte japanische Paare auf Hochzeitsreise. 36 Die reich verzierten Wände des Tempels waren mit Hirnfetzen und Haarbüscheln übersät.
    Nach getaner Arbeit entführten die Angreifer einen Bus, um sich auf die Suche nach weiteren Opfern zu machen, doch diesmal stießen sie auf eine Polizeisperre. Bei der folgenden Schießerei wurde einer der Terroristen verletzt. Seine Gefährten töteten ihn und flohen in die Hügel der Umgebung, verfolgt von Reiseführern und Dorfbewohnern auf Mopeds und Eseln, die als Waffen kaum mehr in den Händen hielten als Schaufeln und Steine.
    Die Leichen der Terroristen wurden später in einer Höhle gefunden. Sie lagen zu einem Kreis angeordnet. Die ägyptische Presse spekulierte über die Möglichkeit, sie seien von empörten Dorfbewohnern getötet worden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich um einen rituellen Selbstmord handelte. Einer der Männer trug ein Schreiben bei sich, in dem er bedauerte, die Operation nicht früher durchgeführt zu haben.
    Die Terroristen hatten 85 Touristen und vier Einheimische getötet. Es war der schlimmste Terroranschlag in der modernen ägyptischen Geschichte. Die Mehrheit der Opfer - 35 Menschen - waren Schweizer; dazu kamen Besucher aus Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Bulgarien und Kolumbien. 17 weitere Touristen sowie neun Ägypter waren verwundet worden. Eine Frau aus der Schweiz hatte miterleben müssen, wie ihr Vater vor ihren Augen enthauptet wurde.
    Am folgenden Tag bekannte sich die Gamaa

Weitere Kostenlose Bücher