Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
die pakistanische News schrieb. Sawahiri sagte dem Journalisten: „Mr. Bin Laden hat eine Botschaft für Sie. Er erklärt: ¸Ich bin nicht für die Anschläge auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania verantwortlich. Ich habe den heiligen Krieg erklärt, aber daran war ich nicht beteiligt.‘“
Die amerikanischen Geheimdienste konnten Bin Ladens und Sawahiris Bewegungen zu jener Zeit am besten verfolgen, indem sie ihrem Satellitentelefon nachspürten. Wäre ein Überwachungsflugzeug in der Region stationiert gewesen, so hätte Sawahiris Anruf bei dem Reporter seine exakte Position verraten. 32 Aber der Luftschlag wurde derart rasch geführt, dass kaum Zeit für die Vorbereitung blieb. Dennoch wussten die amerikanischen Geheimdienste ziemlich genau, wo sich Bin Laden und Sawahiri versteckten. Daher ist es unverständlich, dass vor dem Angriff kein Überwachungsflugzeug in die Region entsandt wurde. Wäre Sawahiris Position vor dem Abschuss der Cruise Missiles festgestellt worden, so wäre er mit einiger Sicherheit bei dem Luftschlag getötet worden. Auf der anderen Seite dauert es mehrere Stunden, ein solches Geschoss für den Abschuss vorzubereiten, und die Flugzeit von einem Kriegsschiff im Arabischen Meer über Pakistan bis in den Osten Afghanistans betrug mehr als zwei Stunden. Als Sawahiri zum Telefonhörer griff, waren die Marschflugkörper wahrscheinlich bereits auf dem Weg.
Obwohl die National Security Agency (NSA) in der Lage war, die mit dem Satellitentelefon durchgeführten Anrufe zu überwachen, weigerte sie sich, die Daten mit dem FBI, der CIA oder Richard A. Clarke im Weißen Haus zu teilen. 33 Als die CIA von einem ihrer bei der NSA stationierten Mitarbeiter erfuhr, dass die Telefone von al-Qaida überwacht wurden, verlangte sie Transkripte der Gespräche. Doch die NSA verweigerte die Herausgabe und bot lediglich Zusammenfassungen an, die in vielen Fällen nicht aktuell waren. Also beauftragte die CIA den Leiter ihrer eigenen Forschungs- und Technologieabteilung, ein Gerät zu entwickeln, mit dem die Übertragungen von Satellitentelefonen aus jenem Teil Afghanistans verfolgt werden konnten. Es gelang lediglich, eine Seite der Gespräche aufzufangen, aber auf der Grundlage einer dieser Abhöraktionen stellte die CIA fest, dass sich Bin Laden und andere Terroristen in Khost versammeln würden.
Die Information war aktuell, und sie war wichtig. Bin Laden hatte sich erst am Vorabend entschlossen, nach Khost zu reisen. Auf der Fahrt durch die Provinz Vardak machte sein Tross an einer Kreuzung Halt.
„Was meint ihr, meine Freunde, wohin sollten wir uns wenden?“, fragte Bin Laden. „Nach Khost oder nach Kabul?“ 34
Sein Leibwächter und andere stimmten für Kabul, weil sie dort Freunde besuchen konnten.
„Dann lasst uns mit Gottes Hilfe nach Kabul reisen“, entschied Bin Laden. Dieser Entschluss rettete ihm möglicherweise das Leben.
MIT 15 JAHREN war Abdul Rahman Chadr der jüngste Rekrut im Lager Faruk in der Nähe von Khost. Dort wurden nach seiner Schätzung zwischen 70 und 120 Männer ausgebildet. Etwa genauso viele Männer waren im nahe gelegenen Lager Dschihad Wal stationiert. Als er an jenem Tag nach dem Abendgebet mit einem Eimer in der Hand aus dem Waschraum zurückkehrte, beleuchteten plötzlich grelle Lichter den Himmel über ihm. Er ließ den Eimer fallen, doch bevor dieser auf dem Boden aufkam, begannen die Geschosse zu explodieren.
Der ersten 20 Marschflugkörper trafen Dschihad Wal. Abdul Rahman suchte Deckung, als rund um ihn die zweite Welle von Geschossen explodierte. Er hob den Blick und sah die in der Luft pulsierenden Detonationswellen.
Als der Regen von Felsbrocken und Trümmern vorüber war, ging er zwischen den rauchenden Ruinen umher, um sich anzusehen, was vom Lager übrig geblieben war. Das Verwaltungsgebäude war zerstört. Abdul Rahman nahm an, dass die Ausbilder tot seien. Doch dann hörte er Schreie und lief nach Dschihad Wal hinüber, wo er sah, dass sich die Ausbilder zu einer Besprechung versammelt hatten. Zu seiner Verblüffung hatten sie alle überlebt. Keiner der Führer von al-Qaida war verletzt.
Fünf Männer waren verwundet, und Abdul Rahman lud sie in einen Geländewagen. Trotz seiner Jugend war er der Einzige, der fahren konnte. Er brachte die Verwundeten nach Khost ins Krankenhaus. Auf dem Weg hielt er an, um einem schwer verletzten Mann Wasser zu geben, und dieser starb in seinen Armen.
Abdul Rahman kehrte ins Lager zurück, um
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