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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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der Toten stieg immer noch, da zahlreiche Menschen ihren furchtbaren Verletzungen erlagen. „Warum mussten diese Menschen sterben?“, fragte er Bin Raschid. „Sie hatten nichts mit den Vereinigten Staaten und Israel und Palästina zu tun!“
    Auf diese Frage antwortete Bin Raschid nicht direkt, sondern er sagte etwas Überraschendes: „Ich möchte, dass Sie mir einen Prozess in Amerika versprechen. Denn Amerika ist mein Feind, nicht Kenia. Wenn Sie mir das zusichern können, werde ich Ihnen alles erzählen.“
    Gaudin holte Patrick Fitzgerald, den Staatsanwalt aus dem Southern District von New York, in den Raum. Fitzgerald entwarf eine Vereinbarung, in der stand, dass die Ermittler alles tun würden, um eine Auslieferung des Verdächtigen in die Vereinigten Staaten zu erreichen.
    „Mein Name ist nicht Chaled Salim Bin Raschid“, erklärte der Verdächtige nun. „Ich bin Mohammed al-Owhali und komme aus Saudi-Arabien.“Er sei 21 Jahre alt, entstamme einer bekannten Händlerfamilie und habe eine gute Ausbildung erhalten. Als Jugendlicher hatte er sich der Religion zugewandt. Er hatte begonnen, sich Predigten auf Hörkassetten anzuhören und Bücher und Zeitschriften zu lesen, in denen das Märtyrertum verherrlicht wurde. Besonders betroffen war er von einer Predigt des Scheichs Safar al-Hawali gewesen, in der von „Kissingers Versprechen“die Rede war - angeblich hatte der amerikanische Außenminister eine Besetzung der arabischen Halbinsel geplant. 25 Angestachelt von dieser Information, brach Owhali nach Afghanistan auf, um sich dem Dschihad anzuschließen.
    Er erhielt eine Grundausbildung im Lager Chaldan, wo er im Umgang mit automatischen Waffen und Sprengstoffen ausgebildet wurde. Owhalis Leistungen waren auffallend gut, und er wurde Bin Laden vorgestellt, der ihm riet, sich zusätzliche Anleitung zu holen. Also erlernte er, wie man Personen, Flugzeuge und Busse entführt, Gebäude besetzt und Feindaufklärung betreibt. Bin Laden behielt ihn im Auge und versicherte ihm wiederholt, dass er ihn irgendwann mit einer Mission betrauen werde.
    Während Owhali mit den Taliban kämpfte, trat Dschihad Ali an ihn heran und teilte ihm mit, dass sie beide für einen Märtyrereinsatz ausgewählt worden seien. Allerdings würden sie ein Ziel in Kenia attackieren müssen. Owhali war niedergeschlagen. „Ich will die Amerikaner auf ihrem Boden angreifen!“, flehte er. Seine Führer erklärten ihm, dass die Anschläge auf diese Botschaften wichtig seien, da sie die Vereinigten Staaten von den Vorbereitungen auf die eigentliche Attacke ablenken würden.
    „Wir planen einen Angriff auf die USA, aber wir sind noch nicht so weit“, verriet der Verdächtige Gaudin und den anderen Ermittlern. „Wir müssen euch an verschiedenen Orten im Ausland treffen, damit ihr nicht bemerkt, was in eurem Land vorgeht. Der große Angriff wird kommen. Ihr könnt nichts tun, um ihn zu verhindern.“
     
    DIE LEUTE, die für O’Neill arbeiteten, fühlten sich manchmal wie Mitglieder der Mafia. Die anderen Agenten fanden nämlich, dass O’Neill aufgrund seiner Kleidung und seines Auftretens wie ein Mafioso wirkte, ganz zu schweigen von seiner Herkunft aus Atlantic City. Als der erste Direktor des FBI, J. Edgar Hoover, dem jungen Agenten O’Neill begegnet war, war er derart besorgt gewesen, dass er ihn beiseite genommen hatte, um sich nach seinen „Verbindungen“zu erkundigen. 26 Doch der einzige Zusammenhang bestand darin, dass O’Neill wie die Mafiosi das Produkt einer Kultur war, in der der Erfolg von der persönlichen Loyalität abhing. Und er schreckte nicht davor zurück, Kollegen, die ihm in die Quere kamen, damit zu drohen, ihre Karriere zu ruinieren. 27
    Nach den Bombenanschlägen auf die Botschaften setzte O’Neill eine tägliche Besprechung um vier Uhr nachmittags an, zu der er üblicherweise mit einer Stunde Verspätung erschien. Seine chronische Unpünktlichkeit sorgte für einigen Unmut bei den verheirateten Mitarbeitern, die sich um ihre Kinder kümmern mussten. Wenn O’Neill endlich im Konferenzzimmer auftauchte, drehte er jedes Mal eine Runde um den Tisch, um jedem einzelnen Teammitglied die Hand zu schütteln - ein weiteres zeitaufwändiges Ritual.
    Einmal ergriff Jack Cloonan, ein Mitglied der Einheit I-49, bei der Begrüßung O’Neills Hand und küsste den massiven FBI-Ring, den dieser am Finger trug. „Ich danke Ihnen, mein Pate“, sagte Cloonan.
    „Arschloch“, erwiderte O’Neill.
    In einer der Sitzungen

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