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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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den Sudanesen zusammenarbeiten“, sagte er zu Clarke. O’Neill wusste sehr wohl, dass der Sudan auf der Terrorliste des Außenministeriums stand, aber die dortigen Behörden hatten zumindest eine Geste des guten Willens gemacht.
    „John, dazu müssen Sie etwas wissen“, sagte Clarke. Er schlug O’Neill vor, zu ihm zu kommen, um mit der Justizministerin zu sprechen. Diese teilte ihm mit, dass eine Zusammenarbeit mit den Sudanesen nicht in Frage komme, denn in wenigen Stunden würden die Vereinigten Staaten das Land als Vergeltung für die Anschläge in Ostafrika bombardieren. Auf den im Roten Meer stationierten amerikanischen Kriegsschiffen drehten sich bereits die Marschflugkörper in den Abschussrohren.
    Am selben Tag als O’Neill nach Washington kam, sagte Monica Lewinsky, eine ehemalige Praktikantin im Weißen Haus, vor einer Anklagejury in der Hauptstadt aus, dass sie den Präsidenten der Vereinigten Staaten oral befriedigt hatte. Ihr Bericht würde wesentlich dazu beitragen, dass ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Clinton eingeleitet wurde. Nach Ansicht der Islamisten und vieler Araber war die Beziehung zwischen dem Präsidenten und der Praktikantin ein deutlicher Beweis für den jüdischen Einfluss auf die Vereinigten Staaten, und eine militärische Antwort auf die Bombenangriffe würde in der islamischen Welt wahrscheinlich als Maßnahme gedeutet werden, deren einziger Zweck darin bestand, von dem Skandal abzulenken. „Kein Krieg für Monica!“stand auf Schildern, die in vielen arabischen Ländern durch die Straßen getragen wurden. Aber der schwer angeschlagene Präsident Clinton hatte kaum eine Wahl.
    Die CIA hatte den Verdacht, dass Bin Laden im Sudan chemische Waffen entwickelte. Entsprechende Hinweise hatte Dschamal al-Fadl gegeben, Bin Ladens früherer Assistent, der sich mittlerweile den Amerikanern als Zeuge zur Verfügung gestellt hatte. 30 Aber Fadl hatte den Sudan bereits vor zwei Jahren verlassen, etwa zur selben Zeit, als Bin Laden des Landes verwiesen worden war. Die CIA war nicht von der Aufrichtigkeit der wiederholten Gesprächsangebote der sudanesischen Regierung überzeugt, die von der schwarzen Liste des Außenministeriums gestrichen werden wollte. Also engagierte der Auslandsgeheimdienst einen Spion aus einem arabischen Land, der in der Nähe der Fabrik al-Schifa eine Bodenprobe nehmen sollte. 31 In al-Schifa wurden angeblich Pharmazeutika hergestellt, aber die CIA hatte den Verdacht, dass dort Chemiewaffen produziert wurden, und glaubte, dass die Anlage zum Teil Bin Laden gehörte. Die Probe, die im Juni 1998 genommen wurde, enthielt Berichten zufolge Spuren von EMPTA, einer Chemikalie, die ein unverzichtbarer Bestandteil des extrem wirkungsvollen Nervengases VX war. Tatsächlich gab es kaum andere Verwendungszwecke für diese Substanz.
    Am 20. August gab US-Präsident Clinton auf der Grundlage dieser Information seine Zustimmung zu einem Militärschlag. Zur Vergeltung für die Anschläge auf die Botschaften wurden zunächst 13 Tomahawk-Marschflugkörper auf die verdächtige Fabrik in Khartoum abgefeuert. Die Anlage wurde völlig zerstört.
    Es stellte sich heraus, dass in der Fabrik nur Medikamente und keine chemischen Kampfstoffe hergestellt worden waren. Weder auf dem Grundstück noch in seiner Umgebung wurden weitere Spuren von EMPTA gefunden. Die Chemikalie war möglicherweise ein Produkt des Zerfalls eines frei erhältlichen Pestizids, das in Afrika verbreitete Anwendung findet und mit dem EMPTA große Ähnlichkeit hat. Dazu kam, dass Bin Laden nichts mit der Fabrik zu tun hatte. Das Resultat dieses übereilten Luftschlags war, dass ein verarmtes Land einen seiner wichtigsten Produktionsbetriebe verlor, in dem 300 Personen beschäftigt gewesen und die Hälfte der Medikamente des Landes erzeugt worden waren. Außerdem war ein Nachtwächter getötet worden.
    Der Sudan ließ die beiden Komplizen der Attentäter von Nairobi und Daressalam entkommen, sie tauchten nie wieder auf. O’Neill und seinem Team war eine große Chance entgangen, weiterer Mitglieder von al-Qaida habhaft zu werden.
    ZUR SELBEN ZEIT, als im Norden von Khartoum die Gefechtsköpfe explodierten, flogen 66 Marschflugkörper auf zwei Ausbildungslager von al-Qaida zu, die sich nahe der pakistanischen Grenze in der Umgebung der afghanischen Stadt Khost befanden.
    Sawahiri telefonierte zufällig gerade auf Bin Ladens Satellitentelefon mit Rahimullah Jussufsai, einem angesehenen BBC-Reporter, der auch für

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