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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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FBI-Untersuchung des Angriffs auf die Cole und ermöglichte es den Terroristen, in aller Ruhe ihre Pläne weiterzuverfolgen.
    Zu diesem Zeitpunkt war Mihdhar in den Jemen zurückgekehrt und von dort aus nach Saudi-Arabien weitergereist, von wo aus er vermutlich die übrigen Flugzeugentführer in die Vereinigten Staaten schleuste. Zwei Tage nach dem frustrierenden Treffen zwischen dem CIA-Abteilungsleiter und der I-49 wurde Mihdhar vom amerikanischen Konsulat in Dschidda ein neues Einreisevisum ausgestellt. Da die CIA seinen Namen nicht an das Außenministerium weitergegeben hatte, um ihn auf die Überwachungsliste zu setzen, stieg Mihdhar am 4. Juli in New York unbehelligt aus dem Flugzeug.
     
    MIT DEM TREFFEN am 11. Juni hatte eine bizarre Entwicklung in den amerikanischen Bundesbehörden ihren Höhepunkt erreicht, nämlich den Leuten, die am meisten darauf angewiesen waren, wichtige Informationen vorzuenthalten. Es hatte stets Hindernisse für den Informationsaustausch gegeben. Beispielsweise schrieb das Gesetz vor (in diesem Fall die Bestimmung 6E der Federal Rules of Criminal Procedure), dass aus Zeugenaussagen vor einer Anklagejury gewonnene Informationen vertraulich behandelt werden mussten. Das FBI betrachtete dies als fast unüberwindliches Hindernis für die Offenlegung von Untersuchungsergebnissen. Clarke fand jeden Morgen in seinem Spezialcomputer mindestens 100 Berichte der CIA, der NSA und anderer Geheimdienste, aber das FBI gab nie derartige Informationen heraus. Die 6E-Regelung hinderte die Ermittlungsbeamten auch daran, mit Kollegen, die nachrichtendienstlichen Aktivitäten nachgingen, über kriminalistische Ermittlungen zu sprechen - selbst wenn diese Kollegen in derselben Einheit tätig waren.
    Bis zur zweiten Amtszeit Präsident Clintons waren aus nachrichtendienstlichen Operationen gewonnene Informationen, vor allem solche, die auf ein Verbrechen hindeuteten, freizügig an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben worden. Tatsächlich hatten sich derartige Informationen als unverzichtbar für Verbrechensbekämpfung erwiesen. Mitarbeiter des New Yorker FBI-Büro an der Federal Plaza gingen oft in einen streng gehüteten Raum hinauf, wo sie Transkripte der von der NSA abgehörten Telefongespräche lasen und sich von dem dort stationierten Vertreter der CIA ins Bild setzen ließen. Nicht zuletzt dank dieser Zusammenarbeit konnte beispielsweise Scheich Omar Abdul Rahman verurteilt werden: Die Tonbandaufnahmen, die während einer Abhöraktion des Geheimdienstes in seiner Wohnung gemacht worden waren, bewiesen, dass er die Bombenanschläge in New York autorisiert hatte. Aber es gab stets Bedenken, dass nachrichtendienstliche Operationen durch die Offenlegung heikler Informationen in einem Gerichtsverfahren beeinträchtigt werden könnten.
    Im Jahr 1995 gab das Justizministerium neue Richtlinien aus, die den Informationsaustausch zwischen Agenten und Anklagevertretern, nicht jedoch unter den Agenten regeln sollten. Die FBI-Zentrale deutete die Regelung falsch und verwandelte sie in eine Zwangsjacke für die eigenen Untersuchungsbeamten. Von jetzt an konnte die Weitergabe nachrichtendienstlicher Informationen an Behörden, die Straftaten verfolgten, das Ende der eigenen Karriere bedeuten. Ein Geheimgericht in Washington, das mit dem Gesetz über die Überwachung der Auslandgeheimdienste (Foreign Intelligence Surveillance Act, FISA) von 1978 eingerichtet worden war, wurde zum Schiedsrichter ernannt, der darüber zu entscheiden hatte, welche Daten „über die Mauer geworfen“werden durften, wie es im Jargon des Gerichts hieß. Die bürokratische Konfusion und Lähmung führte im Lauf der Zeit dazu, dass der Strom wesentlicher Information an die Antiterroreinheit I-49 versiegte. 20
    Die CIA ging ihrerseits mit Freuden daran, sämtliche Löcher in der Mauer, die sie vom FBI trennte, zu schließen. Das Argument, auf das jener CIA-Abteilungsleiter in der Sitzung am 11. Juni zurückgriff, um den FBI-Agenten die Identität der Männer auf den Fotos vorenthalten zu können, lautete, die Weitergabe der Information werde sich nachteilig auf „empfindliche Quellen und Ermittlungsmethoden“auswirken. Die Quelle seines Wissens über das konspirative Treffen in Malaysia war der Telefonanschluss Ahmed al-Hadas im Jemen, der wesentliche Aufschlüsse über das internationale Netz von al-Qaida lieferte. Das Haus Hadas war eine Schaltstelle al-Qaidas und eine unschätzbare Quelle für geheimdienstliche Informationen.

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