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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Verkündigung des Urteilsspruchs nahm er Stephen Gaudin beiseite. Gaudin war der Agent, der Mohammed al-Owhalis Widerstand gebrochen hatte, der ihm den Wunsch abgerungen hatte, in den Vereinigten Staaten vor Gericht gestellt zu werden. O’Neill legte seinen Arm um Gaudins Schulter und sagte ihm, er habe ein Geschenk für ihn. „Ich werde Sie in eine Sprachschule in Vermont schicken. Sie werden Arabisch lernen.“
    Gaudin zuckte bei dem Gedanken zusammen.
    „Sie wissen, dass dieser Kampf nicht vorüber ist“, fuhr O’Neill fort. „Erinnern Sie sich an das, was Ihnen al-Owhali sagte? Er sagte: ¸Wir müssen euch im Ausland treffen, damit ihr uns nicht von innen kommen seht.‘ “
    Es war O’Neill bewusst, dass das Modell der Verbrechensbekämpfung nur eine Möglichkeit der Annäherung an den Terrorismus war. Die Strafverfolgung war nur von begrenztem Nutzen im Kampf gegen den Terror, vor allem, wenn es sich beim Gegner um ein hoch komplexes ausländisches Netzwerk handelte, das sich aus fähigen und motivierten Ideologen zusammensetzte, die bereit waren, für ihre Ziele zu sterben. Aber als ihm Richard A. Clarke am Rand der Verhaftungen zur Jahrtausendwende gesagt hatte, man werde Bin Laden töten, wollte O’Neill nichts davon hören. 16 Obwohl al-Qaida eine sehr viel größere Herausforderung für den Rechtsstaat darstellte als die Mafia und jede andere kriminelle Organisation, hatten die Alternativen zur Strafverfolgung - Militärschläge, Mordversuche der CIA - lediglich bewirkt, dass Bin Laden in den Augen seiner Anhänger weiter an Statur gewann. Hingegen waren die 25 Verurteilungen bedeutende und legitime Erfolge, die die Glaubwürdigkeit und Integrität des amerikanischen Rechtssystems demonstrierten. Aber die Eifersucht zwischen den Behörden und die Tatsache, dass die FBI-Zentrale dringende Maßnahmen nicht für erforderlich hielt, behinderten die Einheit I-49 in New York, die nichts von der Gefahr wusste, die bereits im Land lauerte.
    Als sich der Prozess gegen die Terroristen, die die Botschaft angegriffen hatten, seinem Ende zuneigte, waren die 19 Terroristen, die die Anschläge am 11. September 2001 verüben würden, bis auf wenige Ausnahmen bereits in die Vereinigten Staaten eingeschleust worden. Etwa um diese Zeit studierte Tom Wilshire, der als Vertreter der CIA in der FBI-Abteilung für internationalen Terrorismus saß, die Beziehung zwischen Chaled al-Mihdhar und Challad, dem einbeinigen Drahtzieher des Anschlags auf die Cole . Aufgrund der Namensähnlichkeit hatte die CIA geglaubt, dass es sich möglicherweise um ein und dieselbe Person handelte, aber dank Ali Soufans Untersuchung wusste der Geheimdienst mittlerweile, dass Challad der Leibgarde Bin Ladens angehörte. „OK. Das hier ist wichtig“, schrieb Wilshire in einem E-Mail an seine Vorgesetzten im Counterterrorist Center (CTC) der CIA. „Dies ist ein sehr gefährlicher Killer, der die Attacke auf die Cole und möglicherweise auch die Bombenanschläge auf die afrikanischen Botschaften organisiert hat.“Wilshire wusste bereits, dass Nawaf al-Hasmi in den Vereinigten Staaten war und dass dieser Mann und Mihdhar mit Challad gereist waren. Und Wilshire entdeckte, dass Mihdhar im Besitz eines Einreisevisums für die Vereinigten Staaten war. „Ich war sicher, dass etwas Schlimmes bevorstand“, erinnert sich Wilshire. 17 Er bat um die Erlaubnis, diese entscheidende Information an das FBI weitergeben zu dürfen. Doch die CIA reagierte nie auf sein Ansuchen.
    In jenem Sommer bat Wilshire die FBI-Analystin beim CTC, Margarette Gillespie, „in ihrer Freizeit“das Material über das konspirative Treffen in Malaysia zu sichten. Sie kam erst Ende Juli dazu. Wilshire verriet ihr nicht, dass sich einige der Männer, die an dem Treffen teilgenommen hatten, möglicherweise in den Vereinigten Staaten aufhielten. Tatsächlich vermittelte er ihr in keiner Weise die Dringlichkeit, die aus seiner Mitteilung an seine Vorgesetzten im CTC hervorgegangen war, obwohl er davon wusste, dass al-Qaida ein „Hiroshima“auf amerikanischem Boden plante.
    Allerdings wollte Wilshire wissen, was das FBI wusste. Er gab der Analystin Dina Corsi, die im FBI-Hauptquartier arbeitete, drei Überwachungsfotos, die der malaysische Geheimdienst bei dem Qaida-Treffen geschossen hatte, damit sie sie in der I-49 herumzeigte. Auf den Fotos waren Mihdhar, Hasmi und ein Mann zu sehen, der Quso ähnelte. Wilshire sagte Corsi nicht, warum diese Aufnahmen gemacht worden waren, doch

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