Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Ironischerweise hatte erst die Untersuchung der Bombenanschläge auf die ostafrikanischen Botschaften durch das FBI - geleitet vom New Yorker Brüo - diesen Telefonanschluss zu Tage gefördert. Alle Informationen, die mit dem Haus von Hada zu tun hatten, waren von größter Bedeutung. Die CIA wusste, dass einer der Männer auf den Fotos aus Malaysia - Chaled al-Mihdhar - Hadas Schwiegersohn war, aber auch dieses wichtige Detail verheimlichte sie dem FBI.
Die NSA ihrerseits, die sich nicht die Mühe machen wollte, ständig die Genehmigung des FISA-Gerichts einzuholen, ging stattdessen einfach dazu über, die Freigabe der Informationen grundsätzlich einzuschränken. Beispielsweise führte Mihdhar von San Diego aus acht Telefongespräche mit seiner Frau, die sich in Hadas Haus aufhielt und gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte. 21 Die Information über diese Anrufe gab die NSA überhaupt nicht weiter. An der Wand des „Bullenpferchs“- so nennen die Mitglieder der Antiterroreinheit I-49 das Labyrinth von Büronischen, in dem sie untergebracht sind - hing ein Schaubild, in dem die Verbindungen zwischen Ahmed al-Hadas Telefon und anderen Anschlüssen in aller Welt dargestellt sind. Dieses Diagramm gab Aufschluss über al-Qaidas internationale Vernetzung. Wäre eine Linie von Hadas Haus im Jemen zu dem Apartment in San Diego gezogen worden, das Hasmi und Mihdhar bewohnten, so wäre allen Beteiligten sonnenklar gewesen, dass sich al-Qaida auf amerikanischem Boden befand.
Die Einheit I-49 fand diverse aggressive und kreative Lösungen, um die Beschränkungen zu umgehen. Als die NSA begann, dem FBI und den Staatsanwälten im Southern District die Transkripte von Gesprächen vorzuenthalten, die Bin Laden von seinem Satellitentelefon aus geführt hatte, entwickelte die Einheit einen Plan für den Bau von zwei Antennen, die das Signal des Satelliten auffangen konnten: eine sollte auf den abgelegenen Pazifikinseln von Palau und die andere auf Diego Garcia im Indischen Ozean stationiert werden. Die NSA erhob Einspruch gegen dieses Vorhaben, rückte schließlich jedoch 114 Transkripte heraus, um den Bau der Antennen zu verhindern. Doch die Transkripte anderer abgefangener Gespräche gab die NSA nicht aus der Hand. Die einfallsreiche I-49 errichtete sogar eine Satellitentelefonzelle für internationale Gespräche in Kandahar, in der Hoffnung, diese werde Dschihadis anlocken, die in die Heimat telefonieren wollten. Die Agenten konnten nicht nur die Gespräche mithören, sondern nahmen die Anrufer auch mit einer versteckten Kamera auf. In Madagaskar bauten Mitglieder der Einheit eine Antenne, um die Telefongespräche von Chaled Scheich Mohammed abzufangen. Millionen von Dollar und tausende Arbeitsstunden wurden investiert, um an Informationen heranzukommen, die andere Behörden bereits besaßen, jedoch nicht herausgeben wollten.
Die Agenten der I-49 waren irgendwann so sehr daran gewöhnt, dass man ihnen den Zugang zu nachrichtendienstlichen Erkenntnissen immer wieder verweigerte, dass sie sich eine Aufnahme des Pink Floyd-Songs „Another Brick in the Wall“kauften, um jedes Mal, wenn sie die Ausrede der „empfindlichen Quellen und Ermittlungsmethoden“zu hören bekamen, den Telefonhörer an den CD-Player zu halten und den Song abzuspielen. 22
AM 5. JULI 2001 versammelte Richard A. Clarke Vertreter verschiedener inländischer Behörden - darunter die Luftfahrtbehörde FAA, die Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde INS, die Küstenwache, das FBI und der Secret Service -, um eine Warnung auszugeben. „Hier wird etwas wirklich Spektakuläres geschehen“, verkündete er, „und es wird bald geschehen.“
Am selben Tag traf John O’Neill in Begleitung von Valerie James in Spanien ein, wo er auf Einladung der Spanischen Polizeivereinigung einen Vortrag halten sollte. O’Neill hatte beschlossen, sich einige Tage Urlaub zu gönnen, um sich darüber klarzuwerden, was er mit seinem weiteren Leben anfangen sollte. 23 Zwar hatte das Justizministerium die Untersuchung des Zwischenfalls mit dem gestohlenen Aktenkoffer eingestellt, doch nun führte das FBI eine interne Untersuchung durch. Der Druck auf ihn ließ nicht nach. Und er hatte erfahren, dass die New York Times einen Bericht über die Affäre vorbereitete.
Die Reporter wussten nicht nur, dass sich in dem Koffer geheime Unterlagen befunden hatten, sondern sie waren auch über den früheren Zwischenfall mit Val in dem geheimen FBI-Standort und über O’Neills
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