Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
er verriet ihr, dass einer der Männer Chaled al-Mihdhar hieß. Unterdessen durchforstete Maggie Gillespie die Intelink-Datenbank über das Treffen in Malaysia, aber die CIA hatte keinerlei Berichte über Mihdhars Visum oder Hasmis Einreise in die USA hineingestellt. 18 Gillespie fand NSA-Berichte über die Vorgeschichte des Treffens in Malaysia, aber diese Berichte waren in Intelink als Informationen eingestuft, die nicht mit Strafverfolgungsbehörden geteilt werden durften.
Am 11. Juni reiste ein CIA-Abteilungsleiter, Clark Shannon, gemeinsam mit Maggie Gillespie und Dina Corsi nach New York, um mit den dortigen FBI-Ermittlern über die Cole -Untersuchung zu sprechen - Soufan trafen sie allerdings nicht an, da er sich im Ausland aufhielt. Die Sitzung begann am Vormittag mit einem eingehenden Bericht der New Yorker FBI-Agenten über die Fortschritte der Untersuchung. Nachdem sie sich drei oder vier Stunden lang die Berichte der FBI-Ermittler angehört hatte, forderte Shannon (der CIA-Abteilungsleiter) schließlich um zwei Uhr nachmittags Corsi auf, ihren Kollegen die Fotos zu zeigen. Es handelte sich um drei hochauflösende Überwachungsfotos. Eine der Aufnahmen, die von unten aufgenommen worden war, zeigte Mihdhar und Hasmi, die bei einem Baum standen. Der Abteilungsleiter wollte wissen, ob die FBI-Agenten einen der Männer erkannten und ob Quso auf einem der Fotos zu sehen sei. 19
Die FBI-Agenten aus der I-49 fragten, wer die Männer auf den Fotos seien, wann die Aufnahmen entstanden seien und ob es noch andere Fotos gebe. Shannon verweigerte jede Angabe dazu. Corsi versprach, dass sie „in den kommenden Tagen und Wochen“versuchen werde, die Genehmigung zur Weitergabe dieser Informationen zu bekommen. Die Diskussion wurde hitzig, und die Teilnehmer begannen, einander anzuschreien. Die FBI-Agenten wussten, dass man ihnen Hinweise vor die Nase hielt, die für die Aufklärung der von ihnen untersuchten Verbrechen wichtig waren, aber sie bekamen keine weiteren Informationen aus Shannon oder den beiden FBI-Analystinnen heraus - mit Ausnahme eines Details: Corsi ließ schließlich den Namen Chaled al-Mihdhar fallen.
Einer der Angehörigen der I-49 war Steve Bongardt, ein früherer Navy-Pilot und Annapolis-Absolvent. Bongardt bat den Abteilungsleiter um Mihdhars Geburtsdatum oder seine Passnummer. Der Name allein genügte nicht, um seine Einreise in die Vereinigten Staaten zu verhindern. Bongardt war gerade aus Pakistan zurückgekehrt und hatte eine Liste von 30 Männern mitgebracht, die im Verdacht standen, al-Qaida anzugehören. Neben den Namen standen auch ihre Geburtsdaten, die er als Vorsichtsmaßnahme an das Außenministerium weitergegeben hatte, um zu verhindern, dass diese Personen ins Land gelangten. Dies war das übliche Verfahren und das Erste, was die meisten Ermittler tun würden. Aber der CIA-Abteilungsleiter lehnte es ab, zusätzliche Informationen bereitzustellen.
Man kann sich vorstellen, was geschehen wäre, hätte er die Erlaubnis gehabt, die wesentlichen Einzelheiten über Mihdhars Einreise in die Vereinigten Staaten, über seine Verbindung zu dem Telefonanschluss im Jemen (der eine Schaltstelle von al-Qaida war), über seine Beziehung zu Hasmi, der ebenfalls in den Vereinigten Staaten war, über ihre Zugehörigkeit zu al-Qaida und ihre Kontakte zu Challad an das FBI weiterzugeben. Die Fotos, die im New Yorker Büro auf den Tisch gelegt wurden, beinhalteten nicht nur unverzichtbare Informationen über die Planung des Anschlags auf die Cole , sondern sie verbargen auch die schockierende Tatsache, dass al-Qaida bereits in den Vereinigten Staaten war und sich anschickte, loszuschlagen.
Es gab allerdings noch ein viertes Foto von dem Terroristentreffen in Malaysia, das der CIA-Abteilungsleiter nicht vorlegte: ein Foto von Challad. Diesen Mann kannten die mit der Untersuchung des Anschlags auf die Cole betrauten FBI-Ermittler sehr gut. Sie hatten eine Akte über ihn angelegt und seinen Fall bereits einer Anklagejury vorgelegt, um ihm den Prozess zu machen. Wäre dieses vierte Foto vorgelegt worden, so hätte sich O’Neill an Mary Margaret Graham gewandt, die Leiterin des im World Trade Center untergebrachten New Yorker CIA-Büros, um die Herausgabe sämtlicher Informationen zu verlangen, die der Auslandsgeheimdienst über Challad und seine Mitstreiter gesammelt hatte. Doch indem sie das Foto zurückhielt, auf dem dieser Mann neben den zukünftigen Entführern stand, blockierte die CIA die
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