Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Journalisten schicken zu dürfen, die Massud interviewen sollten. Ergänzt wurde der Brief durch ein persönliches Empfehlungsschreiben von Abdul Rasul Sajaf. Die Genehmigung wurde erteilt.
Massud war nicht der Einzige, der die Vereinigten Staaten warnte. Die NSA hörte Gespräche mit, in denen voller Schadenfreude über eine bevorstehende große Attacke gemunkelt wurde („spektakulär“, „ein zweites Hiroshima“), und die Geheimdienste arabischer Länder, die bessere Informanten hatten, äußerten düstere Vermutungen. Der ägyptische Präsident Husni Mubarak warnte die amerikanische Regierung, islamistische Terroristen hätten vor, in Rom „mit einem mit Sprengstoff beladenen Flugzeug“einen Anschlag auf Präsident Bush zu verüben, wenn der im Juni auf dem Weg nach Genua zum G8-Gipfel sei. 10 Die italienischen Behörden brachten Luftabwehrgeschütze in Position, um den Angriff zu verhindern. Der Außenminister der Taliban, Wakil Ahmed Muttawakil, vertraute dem amerikanischen Generalkonsul in Peschawar und Vertretern der Vereinten Nationen in Kabul an, dass al-Qaida einen verheerenden Schlag gegen die Vereinigten Staaten vorbereite. 11 Muttawakil fürchtete, dass die amerikanische Vergeltung sein Land zerstören würde. Etwa um dieselbe Zeit fing der jordanische Geheimdienst den Namen der Operation auf und gab ihn an Washington weiter: 12 „The Big Wedding“, „Die große Vermählung“. In der Vorstellungswelt des Selbstmordattentäters ist der Tag des Märtyrertods der Tag der Vermählung, denn an diesem Tag werden ihm die Jungfrauen im Paradies zugeführt.
BIN LADEN entschloss sich ebenfalls, sich erneut zu vermählen. Die Braut war ein 15-jähriges jemenitisches Mädchen namens Amal al-Sada. 13 Einer seiner Leibwächter reiste in die Gebirgsstadt Ibb, um einen Brautpreis von 5000 Dollar zu bezahlen. Abu Dschandal beschrieb die Hochzeit als großartige Feier. „Der Gesang und die Fröhlichkeit mischten sich mit den Salutschüssen.“ 14
Obwohl die Ehe anscheinend eine politische Übereinkunft zwischen Bin Laden und einem wichtigen jemenitischen Stamm besiegelte, die al-Qaida die Rekrutierung neuer Kämpfer im Jemen erleichtern sollte, waren Bin Ladens andere Frauen empört, und sogar seine Mutter tadelte ihn. 15 Zwei seiner Söhne, Mohammed und Othman, stellten Abu Dschandal erbost zur Rede. „Warum bringst du unserem Vater ein Mädchen unseres Alters?“, fragten sie. Abu Dschandal rechtfertigte sich mit der Erklärung, er habe nicht einmal gewusst, dass das Geld, das er in den Jemen gebracht habe, für den Kauf einer Braut bestimmt gewesen sei. Er habe geglaubt, damit solle ein Selbstmordanschlag finanziert werden.
Najwa, Bin Ladens erste Frau, verließ ihn etwa um diese Zeit. Nachdem sie in 26 Jahren Ehe elf Kinder zur Welt gebracht hatte, entschloss sie sich, nach Syrien zurückzukehren. Sie nahm ihre Töchter und ihren geistig behinderten Sohn Abdul Rahman mit. Sie hatte damals weder einen Mudschahid noch einen internationalen Terroristen geheiratet: ihr Bräutigam war ein reicher saudischer Teenager gewesen. Als Ehefrau Bin Ladens hätte sie ein Leben in Wohlstand erwarten können, mit vielen Reisen und einem aufregenden Gesellschaftsleben. Sie hätte die Annehmlichkeiten eines Haushalts mit zahlreichen Dienstboten, ein Strandhaus, eine Jacht und vielleicht eine Appartement in Paris genießen können. Das wäre das Mindeste gewesen. Stattdessen hatte sie ein Leben auf der Flucht geführt, ein Leben voller Entbehrungen, in dem es oft Elend gegeben hatte. Sie hatte so viel geopfert. Aber nun war sie frei.
AM 29. MAI 2001 sprachen die Geschworenen vor einem Bundesgericht in Manhattan vier Männer schuldig, die Bombenanschläge auf die amerikanischen Botschaften in Ostafrika verübt zu haben. Der Schuldspruch war der letzte in einer Reihe von 25 Gerichtsurteilen, die die Staatsanwälte Kenneth Karas und Patrick Fitzgerald unter der Leitung von Mary Jo White im Southern District von New York gegen Terroristen erwirkt hatten. Der Kampf gegen den islamischen Terrorismus hatte im Jahr 1993 mit dem ersten Bombenanschlag auf das World Trade Center begonnen. Acht Jahre später waren diese Urteile, die auf die mühseligen Untersuchungen des New Yorker Büros des FBI, insbesondere der Einheit I-49 zurückgingen, praktisch die einzigen Erfolge, die die Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terror verbucht hatten.
O’Neill hörte sich die Schlussplädoyers im Gerichtssaal an. Nach der
Weitere Kostenlose Bücher