Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
war, aber immer noch Windeln brauchte. Assa befürchtete, dass niemand für Aischa sorgen würde, sollte sie sterben. Dieses Mädchen mit seinen großen Augen war so klein und hilflos.
Mittlerweile war es bitterkalt geworden. Obwohl sich die Angriffe immer noch hauptsächlich auf die Städte bezogen und sich die Männer von al-Qaida in Tora Bora verschanzt hatten, entschlossen sich ihre Familien, nach Pakistan zu fliehen. Es bildete sich ein langer Konvoi, der sich langsam durch die Berge schleppte. Assa und ihre Familie machten in Gardez im Gästehaus von Dschalaladin Haqqanni Halt. Haqqanni war ein Regierungsvertreter der Taliban. Mahas Familie setzte die Reise nach Khost fort. In jener Nacht gab es zwei donnernde Explosionen, die derart gewaltig waren, dass einige der Kinder zu erbrechen begannen, während andere Durchfall bekamen. Am Morgen ging einer von Mahas Söhnen nach den Sawahiris sehen. Ihr Haus war getroffen worden. Das Zementdach war eingestürzt und hatte Assa unter sich begraben. Die Rettungseinheiten hatten die kleine Aischa gefunden, die verwundet war. Sie setzten sie vor dem Haus auf ein Bett, während sie versuchten, Assa zu retten. Sie war noch am Leben, weigerte sich jedoch, sich ausgraben zu lassen, weil sie befürchtete, die Männer könnten ihr Gesicht sehen. Irgendwann hörte sie auf zu schreien. Als die Helfer schließlich zurückkehrten, um sich um das Kind zu kümmern, stellten sie fest, dass es erfroren war.
IN DEN HÖHLEN von Tora Bora besuchten Bin Laden und Sawahiri die verbliebenen Kämpfer von al-Qaida und forderten sie auf, ihre Positionen zu halten und auf die Amerikaner zu warten. 5 Doch statt gegen die Amerikaner mussten die Kämpfer in den ersten beiden Dezemberwochen gegen afghanische Einheiten kämpfen, während die Amerikaner ihre Stellungen in unerreichbarer Höhe mit B52-Bombern überflogen und so genannte Daisy-Cutter-Bomben auf ihre Höhlen abwarfen. „Wir waren etwa 300 Mudschahidin“, erzählte Bin Laden. „Wir gruben 100 Schützengräben auf einem Gebiet, das nicht größer war als zweieinhalb Quadratkilometer, einen Graben für jeweils drei Brüder, um große Verluste an Menschenleben durch die Bombardements zu vermeiden. “ 6 Trotz seiner Vorbereitungen trafen amerikanische Bomber am 3. Dezember einen Höhlenkomplex, und die afghanischen Bodentruppen fanden darin mehr als 100 Leichen, von denen sie 18 als führende Mitglieder von al-Qaida identifizieren konnten.
Bin Laden fühlte sich von den Muslimen betrogen, die sich nicht wie erhofft in Massen seinem Dschihad angeschlossen hatten. Selbst die Taliban schlichen sich davon. „Nur wenige blieben standfest“, klagte er. „Die übrigen ergaben sich oder flohen, bevor sie auf den Feind trafen.“Das schrieb er am 17. Dezember. Die kurze Schlacht um Tora Bora war vorüber. Es war eine verheerende Niederlage für al-Qaida. Aber es war auch eine Niederlage für die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten, denen es nicht gelungen war, die eigentliche Beute ihrer Jagd zu schnappen: Bin Laden und seinen verbliebenen Gefolgsleuten war es gelungen, nach Pakistan zu entkommen. Sie hatten ihr Leben gerettet, aber Afghanistan verloren. Zu dieser Zeit schrieb Bin Laden nieder, was er als sein Testament bezeichnete.
In diesem Testament versuchte er sein Vermächtnis zu retten. „In dieser ungeheuer elenden Zeit betrachte ich alle Muslime als meine Verwandten“, schrieb er. Er bezeichnete die Bombenanschläge auf die amerikanischen Botschaften in Ostafrika, die Zerstörung des World Trade Center und den Angriff auf das Pentagon als großartige Siege. „Trotz der Rückschläge, die uns Gott auferlegt hat, stellen diese schmerzhaften Schläge den Beginn der Auslöschung Amerikas und des ungläubigen Westens in den kommenden zehn Jahren dar, so Gott will.“
Dann wandte er sich an seine Familie. „Meine Frauen, möge Gott euch segnen“, schrieb er. „Ihr wusstet vom ersten Tag an, dass die Straße von Dornen und Minen umgeben ist. Ihr habt die Freuden des Lebens und eure Familien aufgegeben und stattdessen das harte Leben an meiner Seite gewählt.“Er beschwor sie, nicht über eine erneute Heirat nachzudenken. Dann fuhr er fort: „Meine Söhne, vergebt mir, denn ich habe euch sehr wenig von meiner Zeit gegeben, seit ich mich für den Weg des Dschihad entschied... Ich habe einen gefährlichen Weg eingeschlagen, auf dem verschiedenste Beschwernisse warten, die das Leben aus der Bahn werfen... Wäre ich nicht
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