Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
verraten worden, so hätte ich triumphiert. “Anschließend riet er ihnen, sich nicht al-Qaida anzuschließen. „Hier folge ich dem Beispiel Omar Bin al-Chatabs, des Befehlshabers der Gläubigen, der seinen Sohn Abdullah anwies, nach seinem Tod nicht das Kalifat zu übernehmen. Er sagte: ¸Ist es gut, so haben wir genug gehabt; ist es nicht gut, so genügt Omars Leiden.‘ “ 7
IM MÄRZ 2002 sammelte sich al-Qaida erneut in den Bergen bei Khost unweit der Löwenhöhle. Am Himmel zogen Predator-Drohnen ihre Bahnen, und amerikanische und afghanische Truppen zogen, unterstützt von kanadischen, australischen, dänischen, französischen, und norwegischen Einheiten im Rahmen der Operation „Anaconda“durch die Berge. Die Kämpfe konzentrierten sich mittlerweile auf das Tal von Schah-e-Kot in der zerklüfteten Bergregion im Osten Afghanistans. Die Unterstützung der einheimischen Kriegsherren war gekauft worden, die Grenzen waren angeblich dicht gemacht, und die Kämpfer von al-Qaida wurden unentwegt bombardiert. Und dennoch entkam eine Gruppe von Reitern ungehindert nach Pakistan.
Sie gelangten in ein Dorf, das von einem Milizenführer namens Gula Jan beherrscht wurde, dessen langer Bart und schwarzer Turban ihnen möglicherweise signalisierte, dass er mit den Taliban sympathisierte. „Ich sah einen stämmigen, älteren Mann, einen Araber, der eine dunkle Brille und einen weißen Turban trug“, erzählte Gula Jan vier Tage später. 8 „Er war wie ein Afghane gekleidet, aber er trug einen schönen Mantel, und er wurde von zwei anderen Arabern begleitet, die maskiert waren.“Der Mann in dem schönen Mantel stieg vom Pferd und begann, höflich und gut gelaunt zu plaudern. Er fragte Gula Jan und einen seiner afghanischen Gefährten nach den Positionen der amerikanischen Truppen und der Einheiten der Nordallianz. „Wir fürchten uns, ihnen zu begegnen“, sagte er. „Zeigt uns den richtigen Weg.“
Während die Männer sprachen, zog sich Gula Jan zurück, um sich eines der Flugblätter anzusehen, die von amerikanischen Flugzeugen abgeworfen worden waren. Darauf war das Foto eines Mannes mit weißem Turban und Brille zu sehen. Sein Gesicht war breit und fleischig, mit einer markanten Nase und vollen Lippen. Sein nicht gestutzter Bart war an den Schläfen grau und lief unter seinem Kinn in milchigen Strähnen aus. Auf der Stirn war unter dem Turban eine dunkle Schwiele zu erkennen, die auf viele Stunden der Niederwerfung zum Gebet zurückzuführen war. In seinen Augen war jene Art von Entschlossenheit zu erkennen, die man von einem Arzt erwarten würde, aber sie verrieten auch ein Maß an Gelassenheit, die auf einem Fahndungsfoto seltsam unpassend wirkte. Auf den Kopf von Sawahiri war ein Preis von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.
Gula Jan gesellte sich wieder zu der Gruppe. Der Mann, in dem er nun Sawahiri zu erkennen glaubte, sagte zu ihm: „Möge Gott dich segnen und vor den Feinden des Islams schützen. Versuche, ihnen nicht zu sagen, woher wir gekommen sind und wohin wir gehen.“
Auf dem Fahndungsposter stand eine Telefonnummer, aber Gula Jan hatte kein Telefon. Sawahiri und die maskierten Araber verschwanden in den Bergen.
ANMERKUNGEN
Kapitel 1: Der Märtyrer
1 Ich bin Mohammed Qutb zu besonderem Dank verpflichtet für seine ausführlichen Erzählungen über seinen Bruder. Eindrücke von Qutbs Leben habe ich auch aus Gesprächen mit John Calvert und Gilles Kepel gewonnen.
2 Salah Abdel Fatah al-Khaledi, Sayyid Qutb: al-adib, al-naqid, wa-al-da-‚iyah, al-mujahid, wa-al-mufakir, al-mufassir al-ra’id [Sajid Qutb, der Gelehrte, der Kritiker, der Prediger, der Krieger, der Erklärer, der Wegbereiter], Damaskus 2000, S. 194.
3 Interview mit Mohammed Qutb. Er nannte vor allem Mahmud Fahmi Nugraschi Pascha, den ägyptischen Ministerpräsidenten.
4 William E. Shepard, Sayyid Qutb and Islamic Activism: A Translation and Critical Analysis of SoCIAl Justice in Islam, Leiden 1996. Mohammed Qutb erzählte mir: „Eine Zeitlang war er etwas weltlicher eingestellt.“
5 Mohammed Qutb, persönliches Gespräch.
6 al-Khaledi, Sayyid Qutb: min al-milad, S. 139.
7 Qutb, „Al-dhamir al-amrikani wa qadiat filistin“(21. Oktober 1946).
8 John Calvert, „¸The World Is an Undutiful Boy‘: Sayyid Qutb’s American Experience“, Islam and Christian Relations 11, Nr. 1 (2000).
9 Mohammed Qutb, persönliches Gespräch.
10 Salah Abdel Fatah al-Khaledi, Amrika min al-dhakil bi minzar Sayyid Qutb [Amerika von
Weitere Kostenlose Bücher