Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
in Maadi aufgewachsen. Sie war außergewöhnlich zierlich, wie ein junges Mädchen, aber sehr willensstark. In einer anderen Zeit und einem anderen Land wäre sie vielleicht eine berufstätige Frau geworden oder hätte sich sozialen Aufgaben gewidmet, doch in ihrem zweiten Jahr an der Universität Kairo nahm sie den Hidschab und sorgte durch ihren plötzlichen religiösen Eifer bei ihrer Familie für Beunruhigung. „Bis dahin hatte sie sich nach der neuesten Mode gekleidet“, berichtete ihr älterer Bruder Essam. „Es gefiel uns nicht, dass sie so religiös war. Sie begann viel zu beten und las den Koran. Und allmählich veränderte sich ihr ganzes Wesen.“ 20 Bald machte Assa den nächsten Schritt und nahm auch den Nikab, den Schleier, der das Gesicht einer Frau bis auf die Augen völlig bedeckt. Nach Aussagen ihres Bruders verbrachte sie ganze Nächte mit dem Studium des Korans. Wenn er morgens aufwachte, saß sie auf dem Gebetsteppich mit dem heiligen Buch in den Händen und schlief fest.
Der Nikab stellte für eine Frau im heiratsfähigen Alter ein großes Hindernis dar, vor allem in einer Gesellschaftsschicht, die sich noch immer danach sehnte, Teil der modernen, westlich geprägten Welt zu sein. Für viele von Assas Freunden und Alterskollegen stellte ihre Entscheidung, sich zu verschleiern, eine schockierende Abkehr von ihrer Gesellschaftsschicht dar. Ihre Weigerung, auf den Schleier zu verzichten, wurde zu einer Kraftprobe. „Sie hatte viele Verehrer, alle mit angesehenen Berufen, gut situiert und aus höheren sozialen Schichten“, erzählte ihr Bruder. „Doch fast alle wollten, dass sie den Nikab ablegte. Sie weigerte sich beharrlich. Sie wollte einen Mann, der sie so akzeptierte, wie sie war. Ajman schien ein solcher Mann zu sein.“
Wie es der Brauch verlangt, lüftete Assa bei ihrem ersten Treffen mit Ajman ihren Schleier für einige Minuten. „Er sah das Gesicht und ging dann“, berichtete Essam. Das junge Paar unterhielt sich später noch einmal kurz, aber das war nicht viel mehr als eine reine Formalität. Ajman sah das Gesicht seiner Verlobten erst wieder nach der Hochzeit.
Er machte einen guten Eindruck auf die Familie Nowair, die etwas geblendet war durch seine berühmten Vorfahren, ihn wegen seiner Frömmigkeit aber auch mit Argwohn betrachtete. Er war höflich und umgänglich, weigerte sich aber, Frauen zu begrüßen, und schaute eine Frau überhaupt nicht an, wenn sie einen Rock trug. Er sprach in Assas Familie nie über Politik, und es ist auch unklar, wie viel er seiner Braut gegenüber preisgab. Doch Assa billigte höchstwahrscheinlich seine Arbeit im Untergrund. Einer Freundin erzählte sie, es sei ihre größte Hoffnung, eines Tages eine Märtyrerin zu werden. 21
Die Hochzeit fand im Februar 1978 statt, im Hotel Continental-Savoy, früher ein beliebter englisch-ägyptischer Treffpunkt am Opernplatz in Kairo, der viel von seiner einstigen Größe eingebüßt hatte. Auf Wunsch von Braut und Bräutigam gab es keine Musik, und auch Fotoaufnahmen waren untersagt. „Es war pseudo-traditionell“, erklärte Schleifer. „Wir saßen in der Männerabteilung, wo alles sehr düster und ernst war, mit viel Kaffee, und wo niemand einen Witz riss.“
„IM SOMMER 1978 kam ich durch eine Wendung des Schicksals mit Afghanistan in Verbindung“, schrieb Sawahiri in seinem 2001 erschienenen Text Ritter unter dem Banner des Propheten. 22 Als Sawahiri als Vertretung für einen Arzt an der Klinik der Muslimbruderschaft arbeitete, fragte ihn der Leiter des Krankenhauses, ob er ihn nach Pakistan begleiten wolle, um sich dort um die Flüchtlinge aus Afghanistan zu kümmern. Nach der Invasion sowjetischer Truppen waren Hunderttausende Afghanen über die Grenze nach Pakistan geflohen. Sawahiri sagte sofort zu. Er hatte sich insgeheim bereits mit der Frage beschäftigt, wo er einen sicheren Stützpunkt für den Dschihad finden könne, was in Ägypten so gut wie ausgeschlossen war. „Der Nil fließt in einem schmalen Tal zwischen zwei Wüsten, in denen nichts wächst und wo es kein Wasser gibt“, berichtete er im Banner des Propheten . „Aufgrund dieses Terrains war ein Guerillakrieg in Ägypten unmöglich, und daher waren die Einwohner des Tals gezwungen, sich der Zentralregierung zu unterwerfen, sich als Arbeitskräfte ausbeuten zu lassen und in der Armee zu dienen.“Vielleicht gab es in Pakistan oder in Afghanistan bessere Voraussetzungen, um eine Armee aus radikalen Islamisten aufzubauen, die
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