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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Afghanen waren nicht allesamt Selbstmörder oder hegten eine Sehnsucht nach dem Untergang. Unter ihnen befanden sich auch Neugierige, Freizeitkrieger und Studenten, die einen Abenteuerurlaub verbringen wollten. Andere strebten nach einer Anerkennung, die ihnen ihr normales Leben nicht bot.
    „Ich war kein Gläubiger“, bekannte Mohammed Loaj Beisid, ein syrischer Einwanderer in die USA. Der junge Mann, der 1985 24 Jahre alt war, verstand sich als typischer Angehöriger der amerikanischen Mittelschicht, der in Shopping Malls einkaufte und Fastfood aß, doch dann fiel ihm die Kopie eines Aufsatzes von Assam in die Hände, und er fasste den Entschluss, sich von den Wundern, von denen darin die Rede war, mit eigenen Augen zu überzeugen. Beisid studierte damals Ingenieurwesen an einem College in Kansas City in Missouri. Niemand wusste ihm zu erklären, wie er von Kansas City aus in den Krieg ziehen konnte, daher nahm er ein Flugzeug nach Islamabad und rief die Telefonnummer an, die auf dem Flugblatt angegeben war. Hätte sich Assam nicht gemeldet, hätte Beisid nicht gewusst, was er dann tun sollte.
    Beisid wollte eigentlich nur drei Wochen bleiben, wurde jedoch von der Fremdartigkeit dieses Ortes und der Kameradschaft der Männer in den Bann gezogen, die sich dem Märtyrertum verschrieben hatten. Seine eindrucksvollen schwarzen Augenbrauen und seine Witzeleien passten nicht recht zu dieser ernsten Gruppe von Gotteskriegern. „Ich kam unwissend und mit gutem Willen nach Afghanistan“, erinnerte er sich. „Alles war völlig fremd für mich. Mir kam es vor, als sei ich gerade erst geboren worden, als sei ich ein kleines Kind und müsse alles neu lernen. Es war später nicht einfach, wieder in mein gewohntes Leben zurückzukehren.“Er nahm den Dschihadi-Namen Abu Rida al-Suri an.
    Die unausgebildete, aber tatendurstige Fremden-Brigade bedrängte Assam, bis dieser sich bereit erklärte, sie nach Afghanistan zu bringen und dem Kommandeur Gulbuddin Hekmatjar zu unterstellen, der in der Nähe von Dschihad Wal gegen die sowjetischen Truppen kämpfte. Bin Laden und 60 weitere Araber überquerten mit einem afghanischen Führer die Grenze. Da sie glaubten, sie würden unmittelbar in den Kampf ziehen, hatten sie ihre Taschen mit Rosinen und Kichererbsen gefüllt, die sie während der langen Reise zum größten Teil aufaßen. Bald nannten sie sich „Brigade der Kichererbsen“. Gegen zehn Uhr abends kamen sie schließlich im afghanischen Lager an und erfuhren dort, dass die Sowjets abgezogen waren.
    „Ihr werdet hier nicht mehr gebraucht“, erklärte ihnen Hekmatjar am nächsten Morgen ungeduldig. „Geht also wieder nach Hause.“ 41
    Assam willigte unverzüglich ein, doch Bin Laden und einige andere Araber zeigten sich enttäuscht. „Wenn sich die Russen zurückgezogen haben, sollten wir dann nicht die Verfolgung aufnehmen? “, fragten sie. Assam stellte auf Zaunpfählen einige Ziele auf, damit die Araber ein paar Schießübungen machen konnten. Anschließend übergaben die Araber ihre Waffen einem afghanischen Kommandeur und nahmen einen Bus nach Peschawar. Jetzt nannten sie sich „Brigade der Lächerlichen“. Nach ihrer Rückkehr in die Stadt löste sich die Gruppe auf.
     
    IM JAHR 1986 brachte Bin Laden seine Frau und seine Kinder nach Peschawar, wo sie sich der kleinen, aber wachsenden arabischen Gemeinde anschlossen, die Scheich Abdullah Assams Fatwa gefolgt war. 42 Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Afghanen den Krieg gewinnen würden. Der KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow räumte ein, dass Afghanistan „eine blutende Wunde“sei, und bot einen Zeitplan für den vollständigen Rückzug der sowjetischen Truppen an. In diesem Jahr wurde auch die in Amerika hergestellte Stinger, eine von Hand abzufeuernde Abwehrrakete, die sich als verheerend für die russischen Kampfflugzeuge erweisen sollte, erstmals in Afghanistan eingesetzt, wodurch sich das Kräfteverhältnis nachhaltig zugunsten der Mudschahidin verschob. Obwohl es noch drei blutige Jahre dauerte, bis die Sowjets schließlich das Land verließen, spielte die Anwesenheit von mehreren tausend Arabern - von denen sich nur wenige Hundert aktiv an Kämpfen beteiligten - praktisch keine Rolle für den Verlauf des Kriegsgeschehens.
    Die Waffenlieferungen kamen über den Hafen von Karatschi. Der ISI, der die Waffen unter den afghanischen Heerführern verteilte, brauchte eine Lagerstelle, am besten außerhalb Pakistans, aber dem Zugriff der

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