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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Familien. 18 Zu den Ägyptern gehörte auch Amin Ali al-Raschidi, der den Dschihad-Namen Abu Ubajdah al-Banschiri angenommen hatte. Abu Ubajdah war ein ehemaliger Polizist, dessen Bruder an der Ermordung Sadats beteiligt gewesen war. 19 Sawahiri hatte ihn mit Bin Laden bekannt gemacht, der ihn für so unersetzlich hielt, dass er ihn zum militärischen Führer der Araber bestellte. 20 Abu Ubajdah hatte sich bereits durch seine Tapferkeit auf dem Schlachtfeld hervorgetan, wo er zunächst unter Sajaf, dann unter Bin Laden gekämpft hatte. Ihm wurde maßgeblicher Anteil an dem legendären Sieg der Araber über die Sowjets einige Monate zuvor bescheinigt. Essam Deras erschien er scheu wie ein Kind. Abu Ubajdahs Stellvertreter war ebenfalls ein ehemaliger Polizist, Mohammed Atef, der Abu Hafs genannt wurde. Er hatte einen dunklen Teint und leuchtende grüne Augen. 21
    Vor kurzem war ein launenhafter Hitzkopf namens Mohammed Ibrahim Makkawi im Lager angekommen, der erwartete, dass man ihm das militärische Kommando über die arabischen Afghanen anvertrauen würde, weil er bereits als Oberst der Sondereinsatzkräfte der ägyptischen Armee Erfahrung gesammelt hatte. 22 Der kleine, dunkle Makkawi blieb entsprechend der Tradition der Militärs glattrasiert und unterschied sich dadurch von all den fundamentalistischen Bärten, die ihn umgaben. „Die anderen Araber hassten ihn, weil er sich wie ein Offizier aufführte“, erzählte Deras. 23 Manche Islamisten störte vor allem seine gefährliche Unausgeglichenheit und Sprunghaftigkeit. 24 Bevor er 1987 Kairo verließ, hatte er überlegt, ob er in die USA gehen und in die amerikanische Armee eintreten solle oder nach Afghanistan, um sich dort am Dschihad zu beteiligen. Zur selben Zeit hatte er einem ägyptischen Abgeordneten von einem Plan erzählt, ein Flugzeug auf das ägyptische Parlament stürzen zu lassen. 25 Bei Makkawi handelt es sich vermutlich um jenen Mann, der sich den Kampfnamen Saif al-Adl gab. 26 Nur ihre gemeinsame Entschlossenheit, die ägyptische Regierung zu stürzen, hielt Makkawi und Sawahiri zusammen.
    Deras wurde Bin Ladens erster Biograf. Er bemerkte bald, wie die Ägypter einen Schutzwall um den seltsam passiven Saudi bildeten, der nur selten eine eigene Meinung äußerte und lieber andere aus seiner Gruppe um ihre Meinung bat. Diese Zurückhaltung, diese scheinbare Arglosigkeit Bin Ladens weckte bei vielen, auch bei Deras, einen gewissen Beschützerinstinkt. Er behauptete, er habe den Einfluss seiner Landsleute zurückzuschrauben versucht, doch immer wenn er mit Bin Laden unter vier Augen sprechen wollte, umringten die Ägypter den Saudi und zogen ihn in einen anderen Raum. Sie alle hatten Pläne mit ihm. Deras glaubte, Bin Laden habe das Zeug dazu, ein „zweiter Eisenhower“zu werden, wenn er seinen Ruhm aus der Kriegszeit in eine politische Karriere umsetzen könne. Aber das deckte sich nicht mit Sawahiris Absichten.
     
    IM MAI 1988 begannen die Sowjets mit ihrem stufenweisen Rückzug aus Afghanistan, das Ende des Krieges war abzusehen. Peschawar verlor allmählich wieder an Bedeutung, und die afghanischen Mudschahidin-Führer fingen damit an, Waffen zu horten, um sich auf die unvermeidliche neue Auseinandersetzung vorzubereiten - dem Kampf gegeneinander.
    Auch Bin Laden und seine ägyptischen Gefolgsleute richteten den Blick in die Zukunft. Sawahiri und Dr. Fadl schickten ihm ständig Positionspapiere, in denen eine „islamische“Perspektive dargestellt wurde, die ihre takfiristischen Tendenzen widerspiegelte. 27 Einer von Bin Ladens engen Freunden wollte ihn in dieser Zeit in Peschawar besuchen und erfuhr, dass Bin Laden nicht zu sprechen sei, weil „Dr. Ajman ihm Unterricht darin gebe, wie er der Führer einer internationalen Organisation werden könne“. 28
    Indem er Bin Laden auf die Rolle vorbereitete, die er für ihn ins Auge gefasst hatte, wollte Sawahiri die Stellung von Scheich Abdullah Assam untergraben, des einzigen großen Konkurrenten, der ebenfalls um Bin Ladens Aufmerksamkeit buhlte. „Ich weiß nicht, was manche Leute eigentlich hier wollen in Peschawar“, beklagte sich Assam gegenüber seinem Schwiegersohn Abdullah Anas. „Sie hetzen gegen die Mudschahidin. Ihnen geht es nur um eines, um fitna “- das Säen von Zwietracht - „zwischen mir und den Freiwilligen. “ 29 Er benannte Sawahiri als einen dieser Unruhestifter.
    Assam erkannte, dass die eigentliche Gefahr vom Takfirismus ausging. Diese radikale fundamentalistische

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