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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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mit einem kühnen Plan an Prinz Turki heran. Er wollte mit Hilfe seiner arabischen Freischärler das marxistische Regime im Südjemen stürzen. 25 Bin Laden war empört darüber, dass in der Heimat seiner Vorfahren die Kommunisten regierten, und er sah eine Chance, mit Hilfe seiner Verbindungen zur saudischen Regierung die arabische Halbinsel von allen säkularen Einflüssen zu reinigen. Dies sollte der erste Einsatz von al-Qaida durch Bin Laden werden.
    Die Beziehung zwischen Saudi-Arabien und seinen kleineren, ärmeren und bevölkerungsreicheren südlichen Nachbarn, den beiden jemenitischen Staaten, war nie einfach gewesen. Die zerstrittenen Zwillinge stellten auch ein strategisches Problem dar. Der Südjemen, der die südliche Spitze der arabischen Halbinsel umfasst und seinen Daumen an die Kehle des Roten Meeres legt, war der einzige marxistische Staat in der arabischen Welt. Der Nordjemen wurde von einem prowestlichen Militärregime beherrscht, lag aber mit Saudi-Arabien in ständigen Grenzstreitigkeiten.
    Turki hörte sich Bin Ladens Vorschlag an und lehnte ihn ab. „Das ist keine gute Idee“, meinte er. Saudi-Arabien hatte sich schon häufig in die inneren Angelegenheiten der jemenitischen Staaten eingemischt, das war also nicht der Grund für Turkis Ablehnung. Es war Bin Ladens großspuriges Auftreten, das ihm nicht geheuer war, er sprach von „meinen Mudschahidin“und der Befreiung des Südjemens von den Kuffar , den Ungläubigen.
    Kurz nach dem Treffen zwischen Bin Laden und dem saudischen Geheimdienstchef verkündeten die beiden jemenitischen Staaten überraschend, dass sie sich vereinigen wollten und der neue Staat die Bezeichnung „Republik Jemen“tragen solle. An der nicht genau festgelegten Grenze zwischen den beiden verarmten Ländern waren Ölvorkommen entdeckt worden, was sie dazu brachte, ihre Konflikte mit politischen Mitteln statt mit Waffen beizulegen.
    Doch Bin Laden ließ sich dadurch nicht beirren. Er war überzeugt, dass sich die Amerikaner mit den Kommunisten in einem Geheimabkommen auf die Einrichtung eines Militärstützpunkts im Jemen verständigt hatten, und entschloss sich, dieses Bündnis durch die Finanzierung eines Guerillakriegs zu torpedieren. 26 Schon bald fanden sich jemenitische Veteranen das afghanischen Dschihad in seinem Haus in Dschidda ein und verließen es wieder mit Taschen voller Geld, das sie zur Anstachelung eines Aufstands verwenden sollten. 27
    Ahmed Badib, Bin Ladens früherer Lehrer, stattete ihm einen Besuch ab, zweifellos auf Turkis Anweisung. Bin Laden betreute damals einige Projekte in Dschidda. Bei ihrem Gespräch bemerkte Badib einen Anflug von Zorn in der Stimme seines ehemaligen Schülers und begriff, dass bald etwas geschehen würde. Bin Laden konnte es nicht ertragen, dass auch Kommunisten in der Koalitionsregierung des neuen Jemen saßen. Anstelle der friedlichen und pragmatischen politischen Lösung, auf die sich die Jemeniten verständigt hatten, bestand er auf seinen eigenen verworrenen Plänen für eine islamische Regierung. Nach seiner Auffassung war die gesamte Halbinsel heilig und musste von fremden, ausländischen Einflüssen gereinigt werden. Dass sein Vater im Hadramaut geboren war, im südlichen Teil Jemens, bestärkte ihn in seinem heftigen Verlangen, seine Landsleute von jeglicher Art kommunistischer Herrschaft zu befreien. Er unternahm mehrere Reisen in den neuen Staat und sprach in Moscheen, um den Widerstand anzufachen. 28 Seine al-Qaida-Brigaden kooperierten mit Stammesführern im Norden, um in den Städten des Südens Überfälle und Attentate auf die Führer der Sozialisten durchzuführen. 29
    Diese mörderischen Attacken blieben nicht ohne Wirkung. Angesichts der Gefahr, dass die brüchige Union sogleich wieder zerfiel und ein Bürgerkrieg ausbrach, reiste Ali Abdullah Saleh, der neue Präsident des Jemen, nach Saudi-Arabien und beschwor König Fahd, dem Treiben Bin Ladens Einhalt zu gebieten. Daraufhin untersagte der König Bin Laden, sich in die Angelegenheiten des Jemens einzumischen. Bin Laden bestritt, dass er dies beabsichtige, doch schon bald war er wieder dort, hielt Reden und hetzte gegen die Kommunisten. Der verbitterte und erzürnte jemenitische Präsident fuhr abermals nach Saudi-Arabien und beklagte sich erneut bei König Fahd, der es nicht gewohnt war, dass seine Untertanen seine Anweisungen missachteten oder ihn schlichtweg belogen. Er wandte sich an jenes Familienmitglied, das für heiklere Aufgaben zuständig

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