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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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aufzubieten“, erklärte Bin Laden. „Sie brauchen keine Amerikaner. Sie brauchen auch keine Soldaten aus anderen muslimischen Ländern. Wir sind genug.“ 46
    „In Kuwait gibt es keine Höhlen“, entgegnete der Prinz. „Was wollt ihr denn tun, wenn Saddam euch mit Raketen beschießt, die mit chemischen oder biologischen Waffen bestückt sind?“ 47
    „Wir werden sie mit unserem Glauben bekämpfen“, antwortete Bin Laden.
    Osama Bin Laden unterbreitete seinen Vorschlag auch Prinz Turki. Dieser hatte als einer von wenigen Prinzen Bin Ladens Einschätzung geteilt, dass Saddam eine Bedrohung für das Königreich darstelle. Mehr noch: in den vergangenen Jahren hatte Turki der CIA wiederholt vorgeschlagen, Saddam mittels verdeckter Aktionen zu beseitigen, doch sein Ansinnen war jedes Mal abgelehnt worden. 48 Zum Zeitpunkt des Einmarsches in Kuwait hielt sich Turki zufällig in Washington auf. Er hatte Urlaub und schaute sich in einem Kino gerade den Bruce-Willis-Film Stirb langsam 2 an, als er ins Weiße Haus gerufen wurde. 49 Den Rest der Nacht verbrachte er bei der CIA und unterstützte die Geheimdienstler bei der Aufstellung eines Maßnahmenplans zur Vertreibung der Iraker aus Kuwait. Wenn man Saddam erlaubte, in Kuwait zu bleiben, davon war Turki überzeugt, würde er bei nächster Gelegenheit auch in Saudi-Arabien einmarschieren.
    Als Bin Laden ihm dann seinen Plan vorlegte, war Turki entsetzt über die Naivität des jungen Afghanistanveterans. Die gesamte saudi-arabische Armee umfasste nur 58 000 Mann, Irak verfügte dagegen über ein stehendes Heer von annähernd einer Million Soldaten - es war die viertgrößte Armee der Welt -, dazu kamen noch die Reservisten und die paramilitärischen Einheiten. 50 Saddams Panzertruppen konnten 5700 Panzer aufbieten, und seine Republikanischen Garden umfassten die gefürchtetsten und bestausgebildeten Kampfdivisionen im gesamten Nahen Osten. Doch Bin Laden zeigte sich unbeeindruckt. „Wir haben schließlich die Sowjets aus Afghanistan vertrieben“, erklärte er. 51
    Der Prinz lachte ungläubig. 52 Zum ersten Mal war er beunruhigt über die „radikalen Veränderungen“, die er in Bin Ladens Persönlichkeit feststellte. Aus einem „ruhigen, friedlichen und umgänglichen Mann“, dessen einziges Ziel darin bestand, den Muslimen zu helfen, war ein Mensch geworden, „der überzeugt war, er könne eine große Armee zur Befreiung Kuwaits aufstellen und befehligen. Dies zeigte seine Überheblichkeit und seinen Hochmut.“ 53
     
    NACHDEM ER bei der Regierung abgeblitzt war, versuchte es Bin Laden bei der Geistlichkeit. Er stützte seine Ablehnung amerikanischer Hilfe auf eine Bemerkung des Propheten, die dieser auf dem Sterbebett gemacht hatte: „Lasst nicht zu, dass es zwei Religionen gibt in Arabien.“Die Bedeutung dieser Aussage war seit jeher umstritten. Prinz Turki vertrat die Ansicht, der Prophet habe damit lediglich sagen wollen, dass keine andere Religion die arabische Halbinsel beherrschen dürfe. Auch zu Lebzeiten des Propheten, erklärte er, seien Juden und Christen durch Arabien gereist. 54 Erst ab dem Jahr 641 n. Chr., dem Jahr 20 der islamischen Zeitrechnung, begann Kalif Omar die einheimischen Christen und Juden aus einigen Teilen Arabiens zu vertreiben. Sie wurden nach Irak, Syrien und Palästina umgesiedelt. 55 Seitdem sind die heiligen Städte Mekka und Medina für Nichtmuslime verboten. Doch Bin Laden und vielen anderen Islamisten genügte das nicht. Sie interpretierten die Aussage des Propheten anders: Alle Nichtmuslime müssten von der arabischen Halbinsel vertrieben werden.
    Ungeachtet der Gefahr, die eine Stationierung fremder Truppen für ihre Legitimität darstellte, drängte die Herrscherfamilie den Klerus, eine Fatwa zu verkünden, in der nichtislamische Armeen eingeladen wurden, in das Land zu kommen, sofern sie sich verpflichteten, den Islam zu verteidigen. Dies sollte der Regierung die erforderliche religiöse Rückendeckung verschaffen. Erbost wandte sich Bin Laden an die hohe Geistlichkeit. „Das ist inakzeptabel“, schimpfte er. 56
    „Mein Sohn Osama, wir können über diese Frage nicht diskutieren, denn wir haben Angst“, beschied ihm einer der Scheichs und zeigte dabei auf seinen Hals, um anzudeuten, dass er seinen Kopf verlieren könnte, wenn er sich zu dieser Angelegenheit äußerte.
    Innerhalb weniger Wochen strömte eine halbe Million amerikanischer Soldaten in das Wüstenkönigreich, was viele besorgte Saudis den Beginn einer

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