Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Kronprinz Abdullah, dem Befehlshaber der Nationalgarde, der bestritt jedoch, über die Aktion informiert gewesen zu sein.
Am 31. Juli leitete König Fahd persönlich ein Treffen zwischen Abgesandten des Irak und Kuwaits, das dazu beitragen sollte, den Streit zwischen den beiden Ländern um die wertvollen Ölfelder an der Grenze zu schlichten. Saddam erhob zudem den Vorwurf, dass Kuwait durch seine hohe Förderquote den Ölpreis gedrückt und dadurch die irakische Wirtschaft geschwächt habe, die ohnehin nach dem verlustreichen Krieg gegen Iran, den Saddam 1980 angezettelt hatte und der erst acht Jahre und eine Million Tote später zu Ende gegangen war, vor dem Zusammenbruch stand. Doch trotz der Vermittlungsbemühungen des Königs scheiterten die Gespräche. Zwei Tage später, am 2. August 1990, überrollte die furchteinflößende irakische Armee den kleinen Golfstaat, und plötzlich lagen nur noch ein paar Kilometer Sand und die bestens ausgerüstete, aber eingeschüchterte und zahlenmäßig hoffnungslos unterlegene saudische Armee zwischen Saddam Hussein und den saudi-arabischen Ölfeldern. Ein Bataillon der Nationalgarde - weniger als 1000 Soldaten - war zum Schutz der Ölanlagen abgestellt. 39
Das Herrscherhaus war so bestürzt, dass es die staatlich kontrollierten Medien anwies, über die Invasion erst nach einer Woche zu berichten. Nachdem sie jahrelang Milliarden Dollar aufgewendet hatte, um sich die Nachbarländer gewogen zu stimmen, stellte die Königsfamilie verblüfft fest, wie isoliert sie in der arabischen Welt war. Die Palästinenser, der Sudan, Algerien, Libyen, Tunesien, der Jemen und sogar Jordanien schlugen sich auf die Seite von Saddam Hussein.
Als die irakische Armee an der saudischen Grenze Stellung bezog, schrieb Bin Laden einen Brief an den König und flehte ihn an, nicht die Amerikaner zu Hilfe zu rufen; anschließend wandte er sich mit der gleichen Bitte auch an die wichtigsten Prinzen. 40 Die Herrscherfamilie war uneinig über die weitere Vorgehensweise; Kronprinz Abdullah lehnte amerikanische Hilfe entschieden ab, während Prinz Naif keine bessere Alternative sah. 41
Doch die Amerikaner hatten bereits eine Entscheidung getroffen. Würde sich Saddam nach der Besetzung Kuwaits auch noch die Ostprovinz Saudi-Arabiens einverleiben, würde er den Großteil der Ölversorgung der Welt kontrollieren. Das war eine nicht hinnehmbare Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten, und nicht nur für das Wüstenkönigreich. US-Verteidigungsminister Dick Cheney flog mit einer Gruppe von Beratern, darunter auch General Norman Schwarzkopf, nach Dschidda, um den König dazu zu bringen, einer Entsendung amerikanischer Truppen zuzustimmen, um Saudi-Arabien zu verteidigen. Schwarzkopf legte Satellitenaufnahmen von drei irakischen Panzerdivisionen in Kuwait vor, denen Bodentruppen folgten - viel mehr Soldaten, so behauptete er, als erforderlich wären, um ein solch kleines Land zu besetzen. 42 Nach geheimdienstlichen Erkenntnissen der Saudis waren bereits mehrere irakische Spähtrupps über die Grenze nach Saudi-Arabien eingedrungen.
Kronprinz Abdullah riet davon ab, die Amerikaner ins Land zu lassen, weil er fürchtete, dass sie später nicht wieder gehen würden. Im Namen des US-Präsidenten versprach Cheney, dass die Truppen wieder abgezogen würden, sobald die Gefahr gebannt sei beziehungsweise wann immer der König dies wünsche. 43 Diese Zusage gab schließlich den Ausschlag.
„Sagen Sie Präsident Bush, seine Truppen können kommen mit allem, was sie haben“, verkündete der König. „Und sie sollen schnell kommen.“ 44
Anfang September, einige Wochen nach Beginn der amerikanischen Truppenverlegungen, sprach Bin Laden, gemeinsam mit mehreren Mudschahidin-Kommandeuren aus Afghanistan und saudischen Veteranen, mit Prinz Sultan, dem Verteidigungsminister, über den Konflikt. 45 Dieses Gespräch mutete wie eine befremdliche, bombastische Neuauflage der Unterrichtung durch General Schwarzkopf an. Bin Laden brachte eigene Karten der Region mit und legte einen detaillierten Angriffsplan vor, mit Diagrammen und Zeichnungen von Gräben und Sandfallen, die unter Einsatz der großen Erdbewegungsmaschinen der Saudi Binladin Group entlang der Grenze angelegt werden sollten. Zusätzlich wollte er eine Mudschahidin-Armee aus seinen afghanischen Kämpfern und arbeitslosen saudischen Jugendlichen aufstellen. „Ich bin imstande, innerhalb von drei Monaten 100 000 gut ausgebildete Kämpfer
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