Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
durch irakische Soldaten. Als irakische Scud-Raketen über Riad niedergingen, auch wenn sie nicht viel Schaden anrichteten, verstummten selbst die Islamisten. Doch für viele Saudis stellte die Anwesenheit der „Kreuzritter“, wie Bin Laden die Koalitionstruppen bezeichnete, ein größeres Unheil dar als jenes, das Saddam Hussein in Kuwait angerichtet hatte.
„Heute Abend steht Saddam Hussein im Irak inmitten von Trümmern“, verkündete US-Präsident George Bush senior am 6. März. „Seine Kriegsmaschine ist zerschlagen. Seine Fähigkeit, mit Massenvernichtung zu drohen, ist ihm genommen worden.“Saddam blieb zwar an der Macht, doch dies erschien nur als eine Fußnote angesichts der eindrucksvollen Demonstration militärischer Stärke durch die Amerikaner und die internationale Koalition, die sich unter der Führung der USA zusammengefunden hatte. Der US-Präsident triumphierte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und diesem Blitzsieg war den USA eine unangefochtene Vormachtstellung in der Welt zugewachsen. „Wir sehen jetzt eine neue Welt heraufziehen“, erklärte Bush vor dem amerikanischen Kongress, „in der eine neue Weltordnung entstehen kann … Eine Welt, in der die Vereinten Nationen, befreit von der Erstarrung des Kalten Krieges, die historische Mission ihrer Gründer erfüllen können. Eine Welt, in der in allen Ländern die Freiheit herrscht und die Menschenrechte geachtet werden.“
Diese hoffnungsvollen Worte stießen bei Osama Bin Laden auf erbitterte Ablehnung. Auch er wollte eine neue Weltordnung schaffen, eine Weltordnung, die von den Muslimen beherrscht und nicht von Amerika diktiert und von den Vereinten Nationen durchgesetzt wurde. Allmählich wurden die Dimensionen seines Vorhabens deutlicher sichtbar. Er träumte davon, als Retter des Islams in die Geschichte eingehen.
BIN LADEN setzte alle Hebel in Bewegung, um seinen Pass zurückzuerhalten. Er erklärte, er müsse nach Pakistan zurückkehren, um im Bürgerkrieg zwischen den Mudschahidin zu vermitteln, an dessen Beendigung die saudische Regierung sehr interessiert war. „Ich kann einen Beitrag dazu leisten“, behauptete Bin Laden. 61 Viele prominente Prinzen und Scheichs setzten sich für ihn ein. Schließlich ließ sich Prinz Naif umstimmen und gab Bin Laden seine Reisedokumente zurück, ließ den umtriebigen Krieger aber zuvor eine Verpflichtung unterzeichnen, dass er sich künftig nicht mehr in die Politik Saudi-Arabiens oder eines anderen arabischen Staates einmischen werde.
Im März 1992 kam Bin Laden in Peschawar an. In den drei Jahren seit seiner Abreise hatte sich das kommunistische Regime in Afghanistan an der Macht halten können, jetzt aber schien es kurz vor dem Sturz zu stehen. Die rivalisierenden Mudschahidin-Gruppen von Ahmed Schah Massud und Gulbuddin Hekmatjar lieferten sich bereits eine blutige Auseinandersetzung darüber, wer künftig die Macht in Afghanistan übernehmen solle. Die Großmächte, die in Afghanistan einen Stellvertreterkrieg zwischen Kommunismus und Kapitalismus ausgefochten hatten, sahen dem Nachkriegschaos tatenlos zu. Prinz Turki hoffte, in Afghanistan eine provisorische Regierung installieren zu können, die einen Ausgleich zwischen den zerstrittenen Kommandeuren herbeiführen und das Land stabilisieren würde. Er leitete die Verhandlungen in Peschawar gemeinsam mit dem pakistanischen Ministerpräsidenten Nawas Scharif.
Besorgt über den Einfluss Irans an der Westgrenze Afghanistans, neigte Turki dazu, die unnachgiebigeren, fundamentalistischeren sunnitischen Kräfte unter Hekmatjar zu unterstützen. 62 Bin Laden versuchte dagegen die Rolle des ehrlichen Maklers zu spielen. Er arrangierte eine Telefonkonferenz zwischen Massud und Hekmatjar, in der er Letzteren bat, an den Verhandlungstisch zu kommen. Hekmatjar sträubte sich, denn er wusste zweifellos, dass er Turkis Rückendeckung besaß. Doch im Laufe der Nacht zogen Massuds Truppen in Kabul ein. Am nächsten Morgen ließ der wütende Hekmatjar Raketen in die Stadt feuern und begann mit ihrer Belagerung. Der afghanische Bürgerkrieg hatte begonnen.
Nachdem er sich in den Verhandlungen gegen Turki gestellt hatte, war Bin Laden klar, dass er damit eine entscheidende Grenze überschritten hatte. Gegenüber Kampfgefährten behauptete er, Saudi-Arabien habe den pakistanischen Geheimdienst auf ihn angesetzt, um ihn töten zu lassen. 63 Seine alten Bündnisse, aus den Zeiten des afghanischen Dschihad, begannen zu zerfallen. Er und Prinz
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