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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Onoprienko schwelgt, gibt es für sie nur ein Resümee: »Er war der tollste Mann in meinem ganzen Leben!«
    Als man Onoprienko auf diese Frau anspricht, hat er nur einen Kommentar dafür übrig: »Diese Frau habe ich schon lange vergessen. Auch sie war es nicht wert, in meine Erinnerungen einzugehen.«
    Während er diese Worte spricht, sitzt er in seiner Zelle.
    Seine »Henkersmütze« ist tief ins Gesicht gezogen. Er hofft, damit Eindruck zu erwecken. Mit auffälligen Gesten unterstreicht er seine Antworten und versucht sich ins Bild zu setzen. Er will sich als kluger Mensch geben und merkt dabei nicht, wie man über ihn denkt. Er spürt nicht, dass man ihn sprechen lässt und doch nur abgrundtiefen Hass für ihn empfindet. Er sonnt sich im Licht der Scheinwerfer.
    Onoprienko genießt die Aufmerksamkeit, die man ihm entgegenbringt und merkt nicht, dass nur Menschen an ihn die Fragen richten, die voll von Hass gegen ihn sind. Er fühlt sich wichtig, interessant und klug. Er glaubt, man ist von seinen vorgefertigten Antworten beeindruckt, und er fühlt sich in seinen Taten gerechtfertigt.
    Hätte Onoprienko seine Verbrechen in Amerika verübt, wäre es um sein Leben in Haft anders bestellt. Dort bekommen Serienmörder seines Kalibers körbeweise Fanpost. Oft genug werden sie wie Popstars verehrt. Wen wundert, dass es auf diesem Kontinent der Erde sogar ein Musical mit dem Namen
    »Charly« gibt und der Killer CHARLES MANSON von den Plakaten in New York grinst. Für die Spielfilme »Psycho« und
    »Das Kettensägenmassaker« diente die Lebensgeschichte von ED GEIN als Vorlage. Er zerstückelte zehn Menschen und trennte ihnen Arme und Beine ab. JOHN GACY, der 33
    Menschenleben auf dem Gewissen hatte, bekam vor seiner Hinrichtung körbeweise Post. Er bedankte sich dafür bei seinen
    »Fans« mit selbst gemalten Bildern aus dem Gefängnis.
    »Die große Enzyklopädie der Serienmörder« hat sich mit dem Phänomen »Frauen als Verehrer von Serienmördern«
    unter der Rubrik: »Groupies: Verehrer von Serienmördern«, ausführlich auseinander gesetzt.
    Trotz der brütenden Atmosphäre von Gewalt und Perversion, die Serienmörder umgibt, üben diese einen geradezu hypnotischen Effekt auf das andere Geschlecht aus. Der alternde Charles Manson war berüchtigt wegen der anhaltenden Ergebenheit seiner weiblichen Fans und einer neuen Generation von begeisterten Anhängern, die nach wie vor glaubten, ihm sei etwas »angehängt« worden. Aber auch andere Serienmörder waren diesbezüglich erfolgreich. CHARLES SCHMID, der
    »Rattenfänger von Tucson«, der zum Tode verurteilt wurde, hatte in Arizona bei jedem Prozess seinen eigenen Fanclub von Jugendlichen. THEODORE BUNDY erhielt zahlreiche Liebesbriefe von attraktiven jungen Frauen. Viele ähnelten seinen bevorzugten Opfern mit ihren langen, braunen, in der Mitte gescheitelten Haaren. Als er sich schließlich eine von ihnen als Gefängnisbraut aussuchte, schlug Bundy der Zeit ein Schnippchen, indem er mit Hilfe künstlicher Befruchtung ein Kind vom Todestrakt aus zeugte, ehe er 1989 exekutiert wurde.
    In Nevada erhielt CARROL COLE Besuche und herzzerreißende Liebesgedichte von einer Frau, die halb so alt war wie er. JOHN GACYS angebliche Freundin, eine zweifach geschiedene Mutter von acht Kindern, organisierte eine Reihe von Auftritten in Fernseh-Talkshows, und beide »Hillside Stranglers« – KENNETH BIANCHI und ANGELO BUONO –
    heirateten, nachdem sie zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren.
    Eine frühere Geliebte von Bianchi, Veronica Compton, bekam selbst eine Gefängnisstrafe wegen versuchten Mordes, weil sie ihren Geliebten freibekommen wollte, indem sie die Technik des Würgers an einem Zufallsopfer nachahmte und Bianchis Sperma, das sie aus dem Gefängnis geschmuggelt hatte, am Tatort hinterließ. Als sie selbst im Gefängnis war, lange, nachdem ihr an Bianchi und seiner launigen Art die Lust vergangen war, hing sich Compton an den »Sunset-Mörder«
    DOUGLAS CLARK. In einem Brief an ihn erklärte Compton in einem klassischen Fall von Untertreibung: »Unsere Gemütsart ist ungewöhnlich. Ich möchte wissen, warum andere nicht die nekrophilen Aspekte der Existenz so sehen wie wir.«
    Ironischerweise – zieht man seine körperliche Erscheinung und die Art seiner Verbrechen in Betracht – hat kein Serienmörder mehr weibliche Groupies angelockt als der
    »Night Stalker« RICHARD RAMIREZ, jener Teufelsanbeter, der wegen 13fachen Mordes in Los Angeles zum Tode

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