Der Todesflieger
stark untertrieben. Aber Pitt hatte einfach keine Lust, die ganze Geschichte noch einmal durchzukauen. Er hatte bloß einen Wunsch: einen schönen, eisgekühlten Drink.
»Zuerst schlafen Sie mit seiner Nichte, und anschließend speisen Sie mit Bruno von Till zu Abend.« Zac schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie gehen wirklich forsch ran.«
Pitt zuckte nur die Achseln.
»Schade«, fuhr Zac fort. »Sie hätten uns unter Umständen eine große Hilfe sein können.« Er zog an seiner Pfeife. »Wir überwachen die Villa schon seit geraumer Ze it, doch bis jetzt haben wir noch nichts Verdächtiges feststellen können. Wir haben uns allerdings auch nur bis auf zweihundert Meter an das Haus herangewagt. Andernfalls hätten wir von Tills Mißtrauen geweckt. Wir hatten schon gehofft, unsere Tarnung als Fremdenführer hätte endlich Früchte getragen, als Colonel Zeno Sie und von Tills Nichte festnahm.«
»Colonel
Zeno?«
Zac nickte und legte eine effektvolle Pause ein.
»Ja. Er und Captain Darius sind Beamte der griechischen Gendarmerie. Rein rangmäßig steht Zeno um einige Stufen über mir.«
»Es gibt bei der Polizei den Rang eines Colonels?« fragte Pitt noch einmal. »Das scheint mir ungewöhnlich.«
»Nicht, wenn Sie sich vor Augen halten, wie das griechische Polizeiwesen aufgebaut ist. Mit Ausnahme von Athen und einigen anderen Großstädten, die ihre eigene kommunale Polizei haben, wird die polizeiliche Gewalt im gesamten Land von der Gendarmerie ausgeübt, einer gut ausgerüsteten und ausgebildeten Einheit der Armee.«
Das war Pitt neu. »Deshalb also der Einsatz von Zeno und Darius. Doch wie steht es mit Ihnen, Inspektor? Seit wann darf denn ein amerikanischer Rauschgiftspezialist in Griechenland arbeiten? Das ist doch völlig ungebräuchlich.«
»Normalerweise ja«, erwiderte Zac säuerlich. Sein Blick verdüsterte sich. »Aber von Till ist leider kein normaler Fall.
Wenn wir ihn endlich dingfest gemacht haben, verringern sich die großen internationalen Verbrechen um etwa zwanzig Prozent. Vielleicht gibt Ihnen das eine Vorstellung davon, was für einen Gangster wir in von Till vor uns haben.«
Zac hatte sich in Wut geredet. Er brach ab und holte tief Luft.
Dann fuhr er mit ruhigerer Stimme fort: »Gewöhnlich arbeitet die Polizei eines jeden Landes für sich. Für die internationale Zusammenarbeit und den internationalen Informationsaustausch ist INTERPOL zuständig. Erfahre ich also beispielsweise durch einen meiner Verbindungsmänner in der Unterwelt, daß ein Schiff mit einer Ladung Rauschgift unterwegs nach England ist, teile ich das einfach INTERPOL London mit, und die wiederum setze n Scotland Yard davon in Kenntnis. Der Sache nachzugehen und die Rauschgiftgeschichte auffliegen zu lassen ist dann Aufgabe von Scotland Yard.«
»Das scheint doch ein reibungslos und effektiv funktionierend System zu sein.«
»Ist es auch. Mit von Till werden wir auf diese Weise allerdings nicht fertig«, seufzte Zac. »Für einen Verbrecher seines Kalibers arbeitet das System einfach zu schwerfällig.
Weiß Gott, wie oft wir schon versucht haben, ihn in eine Falle zu locken. Er hat sich bisher stets unbeschadet aus der Affäre gezogen. Doch das wird jetzt anders.« Zac schlug mit der Faust auf den Tisch. »Die Regierungen aller betroffenen Länder sind übereingekommen, ein überstaatliches Fahndungsbüro einzurichten, dem sämtliche nationale Polizeieinrichtungen zur Verfügung stehen. Die Leitung dieses Büros ist Militärs übertragen.« Der Inspektor brach ab und sah Pitt nachdenklich an.
»Es tut mir leid, wenn ich ein bißchen ausführlich geworden bin, Pitt«, meinte er endlich entschuldigend. »Ich hoffe, ich habe Ihre Frage, weshalb ich hier auf Thasos bin, zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet.«
Pitt sah Zacynthus prüfend an. Der Inspektor machte den Eindruck eines erfolgsgewohnten Mannes. Aus seinem ganzen Verhalten sprachen Zuversicht und Selbstvertrauen. Doch gleichzeitig glaubte Pitt in seinen Augen auch eine gewisse Unsicherheit zu erkennen, die uneingestandene Furcht, von Till am Ende doch zu unterliegen. Pitts Verlangen nach einem Drink wurde immer stärker.
»Wo sind denn die anderen Leute Ihres Teams?« fragte er.
»Bisher habe ich nur drei von ihnen kennengelernt.«
»Einer, ein britischer Inspektor, verfolgt an Bord eines Zerstörers der Royal Navy die
Queen Artemisia.
Ein türkischer Beamter überwacht sie mit einer alten DC-3 aus der Luft.« Zac ratterte es herunter, als ob er aus einem
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