Der Todesflug der Cargo 03
Vorstellungen ihrer Länder, welche Wirtschaftshilfe sie zu erhalten wünschten. Es war vier Uhr nachmittags geworden, als Hiram Lusana aufgefordert wurde,seine vorbereitete Rede zu halten. Über die Afrikanische Revolutionsarmee und ihren Wunsch, von den Vereinigten Staaten im Kampf gegen die weiße Minderheit in Südafrika unterstützt zu werden, war in den vorangehenden Tagen viel geschrieben worden. Lusanas Rede wurde deshalb mit Spannung erwartet. Der Sitzungssaal hatte sich gefüllt. Auf der Pressetribüne hatten sich die Fotografen auf ihre Stühle gestellt, um einen besseren Blickwinkel zu dem angekündigten Redner zu haben. Ein Blitzlichtgewitter ging nieder, während die Reporter ihre Notizblocks füllten und andere Berichterstatter mit gedämpfter Stimme in die Spezialmikrofone ihrer Aufnahmegeräte sprachen. Lusana schenkte dem Wirbel, der sich um ihn entfachte, keine Beachtung. Mit der ruhigen Würde eines Mannes, der sich seiner glänzenden Gewinnchancen bewusst ist, saß er auf dem ihm zugewiesenen Platz am Sitzungstisch und wartete darauf, dass ihm das Wort erteilt wurde.
»General Lusana«,begrüßte ihn Daggat. »Ich heiße Sie als Gast bei dieser Sitzung des Komitees für Wirtschaftshilfe im Außenministerium willkommen. Ich glaube, Sie kennen die Regeln, nach denen diese Sitzungen stattfinden. Es geht uns hier darum, die nötigen Informationen zusammenzutragen, damit das Komitee und der Außenminister später in geheimer Sitzung Entschlüsse fassen können. Irgendwelche Entscheidungen werden in der heutigen Sitzung noch nicht getroffen. Sie haben zwanzig Minuten, um den Standpunkt Ihrer Regierung darzulegen. Im Interesse der Chancengleichheit mit den Regierungsvertretern der anderen afrikanischen Staaten darf ich Sie bitten, diese Redezeit nicht zu überschreiten. Nach Ihrer Rede kann das Komitee Ihnen Fragen stellen. Ich bitte Sie, diese Fragen zu beantworten. Das Ergebnis der heutigen Sitzung wird dem Außenminister übermittelt. Alles weitere wird dort entschieden.«
»Vielen Dank, Herr Vorsitzender«, sagte Lusana und schlug sein Redemanuskript auf. »Herr Vorsitzender?«
Daggat wandte sich zu Laura um, die sich gemeldet hatte, bevor Lusana zu seiner Rede ansetzen konnte. »Bitte, Frau Abgeordnete?«
»Ich protestiere mit aller Entschiedenheit dagegen, dass General Lusana vor diesem Komitee spricht. Er ist nicht befugt, irgendwelche Erklärungen abzugeben, weil er keiner gesetzmäßigen afrikanischen Regierung angehört.«
Im Zuhörerraum und auf der Pressetribüne war aufgeregtes Gemurmel zu hören. Die Presse hatte die Sensation, auf die sie gewartet hatte.
Lusana blieb ruhig. »Es trifft zu«, sagte er, den ernsten Blick seiner dunklen Augen auf Laura gerichtet, »dass ich nicht als Vertreter einer etablierten afrikanischen Regierung zu Ihnen spreche. Ich spreche zu Ihnen als Vertreter der unterdrückten schwarzafrikanischen Mehrheit in Südafrika.«
»Sprechen Sie, für wen Sie wollen«, entgegnete Laura kühl. »Aber in diesem Hause wollen wir nur Vertreter demokratischer und gesetzmäßig gewählter Regierungen hören. So sind nun mal die politischen Spielregeln in Amerika!«
»Die weiße Minderheitenregierung von Südafrika ist nicht demokratisch gewählt. Dieses hohe Komitee kann sich nicht wegen
einer Formalität den Bitten von Millionen unterdrückter Schwarzer verschließen!« Lusana sprach eindringlich. Seine Stimme war so leise, dass die Menschen auf den hinteren Reihen der Zuschauertribüne ihn kaum noch verstehen konnten. »Eines der wichtigsten Dinge im Leben der unterdrückten Schwarzen ist ihre Menschenwürde«, fuhr er fort. »Ohne ihre Menschenwürde sind sie ein Nichts In Afrika kämpfen wir dafür, dass diese Menschenwürde denjenigen zuteil wird, die durch Hautfarbe und Herkunft ein natürliches Recht darauf haben, den Schwarzen nämlich, die in Afrika geboren sind! Die Freiheit des ganzen schwarzen Kontinents steht auf dem Spiel. Und auch das freiheitliche Selbstverständnis Ihres großen Landes, meine Damen und Herren! Ich bitte Sie hier nicht um Geld für Waffen. Ich bitte Sie auch nicht um das Eingreifen der amerikanischen Truppen zu unseren Gunsten. Ich bitte Sie im Namen der unterdrückten Schwarzen um Geld für Nahrungsmittel und Medikament e. Essen und Medizin für jene Tausende von Unschuldigen, die in Südafrika unmenschlich unterdrückt werden.«
Interessiert hatte Laura den Ausführungen von Lusana zugehört. Sie war keineswegs bereit, ihm auf den
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