Der Todesflug der Cargo 03
nur einen dieser Burschen am Leben lassen.« De Vaal verstummte. Einige Sekunden lang schien er in grüblerische Gedanken versunken, deren Bedeutung Zeegler nicht zu erahnen vermochte. Plötzlich, als habe er eine schmerzliche Entscheidung getroffen, schüttelte De Vaal den Kopf. »Solange das Damoklesschwert einer schwarzen Herrschaft über Südafrika hängt, müssen wir jedes Mittel nutzen, um zu überleben. Das Unternehmen Wilde Rose« wird wie geplant durchgeführt!«
»Mir wäre wohler, wenn wir bei dem Überfall auch General
Lusana erwischt hätten«, sagte Zeegler, ohne weiter auf De Vaals Entschluß einzugehen.
Um De Vaals schmale Lippen spielte ein hintergründiges Lächeln. »Ach, das wissen Sie ja noch gar nicht…«
»Was denn, Sir?«
»General Lusana kommt nicht mehr nach Afrika zurück. Nie mehr.«
Machita hatte keine Erinnerung daran, wann er das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er war wach, aber seine Augen sahen in ein zeitloses Dunkel. Plötzlich stellte sich der Schmerz wieder ein, der ihn während seiner lang andauernden Ohnmacht verlassen zu haben schien. Er stöhnte. Seine Ohren registrierten das Geräusch, als ob die Schmerzenslaute von einem Fremden stammten.
Mühsam hob er den Kopf. Eine fahl gelbliche Scheibe bedeckte sein in undurchdringlichen Nebel getauchtes Gesichtsfeld. Schließlich schien die Scheibe in den Hintergrund zu rücken, und ihre ausgefransten Konturen verschmolzen zu einem runden Rand. Er erblickte den Mond, der über dem verwüsteten Hauptquartier der Afrikanischen Revolutionsarmee aufgegangen war.
Machita nahm alle Kraft zusammen, um sich vom schmutzignassen Boden zu der kalten Kellerwand hochzuarbeiten. Es gelang ihm, sich mit seinem schmerzenden Rücken an die Wand anzulehnen. Das fahle Licht des Mondes erleuchtete die zerborstene Betonplatte der Zellendecke, die durch die Explosion abgesprengt worden war. Das mächtige Bruchstück war auf einer Tiefe von einem halben Meter in das schmale Verlies gerutscht und dann von den konisch zulaufenden Zellenwänden aufgehalten worden.
Nach einer kleinen Pause, in der er Kräfte sammelte, begann Machita, die Trümmer und das Geröll, die ihn behinderten, zur Seite zu räumen. Er entdeckte eine zersplitterte Holzlatte, die erbenutzte, um die obere Öffnung seines Verlieses zu erweitern. Vorsichtig kroch er nach oben und zwängte sich durch das gezackte Loch, hinter dem sich ein nachtklarer Himmel abzeichnete. Vor ihm lag der Exerzierplatz, der zum Schauplatz des vernichtendenÜberfalls auf die ARA-Truppen geworden war. Erstaunt sah sich Machita um. Alle Gebäude, die der Revolutionsarmee als Unterschlupf gedient hatten, waren dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Leichen seiner Kameraden waren verschwunden. Es war, als ob das Hauptquartier der Afrikanischen Revolutionsarmee und seine Besatzung nie existiert hätten.
45
»Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen, Mr. Pitt.«
Lee Raferty hatte Recht gehabt, sinnierte Pitt. Orville Mapes sah wirklich wie ein typischer Schrotthändler aus, gar nicht wie ein Waffenhändler. In einem anderen Punkt allerdings hatte die Wirklichkeit inzwischen Rafertys Aussage von damals überholt. Mapes war nicht mehr Vizepräsident, er war – so wies es sein Türschild aus – zum Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden der Phalanx Arms Corporation befördert worden. Pitt blickte dem kleinen stämmigen Mann, der soeben seine Bitte um eine Auskunft abschlägig beschieden hatte, in die wasserblauen Augen.
»Ich bin sicher, dass aus Ihren Geschäftsunterlagen der Verbleib dieser Munition hervorgeht«, sagte er.
Mapes schüttelte den Kopf. »Meine Geschäftsunterlagen sind nicht zur Einsicht von Unbefugten bestimmt, die von der Straße hereinschneien. Meine Kunden und Geschäftspartner haben einen Anspruch darauf, dass die geschäftlichen Vorgänge vertraulich behandelt werden.«
»Sie sind gesetzlich verpflichtet, über alle Käufe und Verkäufe von Waffen und Rüstungsmaterial Buch zu führen und diese Buchführung dem Verteidigungsministerium offen zu legen. Warum also die Geheimniskrämerei?«
»Sind Sie denn vom Verteidigungsministerium, Mr. Pitt?« fragte Mapes. »Nicht direkt.«
»Für wen kommen Sie denn? Wozu brauchen Sie die Informationen?«
»Es tut mir leid, aber darüber kann ich keine Auskunft geben.«
Mapes stand verärgert auf. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann, Mr. Pitt. Ich habe keine Zeit für solche Kindereien. Sie wissen, wo’s rausgeht.«
Pitt
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