Der Todesflug der Cargo 03
hatten sich in sein Gesicht eingegraben, Falten der Anstrengung, der Sorge und Erschöpfung… Sie beugte sich vor und drückte seine Hand. »Wo kommst du her?« fragte sie.
»Ich habe dich gesehen, als du aus dem Capitol gekommen bist«, erklärte Pitt. Ich wollte dich sowieso sprechen. Als ich sah, dass du in diesen Wagen eingestiegen bist, bin ich euch gefolgt.«
Daggats Chauffeur hatte während Pitts Worten das Trennfenster zwischen Fahrerraum und Fond heruntergelassen und hielt nun einen Revolver auf Pitts Schläfe gerichtet. Daggat atmete auf. Er genoss es, dass er die Situation wieder unter Kontrolle bekam.
»Es ist vielleicht ganz gut, dass wir uns kennen lernen, Mister Pitt«, sagte er. Zugleich machte er eine entwarnende Handbewegung. Der Chauffeur nickte zum Zeichen des Verständnisses und senkte den Lauf des Revolvers in einer vorsichtigen Bewegung, so als ob aus dem von Daggat verfü gten Frieden jederzeit wieder Krieg werden könnte.
»Ich freue mich auch, Sie kennen zu lernen«, sagte Pitt, indem er ein strahlendes Lächeln auf sein unrasiertes Gesicht brachte. »Das Zusammentreffen spart mir sogar den Besuch in Ihrem Büro, den ich geplant hatte.«
»Wieso wollten Sie mich denn treffen?«
»Weil ich noch ein paar Abzüge nachbestellen möchte.« Pitt zog einen Packen Fotos aus der Tasche und schwenkte sie in der Hand.
Laura erschrak. »Mein Gott, Pitt. Du kennst diese entsetzlichen Nacktfotos?«
»So entsetzlich sind sie gar nicht«, sagte Pitt zu Daggat gewandt. »Sie gefallen mir so gut, dass ich den selbstlosen Auftraggeber um weitere Abzüge bitten werde.« Er ließ ein Foto nach dem ändern in Daggats Schoß fallen. »Von diesem möchte ich ein Dutzend, von dem da fünf Stück – «
»Ich finde Sie nicht besonders witzig«, unterbrach ihn Daggat ärgerlich.
Pitt sah ihn mit unschuldiger Mine an. »Als Pornofotograf sollte man nicht so empfindlich sein«, sagte er. »Wenn Sie sich schon mit dem schmutzigen Geschäft befassen, dann kennen Sie sicher auch die Regeln der Branche. Die Modelle bei Pornoaufnahmen kriegen Gratisabzüge.«
»Was haben Sie uns anzubieten, Mister Pitt?« fragte Felicia.
»Anzubieten?« Pitt lachte amüsiert. »Ich habe etwas zu bekommen. Ich bin der Star der Show.«
»Hör auf, Pitt«, fiel ihm Laura ins Wort. »Solange Daggat die Negative besitzt, hat er uns in der Hand.«
»Unsinn«, sagte Pitt grinsend. »Der Kongreßabgeordnete Daggat ist dabei, sich vom Erpressungsgeschäft zurückzuziehen. Gegen einen Profi hat er keine Chance.«
»Gegen einen Profi wie Sie?« sagte Daggat.
»Nein, gegen einen Profi wie meinen Vater, Senator George. Sie wollten ihn doch in die Sache mit hineinziehen, Daggat. Die Arbeit habe ich Ihnen abgenommen. Als ich ihm Ihren flotten Plan erklärte, war er außer sich vor Freude. Er wollte unbedingt Abzüge von den Nacktfotos. Sie müssen das verstehen. Mein alter Herr hat seinen Sohn eben noch nie so schön in Aktion gesehen. Jedenfalls war er von Ihren fotografischen Leistungen sehr angetan. Er hält das Ganze für eine gute Werbung.«
»Sie sind ja wahnsinnig«, fauchte Felicia hasserfüllt.
»Haben Sie wirklich mit Ihrem Vater über die Sache gesprochen?« murmelte Daggat verunsichert. »Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Weil Sie ein Hilfsschüler sind, will ich Ihnen die Auflösung des Rätsels etwas erleichtern«, bot Pitt an. »Sagt Ihnen der Name Sam Jackson etwas?« Daggat schnaufte. »Der Schweinehund hat gesungen!«
»Wie ein Opernstar!« sagte Pitt mit breitem Lächeln. »Ich weiß nicht, was Sie Sam angetan haben. Jedenfalls hasst er Sie wie die Pest. Er kann es nicht erwarten, vor dem ›Ausschuss für gute parlamentarische Sitten‹ gegen Sie auszusagen. Wie gefällt Ihnen das,
Ex-Abgeordneter Daggat?«
Daggats Stimme verriet, dass er von Pitts Vorstoß nicht ganz unbeeindruckt geblieben war.
»Sie würden es nicht wagen, diese Fotos einem Ausschuss des Abgeordnetenhauses vorzulegen!«
»Warum denn nicht?« sagte Pitt. »Was habe ich denn zu verlieren? Mein Vater will sein Mandat noch dieses Jahr aus Altersgründen aufgeben. Und was mich angeht: Wenn diese Fotos einmal veröffentlicht sind, werde ich an Washingtons unternehmungslustige Junggesellinnen Wartenummern ausgeben müssen, damit sie sich in meinem Vorzimmer nicht in die Haare geraten.«
»Sie egoistisches Schwein«, sagte Felicia. »Es kümmert Sie wohl gar nicht, wie Laura bei der ganzen Sache abschneidet.«
»Das kümmert mich sehr wohl«, sagte
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