Der Todesflug der Cargo 03
Bewegungsunfähigkeit waren seine Glieder gefühllos geworden.
Mühsam versuchte er sich zu erinnern, was geschehen war. Im Warteraum Erster Klasse am Flugplatz von Washington war er von einem freundlich lächelnden Flugkapitän empfangen worden. »Ich bin Flugkapitän Mutaapo«, hatte der schlanke, großgewachsene Pilot sich vorgestellt. Er war mittleren Alters, fast kahl und trug ein sympathisches Lächeln zur Schau. Seine Uniform war in dem vertrauten Dunkelgrün der »BEZA-Mocambique Airlines« gehalten, wobei der Träger eine besonders reiche Ansammlungvon golddurchwirkten Streifen an den Ärmeln aufweisen konnte. »Meine Regierung hat mich beauftragt, mich beim Rückflug um Ihre Sicherheit zu kümmern, Mr. Lusana.«
»Beim Betreten der Vereinigten Staaten waren Sicherheitsvorkehrungen erforderlich«, hatte Lusana eingewandt. »Ich glaube aber nicht, dass das beim Rückflug und in Gesellschaft so vieler Touristen, die mit mir fliegen, notwendig ist.«
»Wir sind für Ihre Sicherheit verantwortlich, und auch für die Sicherheit der einhundertundfünfzig anderen Passagiere. Ich bitte Sie, das zu verstehen. Bis zum Flugzeug stehen Sie unter meinem Schutz. An Bord werden Ihnen zwei Leibwächter zugeteilt, die während des Fluges nicht von Ihrer Seite weichen.«
»Wenn Ihnen das nötig erscheint – bitte«, hatte Lusana gesagt.
»Gut.« Der Flugkapitän strahlte zufrieden. »Stoßen wir an auf einen angenehmen und sicheren Flug. Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten, Sir?«
»Einen Martini mit einem Schnitzer Zitrone, bitte.«
Er war leichtsinnig gewesen, dümmer als ein Schuljunge, resümierte Lusana, während der Lastwagen über die holperigen Schwellen eines Bahnübergangs rumpelte. Zu spät war es ihm gedämmert, dass die Piloten der Luftfahrtgesellschaften in den letzten vierundzwanzig Stunden vor dem Abflug keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen. Zu spät hatte er gemerkt, dass eine starke Droge in sein Getränk gemischt worden war. Augenblicke später war das lächelnde Gesicht des falschen Kapitäns zu einer milchigen Fratze verschwommen. Dann hatte sich ein Gefühl schwammiger Dunkelheit über ihn gesenkt. Es war, als ob eine unsichtbare Hand das Spinnrad seiner Existenz angehalten hätte. Lusana wusste nicht, wie viel Stunden oder Tage dahingegangen waren. Er merkte nicht, wie er durch regelmäßige Injektionen starker Beruhigungsmittel in einem Zustand eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit gehalten wurde. Gelegentlich wurde ihm die dunkle Kapuze abgenommen. Verschwommene Gesichter unbekannter Menschen erschienen und traten wenige Augenblicke später in eine gnadenlos dunkle Unendlichkeit zurück. Der Lastwagen hielt mit quietschenden Bremsen, und Lusana hörte das unklare Geräusch von Stimmen. Dann setzte sich der Wagen aufs neue in Bewegung. Nach einigen Minuten Fahrt stoppte er endgültig und der Motor wurde abgestellt.
Dann hörte Lusana das Geräusch näher kommender Schritte. Mit groben Griffen wurde er gepackt und eine Art Rampe hochgetragen. Seltsame Geräusche drangen aus der nachtschwarzen Finsternis an sein Ohr. Das Tuten ferner Signalhörner war zu hören. Der Klang von Eisentüren, die auf-und zugeschlagen wurden. Es roch nach frischer Farbe und Maschinenöl.
Unvermittelt ließ man ihn auf den harten Boden fallen. Er hörte, wie die Schritte der unsichtbaren Träger sich entfernten, bis sie außer Hörweite waren. Jemand, der schon im Raum gewesen sein musste, schnitt seine Fesseln auf. Dann wurde ihm die Kapuze abgenommen. Dumpf-feuchte Düsternis umgab ihn. Die einzige schwache Lichtquelle war eine rote Glühbirne, die in halber Höhe an der Wand befestigt war und einen gespenstischen Lichtkegel auf den Boden projizierte.
Minutenlang lag Lusana regungslos auf dem Boden, der aus Eisenplatten zu bestehen schien. Er fühlte, wie nach und nach das Blut in seine steif gewordenen Glieder zurückkehrte. Mit aller Anstrengung, der er fähig war, stützte er sich mit den Ellenbogen vom Boden ab und starrte in das undurchdringliche Halbdunkel, das ihn umgab. Der Raum mit der niedrigen Decke und dem zu beiden Seiten sanft abfallenden Fußboden ähnelte der Kommandobrücke eines Schiffes. In der Tat entdeckte Lusana in einiger Entfernung die Umrisse eines Steuerrads, das aus einer verrosteten Stahlkonsole hervorragte. Er blinzelte, langsam begannen sich seine Augen an das herrschende Halbdunkel zu gewöhnen. Auf drei Seiten – so glaubte er jetzt zu erkennen – schien der Raum von
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