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Der Todesflug der Cargo 03

Der Todesflug der Cargo 03

Titel: Der Todesflug der Cargo 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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rechteckigen Fenstern umgeben. Die vierte Wand, in deren Nähe Lusana auf dem Boden lag, bestand aus einer graugestrichenen, nieten übersäten Stahlplatte.
    Lusana erschrak. Über ihm wurde plötzlich der mächtige Schatten eines kräftigen Mannes sichtbar. Der Mann hielt die Kapuze, die Lusana abgenommen worden war, in der Hand. Er schaute mit einem fast väterlichen Gesichtsausdruck auf Lusana hinab und schien zu lächeln. Lusana ließ sich nicht täuschen. Nur zu gut wußte er, dass auch die härtesten Killer ein versonnenes Lächeln auf ihr Gesicht zauberten, bevor sie ihren wehrlosen Opfern die Kehle durchschnitten. Und doch – das Gesicht des Kolosses über ihm verriet keine blutrünstigen Absichten, eher strahlte es eine wehmütige Neugier aus. »Sie sind also Hiram Lusana.«
    Die Bass-Stimme des massig-muskulösen Mannes hallte von den Wänden wider.
    »So heiße ich«, bestätigte Lusana heiser. Seine Stimme klang, als ob sie gar nicht ihm gehörte. Es fiel ihm ein, dass er sie seit Tagen nicht gebraucht hatte.
    »Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, Sie kennenzulernen«, sagte der Riese. »Wer sind Sie?«
    »Sagt Ihnen der Name Fawkes vielleicht etwas?« Lusana dachte nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Sie sollten sich die Namen der Leute, die Sie ermorden, etwas besser merken«, sagte der Riese, immer noch lächelnd.
    Ein plötzliches Erinnern durchzuckte Lusana. »Fawkes – das war doch die Farm, die überfallen wurde. Die Farm in der Provinz Natal…«
    Fawkes nickte schwer. »Meine Frau und meine Kinder haben Sie abgeknallt. Mein Haus niedergebrannt. Meine Arbeiter abgeschlachtet. Männer, Frauen und Kinder von der gleichen Hautfarbe wie Sie.«
    »Fawkes… Sie sind Fawkes«, stammelte Lusana, während sein Verstand vergeblich versuchte, die Ereignisse in Zusammenhang zu bringen.
    »Und Sie sind der Mann, der den Befehl zum Morden gab!« sagte Fawkes. Sein Lächeln war verschwunden, und seine Stimme war metallisch-hart geworden.
    »Ich bin für den Überfall auf Ihre Farm nicht verantwortlich!« beteuerte Lusana. Langsam dämmerte ihm, welche Folgen die fürchterliche Verwechslung für ihn haben konnte. Er versuchte aufzustehen, aber die seit Tagen untätigen Glieder versagten ihm den Dienst. »Es tut mir leid, was Ihrer Familie geschehen ist. Ein tragischer Vorfall, ein sinnloses Blutvergießen. Aber die Schuldigen müssen Sie woanders suchen. Ich habe keinen Befehl für die-sen Überfall gegeben. Die Afrikanische Revolutionsarmee hat mit der Sache nichts zu tun.«
    »Ich habe erwartet, dass Sie lügen würden«, sagte Fawkes bitter.
    »Was werden Sie mit mir tun?« fragte Lusana mit fester Stimme.
    Fawkes blickte in das nächtliche Dunkel hinaus. Ein leichter Nebel hatte sich auf die schräg stehenden Glasscheiben der Schiffsbrücke gelegt. Lusana bemerkte die befremdliche Mischung von Härte und Traurigkeit, die Fawkes Augen überschattet. Mit einer unendlich langsamen Bewegung wandte sich der hünenhafte Schotte zu Lusana um.
    »Sie und ich werden eine kleine Reise machen. Eine Reise ohne Wiederkehr.«

50
    Es war genau neun Uhr dreißig, als das Taxi die rückwärtige Einfahrt des Inlandflughafens von Washington passierte. An der Seitenfront einer verlassenen Flugzeughalle, die sich in einem wenigbenutzten Teil des Geländes befand, stieg Jarvis aus. Bis auf eine in mattem Licht erstrahlende Glastür an der Schmalseite des mächtigen Gebäudes schien die Halle leblos und leer. Jarvis drückte die polierte Metallklinke nieder und stieß die Tür auf. Er war überrascht, dass sie nicht quietschte. Die Angeln schienen frisch geölt worden zu sein.
    Er stand in einer geräumigen, von gleißendem Neonlicht überfluteten Halle. In der Mitte des Raumes stand ein dreimotoriges Veteranenflugzeug der Marke Ford auf einem Podest. Es sah von weitem wie der leicht verunglückte Nachbau einer überdimensionalen Gans aus. Die mechanischen Schwingen der Riesengans waren über Dutzende von Oldtimer-Automobilen ausgebreitet, die in ästhetisch ausgerichteter Formation über den ganzen Bereich der Halle aufgestellt waren. Auffallend war, dass die historischen Automobile sich in unterschiedlichen Stadien der Restaurierung befanden. Interessiert ging Jarvis auf ein amerikanisches Gangsterauto der dreißiger Jahre zu, unter dem zu seinem Befremden zwei leblos scheinende Füße hervorragten. Aber dann bewegten sich die Füße, und das Gesicht eines unbekannten Mannes in mittleren Jahren kam zum Vorschein.

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