Der Todesflug der Cargo 03
Pitt mit großem Ernst. »Natürlich ist eine solche Veröffentlichung für sie als Frau unangenehm. Dafür hat sie aber auch die Genugtuung, dass unser Freund Daggat für ein paar Jahre hinter Schloss und Riegel wandert. Wenn er wieder raus kommt, kann er sich als Staubsauger-Vertreter bewerben. Seine Partei will dann sicher nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
Daggats Gesicht verzerrte sich, er war weiß vor Zorn. »Das werden Sie mir teuer bezahlen, Pitt«, drohte er.
Pitt warf Daggat einen verächtlichen Blick zu. »Sie sind es, Daggat, der jetzt zur Kasse gebeten wird. Sie haben keine Chance. Der amerikanische Kongress wehrt sich mit allen Mitteln gegen Leute wie Sie, die versuchen, illegalen Druck auf den Gesetzgeber auszuüben. Es gab Zeiten, wo Ihre schmutzige Rechnung aufgegangen wäre. Aber diese Zeiten sind vorbei. Washington ist voll von ehrenhaften Volksvertretern, die mit Betrügern Ihrer Sorte kurzen Prozeß machen.«
Daggat biß sich auf die Lippen. Er hatte ausgespielt, und er wußte es. »Was soll ich tun?«
»Die Negative vernichten!«
»Ist das alles?« – Pitt nickte.
Daggat schaute ungläubig. »Werden Sie die Sache bestimmt nicht noch einmal aufrollen, Mr. Pitt?«
»Ich wüsste nicht, warum«, entgegnete Pitt. »Es ist für uns alle am besten, wenn wir die ganze Geschichte begraben.«
Der Wagen hatte angehalten. Pitt öffnete die Tür und half Laura hinaus. »Was ich noch sagen wollte, Daggat: Ich habe eine eidesstattliche Erklärung von Jackson, in der Ihr Erpressungsmanöver bezeugt ist. Ich hoffe, dass ich von diesem Dokument nie Gebrauch machen muss. Das nächste Mal, dass Sie versuchen, mich reinzulegen, landen Sie unweigerlich im Kittchen, das verspreche ich Ihnen.«
Pitt schlug die Fondtür zu. Sie warteten, bis sich Daggats chauffeurgesteuerte Limousine in den Straßenverkehr eingeordnet hatte und sahen dem Wagen nach, wie er kleiner und kleiner wurde und schließlich ganz im Dunst der Autoabgase verschwand. Dann stellte sich Laura auf die Zehenspitzen und gab Pitt einen Kuß auf die stoppelige Wange. »Womit hab’ ich das verdient?« erkundigte er sich lächelnd.
»Eine kleine Belohnung, weil du mir aus einer sehr unangenehmen Situation geholfen hast.«
»Pitt, der Retter«, frotzelte er. »Ich habe schon immer eine Schwäche für Kongressabgeordnete in Not gehabt. Besonders wenn sie weiblich sind – und so hübsch wie du.« Er küsste sie auf die Lippen. »Das ist meine Belohnung dafür, dass du so tapfer gewesen bist.«
»Tapfer?«
»Du hättest mir von Daggats Erpressung erzählen sollen. Ich hätte dir einige schlaflose Nächte ersparen können.«
»Ich dachte, ich könnte die Sache alleine durchstehen«, sagte sie und vermied, ihn anzusehen.
»Man kann die weibliche Gleichberechtigung auch übertreiben«, sagte er.
»Am besten wäre es, du würdest sofort deine Mitgliedschaft im Feministinnen-Verein aufgeben.«
»Werden die sich wundern, dass sie keine Präsidentin mehr haben«, quittierte Laura seinen Scherz.
Sie gingen zum Wagen, den Pitt auf dem Bordstein geparkt hatte. Unter dem Scheibenwischer steckte ein Stück Papier. Zuerst nahm Pitt an, dass es sich um einen Reklamezettel handelte. Er war schon dabei, das Papier wegzuwerfen, als er darauf eine handschriftliche Notiz entdeckte:
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie so bald wie möglich die Nummer 555-5971 anrufen. Jarvis«
Überrascht sah Pitt sich nach den Passanten um, die in näherer und weiterer Entfernung vom Wagen zu erkennen waren. Irgendeiner von ihnen musste den Zettel während seiner Auseinandersetzung mit Daggat unter den Scheibenwischer geschoben haben. Aber das Unternehmen, den geheimnisvollen Sendboten aus den vielen Menschen herauszufinden, war hoffnungslos. »Kennst du jemanden mit dem Namen Jarvis?« fragte er Laura.
Sie dachte nach. »Nein, der Name ist mir unbekannt. Warum fragst du?«
»Jemand, der Jarvis heißt, hat mir einen Liebesbrief geschickt«, sagte Pitt. »Ich hoffe, du bist nicht eifersüchtig.«
49
Die eisige Winterluft drang durch die Ritzen der Ladefläche des offenen Lastwagens. Lusana fror. Er lag mit dem Bauch auf der rostigen Metallunterlage, seine Arme und Beine waren gefesselt. Bei jeder Bodenunebenheit, die der Lastwagen passierte, schlug der Gefesselte mit dem Kopf auf die harte Unterlage. Eine dumpfe Benommenheit lahmte seine Sinne. Die Kapuze, die man ihm über den Kopf gezogen hatte, erlaubte keine Sicht und keinerlei Orientierung. Durch die lange
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