Der Todesflug der Cargo 03
verständigte die Polizeistation in Pembroke von dem Überfall auf ihn und die anderen beiden Weißen. Nachdem er seine Durchsage gemacht hatte, stieg er wieder aus seinem Wagen und betrachtete ein letztes Mal die Szene. Er fluchte, als er feststellte, dass er die Geier, die sich inzwischen auf den Leichen niedergelassen hatten, mit seinen ungelenken Steinwürfen nicht verscheuchen konnte.
14
»Fawkes läßt uns warten«, sagte Pieter De Vaal, Verteidigungsminister der Republik Südafrika, auf Afrikaans. Er öffnete das Fenster des Salonwagens, lehnte sich hinaus und suchte die Landstraße, die auf den Bahnhof zuführte, nach der Silhouette des von ihm erwarteten Autos ab. Der Gesprächspartner des Ministers war ein großer, schlanker Mann mit stahlblauen Augen, der die Uniform eines Obersten der Armee trug.
»Wenn Patrick Fawkes zu spät kommt«, erwiderte der Oberst, indem er das Stück Eis in seinem Drink, hin und her schwenkte, »dann muß er einen sehr triftigen Grund dafür haben.«
De Vaal wandte sich von dem geöffneten Fenster ab und fuhr sich mit beiden Händen durch das dicht gewellte, graue Haar. Er sah keineswegs aus, wie das, was er war, nämlich der willensstarke Befehlshaber der zweitgrößten Armee auf dem afrikanischen Kontinent. Eher wirkte er wie ein gutmütiger Archäologieprofessor, den es auf einen Forschungsausflug in die südafrikanische Steppe verschlagen hatte. Ein gewisser harter Zug um den Mund jedoch ließ ahnen, dass eine schwere und widersprüchliche Aufgabe auf seinen Schultern ruhte. De Vaal war nun der fünfte Verteidigungsminister in nur sieben Jahren , sein Vorgänger war nur ganze fünf Monate im Amt gewesen.
»Ich finde Patrick Fawkes und seine Unpünktlichkeit typisch englisch«, sagte er achselzuckend. »Die Engländer hier leben und sterben für die allabendliche Flasche Gin, die Königin und eine gepflegte Form insularer Gleichgültigkeit. Das ist das einzige, worauf man sich bei ihnen verlassen kann.«
»Wenn Sie Fawkes gegenüber auch nur andeuten, dass Sie ihn für einen Engländer halten, dann werden Sie Ihr blaues Wunder erleben!« erwiderte der Mann in der Uniform. Oberst Jorist Zeegler leerte sein Glas und schenkte sich nach. »Fawkes ist nämlich Schotte! Ich gestatte mir den Vorschlag, Herr Minister, dass Sie diese Tatsache während Ihres ganzen Gesprächs mit Fawkes unbedingt beherzigen.«
De Vaal machte keine Anzeichen, dass er über die mangelnde Unterwürfigkeit in Zeeglers Gesprächston verärgert war. Er pflegte alles, was der Chef der südafrikanischen Geheimpolizei ihm zu sagen hatte, sehr ernst zu nehmen. In den Kreisen der politischen und militärischen Führung von Südafrika war es kein Geheimnis, dass sich De Vaals Erfolge bei der Bekämpfung einheimischer und infiltrierter Terroristengruppen ganz wesentlich auf Zeeglers hohe Intelligenz und organisatorische Fähigkeiten gründeten. »Engländer hin, Schotte her – ich würde, ehrlich gesagt, viel lieber mit einem Buren verhandeln.«
»Das kann ich gut verstehen«, sagte Zeegler. »Aber Fawkes ist nun einmal Schotte. Und er ist im vorliegenden Fall der bestverfügbare Fachmann, um das geplante Unternehmen und seine Erfolgschancen zu beurteilen. Der Computer hat Fawkes aus einer großen Anzahl von erfahrenen Militärexperten als den bestgeeigneten herausgefischt.« Er blätterte eine vor ihm liegende Mappe auf. »Fünfundzwanzig Jahre bei der Royal Navy. Fünfzehn Jahre davon als Schiffsingenieur. Zwei Jahre Kapitän des britischen Kriegsschiffes ›Audacious‹. Gegen Ende seiner Dienstzeit war Fawkes technischer Direktor der Schiffswerft von Grimsby an der englischen Küste. Dort werden die Kriegsschiffe der Marine gewartet. Vor elf Jahren nahm Fawkes dann aus Altersgründen seinen Abschied aus dem Militärdienst und zog sich nach Südafrika zurück, wo er hier im Inneren der Provinz Natal eine Farm kaufte.«
»Was sagt der Computer zu der Tatsache, dass Fawkes den Farbigen im allgemeinen, und seinen Bantu-Arbeitern im besonderen, geradezu in den Hintern kriecht?«
»Es trifft leider zu, dass Fawkes gegenüber den farbigen Arbeitskräften auf seiner Farm eine sehr liberale Haltung einnimmt. Andererseits kann man nicht an der Tatsache vorbeisehen, dass es Fawkes gelungen ist, die ertragreichste und bestfunktionierende Farm im ganzen Norden von Natal aufzubauen – und das in einer unglaublich kurzen Zeit. Seine Leute halten zu ihm, dass es eine Freude ist. Radikale Nationalisten, die uns in
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