Der Todesflug der Cargo 03
ließen.«
»Ich bin da anderer Meinung als Sie«, sagte De Vaal sanft. »Dieser Überfall auf Sie wurde von blutrünstigen und gefährlichen Gangstern unternommen, deren geringes Alter nichts zur Sache tut. Der Vorfall steht in einer logischen Reihe mit mindestenszwölf ähnlichen Überfällen in der Gegend.«
Zeegler nickte. »Das meine ich auch. Man sollte einen Übergriff dieser Art nicht als isoliertes Vorkommnis sehen.«
»Wenn ich es recht bedenke«, sagte Fawkes, »dann könnte die Sache auch auf das Konto der Afrikanischen Revolutionsarmee gehen.«
»Genau!« Zeegler sog an einer bleistiftdünnen Zigarre. »Auch wenn diese drei Burschen vielleicht keine offiziellen Parteigänger der Untergrundbewegung sind, so ist es doch wahrscheinlich, dass sie von der Afrikanischen Revolutionsarmee mit Waffen unterstützt wurden.«
»Jedenfalls kommt es nicht zum ersten Mal vor, dass jugendliche Gangster für die Revolutionsarmee in die Bresche springen«, warf De Vaal ein. »Die meisten farbigen Jugendlichen in Südafrika würden sich, wenn es sein müßte, ohne Betäubung kastrieren lassen, wenn sie damit offiziell als Soldaten in die ARA aufgenommen würden. Für diese Jugendlichen ist jeder Mordanschlag der Aufrührer eine Art Heldentat.«
»Ich warne davor, die Gegenseite als eine Bande von kriminellen Halbstarken zu verteufeln«, sagte Zeegler.
»Wir haben es mit einer ernstzunehmenden Untergrundorganisation zu tun. Hiram Lusana, der Anführer der Aufständischen, ist ein Militärtaktiker, Psychologe und Propagandist der ersten Garnitur.«
»Das scheint mir auch so«, sagte Fawkes. »Ich habe schon viel über diesen verdammten Hurensohn gehört. Was ich nicht weiß, ist, wie er es schaffte, sich an die Führungsspitze der ARA zu setzen.«
»Das kann ich Ihnen sagen«, antwortete Zeegler. »Lusana ist eine schillernde Figur, eine Art Senkrechtstarter im schwarzafrikanischen Nationalismus. Er kommt aus dem Ausland, er ist ein amerikanischer Neger. Es heißt, dass er mit internationalem Drogenschmuggel ein Vermögen gemacht hat. Aber das viele Geld genügte ihm nicht. Für sein übersteigertes Ego brauchte Lusana auch politische Macht und Einfluß. Er verkaufte seine Schmuggelorganisation an ein französisches Verbrechersyndikat, kam nach Afrika und schuf sich mit eigenem Geld eine eigene Armee, ebendie ARA, die uns jetzt zunehmend Ärger macht.«
»Ein einzelner Mann, selbst wenn er ein vielfacher Millionär ist, kann doch nicht eine ganze Armee finanzieren«, wandte Fawkes eirt.
»Doch, und zwar dann, wenn er von interessierter ausländischer Seite dabei kräftig unterstützt wird«, erklärte Zeegler.
»Die Chinesen liefern Lusana Waffen, soviel er will. Und die Vietnamesen bilden mit einer Fülle von illegal eingeschleusten Beratern gratis Lusanas Truppen aus. Gott sei Dank haben wir diese Aufständischen bisher einigermaßen unter Kontrolle halten können.«
»Eines ist klar«, warf De Vaal mit bedeutungsschwerer Stimme ein. »Unsere derzeitige weiße Regierung wird zu Fall kommen, wenn wir internationalem Druck und einer längeren Wirtschaftsblockade ausgesetzt werden. Lusana will sich das dadurch entstehende innenpolitische Chaos zunutze machen. Er will einen offenen Waffengang von enormen Ausmaßen, einen militärischen Konflikt, wie er im Buche steht. Keinen wilden Terrorismus, der die Schwarzen weltweit Sympathien kostet, kein blutiges Abschlachten unschuldiger Frauen und Kinder. Lusanas Marschrichtung ist klar und konsequent. Bisher haben seine Truppen ausschließlich militärische Einrichtungen angegriffen. Indem sich Lusana als hochherziger Retter der schwarzen Mehrheit aufspielt, gewinnt er die öffentliche Meinung und die finanzielle Unterstützung der Vereinigten Staaten, der Europäischen Großmächte und der Dritten Welt. Sobald dieses Nahziel einmal gesichert ist, plant
Lusana seinen inzwischen gestärkten Einfluß einzusetzen, um unsere lebenswichtigen Handelsbeziehungen mit dem Ausland zu torpedieren. Das Ende der weißen Herrschaft in Südafrika wäre dann wirklich nur noch eine Frage von Wochen.«
»Gibt es denn keine Möglichkeit, diesen Verbrecher zu stoppen?« fragte Fawkes.
De Vaal runzelte die Brauen und machte eine Pause. »Doch«, sagte er dann. »Vorausgesetzt, Sie, Kommandant Fawkes, geben Ihren Segen dazu…«
Fawkes starrte den Minister an, als ob dieser ihm in einem Anfall geistiger Umnachtung den Nobelpreis angetragen hätte. »Wie Sie mich hier sehen, meine Herren,
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