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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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hinwollten, und Trig folgte ihnen mit einem schlurfenden, benommenen halben Schritt Abstand. Hin und wieder warf der Wookiee den Kopf herum, gab ein Schnauben oder Knurren von sich, als würde er in der Luft wittern und nicht mögen, wie sie roch, und dann sagte Han: »Ja, ich weiß«, aber trotzdem gingen sie einfach immer weiter.
    Die Stille hing wie eine schwarze Wolke über ihnen. Der einzige Laut, den sie vernahmen, war das tappende, widerhallende Geräusch ihrer Schuhe auf dem nackten Stahlboden, und draußen das leise Ächzen des Sternenzerstörers im schwarzen Vakuum des Alls. Abgesehen davon hörte man gar nichts - was die Größe des Schiffs und die Grenzenlosigkeit der umgebenden Leere bloß noch verstärkte.
    Trig hasste es.
    In solcher Stille wanderten seine Gedanken - auch wenn wandern ein viel zu zurückhaltendes Wort dafür war. Sein Verstand lief Amok, seine Gedanken tollten kreischend in seinem Schädel auf und ab wie ein Verrückter, der seine gesamte Familie ermordet hatte, um hier und dort ruckartig zu verharren, um sich an irgendeiner grausigen Trophäe zu ergötzen.
    Warum denke ich so was? Aber er wusste genau warum.
    Er dachte an das Ding, das sich aus der Rettungskapsel auf ihn gestürzt hatte, an das Ding, von dem er bislang noch niemandem hatte erzählen können, nicht einmal seinem Bruder. Das Kapsel-Ding war einst ein Mitgefangener gewesen, ein Mensch - es hatte einen Gefangenenoverall angehabt -, doch die Umstände hatten es in etwas vollkommen anderes verwandelt. Seine aufgedunsene, tote Fratze und die tief eingefallenen schwarzen Augen waren immer noch vage menschlich gewesen, doch das Ding sprang mit einem Fauchen aus der Kapsel, das eindeutig nicht menschlich war. Es wollte ihm an die Kehle gehen, und Trigs schnelle Reflexe waren der einzige Grund dafür, dass es ihm nicht gelungen war.
    Er war herumgewirbelt und den Korridor hinabgestolpert und durch die Luke des Wartungsschachts gesprungen, um sich an der Innenwand festzuhalten, während das Ding mit einem wilden, johlenden Schrei an ihm vorbei in die Tiefe gestürzt war. Und dann, während er sich im Innern des Schachts festhielt und seine Finger allmählich taub wurden, hatte Trig darauf gehorcht, wie das Ding mit einem Knirschen am Boden des Schachts aufschlug, doch sein flacher, stockender Atem ging weiter. Es war immer noch hungrig und versuchte trotz allem, sich wieder nach oben zu schleppen, um ihn zu erwischen.
    Er dachte an diesen Gefangenen, so schrecklich es auch, war, wieder und wieder, und sagte sich, dass das immer noch besser war, als an das andere Ding zu denken.
    An das Ding, das sich schwankend seinen Weg durch die Pilotenstation zum Andockschacht gebahnt hatte.
    An das Ding mit dem Gesicht seines Vaters.
    Dieses Gesicht, ebenso aufgedunsen wie schief hängend, hatte am Schädel des Dings geklebt wie eine schlecht sitzende Maske, die an den Augen spannte. Trigs Verstand weigerte sich, davon abzulassen. Er dachte an die Art und Weise, wie es ihn angegrinst hatte, als würde es ihn erkennen. Und er dachte an all die Übrigen, an die Wachen und Gefangenen.
    Das war nicht Pops, sagte er sich. Kale hat gesagt, er war's nicht, und du konntest das auch sehen. Paps ist tot, du hast ihm Lebewohl gesagt, was auch immer dieses Ding da unten war, es war nicht unser Vater.
    Und es gelang ihm fast, daran zu glauben.
    Fast.
    Wären da nicht die Augen gewesen.
    Die Augen waren stets das auffälligste Merkmal seines Vaters gewesen, diese von winzigen goldenen Flecken gesprenkelten, blassblauen Iris, die dunklen, wissbegierigen Pupillen, ihre Lebendigkeit und Klarheit, wie sie einen in sich aufnahmen und einem das Gefühl gaben, die einzige Person im Raum zu sein. Trig hatte sich immer gern mit seinem Vater unterhalten, und sein Paps konnte ihn stets zum Lachen bringen, einfach, indem er ihn ansah.
    Das Ding da unten hatte die Augen seines Vaters gehabt.
    Jetzt glaubte Trig, hinter sich etwas zu hören, das durch den Haupthangar des Zerstörers schlurfte, und riss rasch den Kopf herum, um zurückzuschauen. Er konnte spüren, wie das Blut in seinen Fingerspitzen pochte. Doch da war nichts, nichts außer dem langen, flachen Durastahlboden, über den sie gingen, und weit weg, auf der anderen Seite, beinahe außer Sieht, die winzigen, zusammengedrängten Gestalten von Dr. Cody und seinem Bruder.
    Ich werde verrückt, dachte er, und der Vorstellung haftete kein Gefühl von Schrecken an - um ehrlich zu sein, war es beinahe eine

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