Der Todeskreuzer

sofort, sah sie, wie Kale Longo durch die halb offene Luke stürmte, die von der Verwaltungsebene nach oben führte; er hielt seinen jüngeren Bruder in den Armen und zerrte ihn mit sich.
    »Lauft!«, rief Kale und rannte selbst so schnell, so verzweifelt, dass seine Füße kaum den Boden zu berühren schienen. Sein Kopf erinnerte an ein loses Scharnier, ruckte herum und überall gleichzeitig hin, seine Augen vor Entsetzen fast vollkommen rund. Trig strampelte und wand sich in seinen Armen. Zahara dachte, noch nie in ihrem Leben jemandem begegnet zu sein, der so von Grauen erfüllt gewirkt hatte.
    »Wo ist der andere Blaster, Junge?«, rief Han.
    »Ich musste ihn zurücklassen, um meinen Bruder tragen zu können ... «
    »Na, dann mach wenigstens die Tür hinter dir zu!«, dröhnte Hans Stimme, doch Kale schoss bereits von dem Durchgang weg, über die Brücke. Han machte sich bereit, die Schiebetür zuzureißen. »Chewie, geh mir hier mal zur Hand, ja?«
    Der Wookiee machte sich neben Han zu schaffen, und gemeinsam zwangen sie die Luke wieder zu.
    »Hier lang!«, rief Zahara und lief nach links. Sie und Kale rannten beinahe Schulter an Schulter über die Brücke, in Richtung des Andockschachts. Weiter vorn konnte sie nicht das Geringste zwischen den Reihen der Instrumententafeln erkennen, abgesehen von einem einzigen geöffneten Durchgang.
    Er sollte besser da sein. Bitte, lass ihn da sein, wo Tisa gesagt hat!
    Als sie zurückblickte, sah sie Han und Chewbacca hinter ihnen heranstürmen, um zu ihnen aufzuschließen. Zahara eilte geduckt durch die Luke, und jetzt konnte sie den Zugang zum Andockschacht vor ihnen sehen; der Turbolift war da und einsatzbereit.
    Wir werden es schaffen, dachte sie.
    Das war der Moment, in dem die Schiebetür, die Han und Chewbacca gerade zugezogen hatten, explosionsartig weit aufsprang.

26
    ARMEE DER LETZTEN DINGE
     
    Kale sprang in den Andockturm, Trig noch immer in den Armen, gefolgt von Dr. Cody. Er schaute sich um und sah. dass Han Solo und Chewbacca die Pilotenstation erst zur Hälfte durchquert hatten. Der Wookiee feuerte hinter sich auf das, was auch immer in ihre Richtung kam. Kale konnte nicht erkennen, worum es sich dabei handelte, noch war er da besonders scharf drauf. Allerdings konnte er es hören, und das genügte schon.
    »Beeilt euch!«, rief Dr. Cody Han und Chewie zu. »Ich muss den Schacht abschotten!«
    Von der Stelle, wo Kale mit seinem kleinen Bruder in den Armen kauerte, konnte er lediglich die Stabsärztin sehen, die die Hand hob, um die Aufzugtüren zu versiegeln, und dann sprangen Solo und der Wookiee herein. Chewbacca schoss noch immer, und eine Salve Blasterfeuer ließ seine Ohren klingeln.
    Plötzlich setzte sich Trig mit weit aufgerissenen Augen auf. »Paps?«
    Kale starrte ihn an. »Trig, was ...«
    »Er ist es!« Sein jüngerer Bruder hatte sich bereits aus seinen Armen losgerissen und zwängte sich seitlich an Han und Chewbacca vorbei, um aus dem Turbolift des Andockschachts wieder raus in die Pilotenstation zu krabbeln. »Paps ist da draußen!«, rief er. »Ich hab ihn gesehen! Er ist ...«
    Kale sprang hinter ihm her. Er schwang einen Arm vor, so weit es ging, und packte Trigs Hosenbein, krallte seine Finger in den Saum. Er vernahm einen tiefen, dumpfen Aufschlag, als Trig zu Boden fiel, dann bekam er mit der anderen Hand Trigs Taille zu fassen und zerrte ihn wieder zurück in den Andockschacht.
    Dann schaute er auf.
    Und sah seinen Vater.
     
    Von Longo lief wankend und watschelnd auf sie zu, wie jemand, der in drei verschiedene Richtungen gleichzeitig gerissen wurde, seltsam verkrümmt in den Hüften und den Schultern. Er war von einer Gruppe Gefangener und Wachen umringt.
    Abgesehen davon, dass sie keine Gefangenen und Wachen mehr waren, wie Kale mit dämmerndem Entsetzen erkannte, nicht wirklich, genauso wenig wie ihr alter Herr. Seine tote gelbe Haut war nach zw 7 ei Wochen in der Leichenhalle von Fäulnisflecken gesprenkelt, sein Schädel grotesk angeschwollen und auf einer Seite teilweise eingebrochen, sodass Kale sehr deutlich den blassen Unterkiefer des alten Mannes sehen konnte, der in der Gelenkpfanne klickte.
    Kale konnte sich nicht rühren. Eine scheinbare Ewigkeit lang verfolgte er, wie sein Vater mit diesem schrecklichen, schwankenden Gang auf ihn zutorkelte, sein Gesicht von einer Art geiferndem, vertrautem Eifer beseelt.
    Endlich schüttelte Kale seine Lähmung ab und schrie. Er rappelte sich auf, katapultierte sich in Richtung des