Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Tasche neben dem Sofa und brachte eine kleine Kamera und ein Stativ zum Vorschein. Er befestigte die Kamera auf dem Stativ und richtete sie so aus, dass sie auf Sam und Linda zeigte. Er drückte auf einen Knopf. Ein musikalisches Signal ertönte, und Linda begriff, dass sie nun gefilmt wurden.
Was hat er gerade gesagt?
»Ich möchte, dass Sie die Hände um seinen Hals legen, Linda, und dass Sie ihm in die Augen sehen, wenn Sie ihn erwürgen. Ich möchte, dass Sie ihm beim Sterben zusehen. Tun Sie es, und ich werde Sarah nicht verstümmeln. Weigern Sie sich, und ich werde sie mit Feuer bearbeiten, bis sie qualmt.«
Sams Hass war verflogen, in weite, weite Ferne. War dieser Hass überhaupt jemals da gewesen? Sam kam es gar nicht so vor. Er war benommen. Er fühlte sich, als hätte jemand ihm mit einem Hammer ins Gesicht geschlagen. Zugleich hatte er das Gefühl, als wäre seine Begriffsfähigkeit auf ein übermenschliches Maß geschärft worden. Wahrheiten dämmerten ihm wie eine Serie von Peitschenknallen.
Dieses führt zu jenem, jenes führt zu … und das Ergebnis ist immer das Gleiche. Das Ergebnis ändert sich nicht.
Er und Linda würden sterben, wurde ihm mit plötzlicher Gewissheit klar.
Zu plötzlich?
Nein. Dieser Mann war unerbittlich. Es war kein Test, den er mit ihnen veranstaltete. Es war kein Trick. Er war hergekommen, um sie zu töten. Sam würde sich nicht befreien und seine Familie retten. Es würde keine plötzliche Erlösung geben, wie in einem Hollywoodfilm. Das Böse würde siegen und ungeschoren davonkommen.
Dieses führt zu jenem, und jenes führt zu …
Nur ein Endergebnis stand noch nicht fest, das Wichtigste von allen: Was geschah mit Sarah?
Sam blickte seine Tochter an. Unendliche Trauer überkam ihn.
Was würde aus Sarah? Ihm wurde bewusst, dass er es niemals erfahren würde. Sein kleines Mädchen würde weiterleben, falls es überlebte. Sams Leben würde hier enden. Er würde nie erfahren, ob sein Opfer Sarah gerettet hatte oder nicht.
Sie sah so zerbrechlich aus, so klein. Das Sofa war nur einen Meter entfernt, doch es konnte genauso gut ein Lichtjahr sein. Eine neue Woge der Trauer überflutete ihn. Er würde seine kleine Tochter niemals wieder in die Arme nehmen! Der Kuss, den er ihr gestern Abend gegeben hatte, die Umarmung … es war das letzte Mal gewesen.
Er blickte zu Linda. Sie lauschte den Worten des Fremden, sah ihn konzentriert an. Ein letztes Mal nahm Sam ihren Anblick in sich auf: ihre braunen Augen, ihr kastanienbraunes Haar … dann schloss er die Augen und erinnerte sich so angestrengt an sie, dass er sie beinahe riechen konnte, ein Duft nach Handwaschseife und Frau; er erinnerte sich an sie, angezogen und schick, und er erinnerte sich an sie, nackt und stöhnend unter ihm, in ihrem Studio, bedeckt von Farbe und Schweiß.
Er erinnerte sich an seine Tochter, an jene Woge von Liebe,die er empfunden hatte, als ihr erster Schrei erklungen war … eine Liebe, die inniger und wundervoller war, als er je zu träumen gewagt hätte.
Er erinnerte sich an ihr Lachen, an ihre Tränen und an ihr Vertrauen.
Er erinnerte sich, empfand Trauer, wollte kämpfen, doch …
Das Ergebnis ist immer das Gleiche.
Er öffnete die Augen, wandte sich Linda zu, und diesmal erwiderte sie seinen Blick. Er versuchte, mit den Augen zu lächeln, versuchte ihr sein tiefstes Inneres zu zeigen, und dann … schloss er die Augen, blinzelte einmal, nickte unmerklich.
Es ist okay, Baby , sagte er zu ihr. Tu es. Es ist okay.
Linda wusste, was er ihr sagte. Natürlich wusste sie es; sie hatten sich mehr als einmal ohne Worte unterhalten. Wir mögen auf mancherlei Weise unterschiedlich sein , sagte er, doch wo es drauf ankommt, wo das Gummi den Asphalt berührt, sind wir wie eine Person.
Eine Träne stahl sich aus ihrem rechten Auge.
»Ich werde jetzt den Knebel entfernen und Ihre Handschellen aufschließen. Sie werden die Hände um seinen Hals legen und zudrücken, bis er tot ist. Sie werden ihn töten, und Sarah wird dabei zusehen, und es wird schrecklich für Sie sein, ich weiß. Doch ich werde Sarah nicht anrühren, sobald ich mit Ihnen beiden fertig bin.«
Er neigte den Kopf, als er offenbar zum ersten Mal bemerkte, dass eine lautlose Kommunikation zwischen Linda und Sam stattfand.
»Sie haben sich bereits entschieden, nicht wahr? Sie beide.« Er schwieg für einen Moment. »Hast du gehört, kleine Sarah? Mommy wird Daddy umbringen, damit ich dich nicht mit Feuer verbrenne. Weißt du, was
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