Der Todesstern
ihm die Hoffnung, durchzuhalten.
Das Klirren der Waffen, Stöhnen und Schreie hallten durch das Dickicht des Korallenwalds, der immer neue Schatten ausspie. Breitbeinig stand Mythor nun da, ein Fels inmitten tosender Brandung. Das Leuchten und Klagen des Gläsernen Schwertes lehrte die Angreifer Respekt vor dem einzelnen Mann, der nicht eine Fußbreit zur Seite wich.
Boozams Hakenschwert war ebenfalls eine tödliche Waffe, nicht minder gefährlich als die geflammten Klingen der drei schwarzhäutigen Krieger. Sadagar schwang eine erbeutete Axt, weil seine Wurfmesser in dem Getümmel kaum wirkungsvoll genug sein konnten, und Gerrek spie den Angreifern hin und wieder zuckende Flammen entgegen, um seinen wütenden Hieben mit dem Kurzschwert den nötigen Nachdruck zu verleihen. Auch die Kaezinnen hatten ihren Anteil am Kampfgeschehen.
Beide Seiten führten die Waffen mit Verbitterung. Mythor und seinen Begleitern war klar, daß sie am Erreichen des Todessterns gehindert werden sollten. Doch das war ihnen höchstens Ansporn, eine Entscheidung schnell herbeizuführen, ehe die Dämonenkrieger weitere Verstärkung erhielten.
»Hier entlang!« Mythor konnte nicht sicher sein, daß die anderen ihn verstanden, aber sie sahen, daß eine Bresche entstanden war, durch die sie fliehen konnten. Yau, einer der Fremden, fiel, als er an Gerrek vorbeihastete und ein dem Beuteldrachen zugedachter Speer ihn traf.
Gerrek schickte den Shrouks eine mehrfach mannslange Flammenzunge entgegen, die auch die nächststehenden Korallenbäume mit Funken überschüttete und aufglühen ließ. Wie winzige Lichtpunkte stieg es von den brennenden Bäumen empor. Er glaubte entsetzte Schreie zu vernehmen. Die Funken wirbelten auf ihn zu, er schlug um sich, um sie zu vertreiben, aber als entwickelten sie ein eigenes Leben, zogen sie sich immer dichter um ihn herum zusammen.
Sie schrien. Jetzt hörte er es deutlich. Er hatte ihre Lebensgrundlage zerstört, und sie kamen, ihn dafür zu strafen. Ihre Schreie peinigten ihn. Krampfhaft preßte er seine Hände auf die Schläfen, doch nichts wurde dadurch besser.
Kräftige Fäuste packten ihn und zerrten ihn mit sich. Gerrek ließ es geschehen. Seine Glubschaugen quollen fast aus ihren Höhlen hervor, als die auf stiebenden Funken immer schneller durcheinanderwirbelten und eine Gestalt nachbildeten, einem Beuteldrachen keineswegs unähnlich.
Komm! lockten sie.
Er riß sich los, stand einen hastigen Atemzug lang unschlüssig und schwankend, als versuche er zu begreifen, was geschah, und hastete dann zurück. Mythors warnender Ruf drang nicht bis in sein Bewußtsein vor.
Boozam schleuderte seinen Zweizack hinter ihm her. Gerrek stolperte, als die Waffe sich zwischen seinen Beinen verfing, und schlug der Länge nach hin. Fast zum Greifen nahe vor sich sah er Yaus leblosen Körper; die Funken schwebten heran, ballten sich wie schwärmende Bienen um den Leichnam, und als sie schon nach wenigen Augenblicken wieder aufstiegen, lagen da nur noch Kleidungsfetzen und bleiche, schimmernde Knochen.
Gerrek wollte sich aufraffen, wollte fliehen, aber das erneut lauter werdende Summen in seinem Schädel hinderte ihn daran. Die Angst würgte ihn. Jeden Moment konnte ihm dasselbe widerfahren wie dem Fremden. Vergeblich versuchte er, Feuer zu speien, seine Kehle war wie zugeschnürt.
Ein grauer, mit dichtem Wolfsfell überzogener Arm schloß sich um seinen Oberkörper. Der Beuteldrache fühlte sich angehoben und so fest umklammert, daß die Luft aus seiner Lunge wich. Ihm schwanden die Sin I ne. Aber er nahm noch wahr, daß Boozam ihn eilenden Schrittes davontrug.
*
Würgende Übelkeit ließ ihn erwachen. Zögernd schlug er die Augen auf und blickte verwirrt um sich. Keine fünf Schritt entfernt drangen schweflige Dämpfe aus einer Bodenspalte empor. Kalk- und Sinterablagerungen ließen den Boden aufgequollen und rissig erscheinen wie die Haut eines Aussätzigen. Zudem stank es abscheulich.
Von irgendwoher erklang ein anschwellendes Gurgeln und Gluckern, als würde Wasser in einer engen Höhle versickern. Gerreks Blick wanderte in die Höhe, zu rasch dahintreibenden Nebelschwaden, die ihm wie grinsende Dämonenfratzen vorkamen. Mit einem heiseren Laut der Überraschung richtete er sich halb auf, aber die hastige Bewegung löste erneut bohrende Kopfschmerzen aus.
Das Geräusch fließenden Wassers wurde lauter und von einem schrillen Pfeifton begleitet. Im nächsten Moment wölbte sich der Boden auf, zerplatzte mit
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