Der Todesstern
fürchterlichem Knall, und eine Fontäne roter Flüssigkeit stieg unmittelbar vor dem Beuteldrachen in die Höhe.
Im Nu war er völlig durchnäßt. Der Boden unter ihm zitterte und bebte, als würde sich jeden Moment die Unterwelt auftun und alles verschlingen. Wie Blut regnete es in dicken Tropfen herab, die mit sattem Geräusch zerplatzten. Höchstens noch vier oder fünf Schritt weit reichte die Sicht, was dahinter war, entzog sich dem Auge des Betrachters durch die mit unverminderter Wucht emporgeschleuderten Wassermassen.
Erst allmählich erinnerte Gerrek sich, daß Boozam ihn vor den Funken in Sicherheit gebracht hätte.
Aber wo war der Aborgino jetzt? Wo waren die anderen?
Der Untergrund schwankte heftiger. Bodenspalten brachen auf und füllten sich sofort mit dem roten Naß, das dem Beuteldrachen bereits bis an die Knöchel reichte und weiter stieg.
Ein Schatten huschte in einiger Entfernung vorüber. Der wehende Umhang ließ Gerrek glauben, daß es nur Mythor gewesen sein konnte. Er zögerte nicht, ihm zu folgen. Fast aus dem Stand heraus sprang er über die nächste breite Spalte hinweg, der zischende Dämpfe entwichen. Flüchtig war ihm, als streife ihn die Hand eines übernatürlichen Wesens, die ihn festzuhalten suchte, dann kam er auf nicht minder trügerischem Boden auf. Überall kochte und brodelte es wie in einem über dem Feuer hängenden Kessel. Gerrek mußte feststellen, daß er völlig die Orientierung verloren hatte; er wußte nicht, ob er zum Goldenen Strom lief oder tiefer in die Schattenzone hinein. Vielleicht hatte er sich inzwischen weit von den anderen entfernt. Hin und wieder war ihm, als husche Glut durch die tiefen Spalten. Unmöglich, lange auf einer Stelle zu verharren. Wer es versuchte, mußte sich in der stärker werdenden Hitze unweigerlich die Fußsohlen verbrennen.
Gerrek ließ ein unwilliges Schnauben vernehmen und knirschte mit den Zähnen. Er verfluchte die Hexe, die ihm diese Gestalt eines Beuteldrachen gegeben hatte, und der er es letztlich zu verdanken hatte, daß er sich jetzt hier befand und nicht in seiner Heimat als mandalischer Jüngling leben konnte, von Frauen bewundert und Männern beneidet und gefürchtet zugleich.
Der Brodem wurde dichter. Gerrek blieb keine andere Wahl, als sich allein von seinen Instinkten leiten zu lassen. Mehr als einmal lief er Gefahr, von jäh aufbrechenden Abgründen verschlungen zu werden, aber stets schaffte er es, sich in Sicherheit zu bringen. Nicht einmal der mannslange Rattenschwanz behinderte ihn; vielmehr hielt er dieses ansonsten lästige Anhängsel starr ausgestreckt und versuchte damit, Schwankungen auszugleichen, was ihm mehr oder minder leidlich tatsächlich gelang.
Seine Fähigkeit, auch in der Dunkelheit zu sehen, half ihm hier nicht weiter. Der Wasserdampf und die aufsteigenden Gase behinderten ihn zunehmend.
Da war wieder ein Schatten, der ebenso schnell verschwand, wie er erschienen war. Gerrek rief nach den Freunden, erhielt jedoch keine Antwort. Nur das Tosen aufsteigender Fontänen war zu vernehmen.
Endlich… Er lief auf die Gestalt zu, die sich vor ihm aus dem Dunst schälte. Aber sein freudiger Ausruf erstickte, als der Schatten ein kräftiges Raubtiergebiß entblößte. Aus der niedrigen, fliehenden Stirn dieser Kreatur ragten zwei nach oben gebogene Hörner hervor, jedes gut zwei Handspannen messend und somit eine nicht zu unterschätzende natürliche Waffe. Kleine, hinter starken Brauenwülsten fast verschwindende, stechende Augen richteten sich auf ihn.
Der Shrouk stieß ein drohendes Knurren aus, dann sprang er. Ein blitzender Dreizack zuckte heran, dem der Beuteldrache nur durch eine instinktive Reaktion entgehen konnte. Der Schreck über dieses unerwartete Zusammentreffen war ihm in alle Glieder gefahren.
Wieder stach der Shrouk zu, nun aber hielt Gerrek sein Kurzschwert in Händen und parierte den Stoß. Er hatte Mühe, dem Shrouk zu widerstehen, der, obwohl gut zwei Fuß kleiner, doch ungeahnte Kräfte besaß. Zudem schien ihm der trügerische, schwankende Boden nichts auszumachen. Gerrek hingegen empfand panische Furcht davor, hilflos in unbekannte Tiefen zu stürzen. Es war die alte Angst vor dem Fliegen, die wieder in ihm aufbrach.
Eben noch ungestüm angreifend, verharrte der Shrouk plötzlich zur Rechten und ließ seinen Dreizack heransausen. Gerrek kugelte sich halb den Arm aus bei dem Versuch, die Waffe abzuwehren. Sein Kurzschwert verklemmte sich zwischen den mit Widerhaken versehenen
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