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Der Todesstoss

Der Todesstoss

Titel: Der Todesstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gold.
Fünfzig Golddukaten, um genau zu sein.«
»Fünfzig!« Abu Dun riss die Augen auf. Das war ein
regelrechter Schatz, den man bei einem einfachen Bauern wie
Birger ganz gewiss nicht erwartet hätte.
»Sie sind falsch«, sagte Birger leichthin. »Aber es sind gute
Fälschungen.
Kaum jemand hat bisher den Unterschied bemerkt.«
»Ihr wolltet, dass wir Euch dabei beobachten, wie Ihr Euer
Geld in die Truhe legt«, vermutete Andrej. »Warum?«
»Ich bin nicht so über die Maßen misstrauisch wie Vater
Ludowig und einige andere hier«, antwortete Birger, »aber ich
bin auch nicht dumm. Zu viel Vertrauensseligkeit ist ebenso
schädlich wie zu großes Misstrauen.«
»Du wolltest uns auf die Probe stellen«, stellte Abu Dun fest.
Er zog eine Grimasse. »Was hättest du gemacht, wenn wir dein
Geld und dein falsches Gold einfach genommen hätten und
davon geritten wären?«
»Ihr hättet Trentklamm nicht lebend verlassen«, antwortete
Birger. Es hörte sich nicht wie eine Drohung an, sondern eher
wie etwas, woran es für Birger nicht den geringsten Zweifel
gab.
Abu Dun wollte auffahren, aber Andrej brachte ihn mit einer
hastigen Geste zum Schweigen. »Und nun, wo wir Eure Probe
bestanden haben?«, wollte er wissen.
Birger sah kurz zu Helga hin, ehe er antwortete. »Ich habe
Euch einen Vorschlag zu machen«, sagte er.
»Wir sind an keinerlei Vorschlägen interes …«, begann Abu
Dun, wurde aber erneut von Andrej unterbrochen.
»Welchen?«
»Ihr seid … Söldner, nicht wahr?«, fragte Birger.
»Und?«, fragte Abu Dun. »Wenn es so wäre?«
»Und Ihr seid nicht besonders wohlhabend«, fuhr Birger fort,
noch immer direkt an Andrej gewandt. »Die Reise hat Eure
Geldmittel aufgezehrt, habe ich Recht?«
»Selbst wenn, glaube ich kaum, dass du dir unsere Dienste
leisten könntest«, sagte Abu Dun unfreundlich. »Wir kämpfen
nicht für falsches Gold.«
»Ich habe Geld«, widersprach Birger. »Keine fünfzig
Goldstücke, aber genug für eine so leichte Aufgabe wie die, für
die ich Euch brauche.«
»Wenn sie so leicht ist, warum erledigt Ihr sie dann nicht
selbst?«, fragte Andrej.
»Leicht für Männer wie Euch«, antwortete Birger.
»Unmöglich für mich.«
Abu Dun wollte schon wieder auffahren, aber Andrej kam
ihm erneut zuvor. »Wir kämpfen nicht für Geld, Birger«, sagte
er. »Jedenfalls nicht mehr. Es gab eine Zeit, da haben wir es
getan, aber die ist vorbei. Es bringt nichts Gutes ein, Menschen
für Geld zu töten.«
Abu Dun schien Mühe zu haben, ihn nicht ungläubig
anzustarren. Sie hatten sich in den zurückliegenden zehn Jahren
so oft und in so vielen Kriegen als Söldner verdungen, dass sie
längst aufgehört hatten, sie zu zählen.
»Ich habe Euch gestern nicht die ganze Wahrheit erzählt«,
fuhr Birger vollkommen unbeeindruckt fort.
»Stell dir vor, das ist uns aufgefallen«, giftete Abu Dun.
Birger missachtete den Einwand. »Es ist wahr, dass wir einst
überfallen wurden«, fuhr er fort. »Aber es waren keine Räuber.«
»Sondern?«, fragte Andrej.
Birger antwortete nicht gleich. Er sah Andrej an, aber
während er sprach, begann sich ein sonderbarer Ausdruck in
seinem Blick auszubreiten; eine Furcht, als sähe er gar nicht
mehr sein Gegenüber, sondern etwas anderes, Schreckliches,
das weit zurück lag. »Wir leben seit einer Generation im Streit
mit den Bewohnern eines anderen Dorfes, einen halben
Tagesmarsch von hier«, sagte er. »Es liegt hoch in den Bergen,
an einem fast unzugänglichen Pass. Seine Bewohner sind
Heiden, die den Satan anbeten und einem uralten Teufelskult
huldigen.«
Andrej musste sich beherrschen, um Birger nicht schon jetzt
zu unterbrechen. Wie oft hatte er solche Geschichten schon
gehört? Es war immer dasselbe. Und es würde immer dasselbe
bleiben, solange es Menschen gab.
»Vor zwei Jahren haben sie uns überfallen«, fuhr Birger fort.
»Wir hatten immer schon Streit mit ihnen, und manchmal kam
es auch zu Tätlichkeiten.
Aber in dieser Nacht sind sie gekommen und haben uns im
Schlaf überrascht.
Sie haben fast die Hälfte von uns erschlagen und etliche
unserer jungen Frauen und Knaben mitgenommen. Das halbe
Dorf haben sie niedergebrannt.«
»Und nun wollt Ihr, dass wir die Hälfte ihres Dorfes
niederbrennen?«, fragte Andrej leise. Er schüttelte den Kopf.
»Ich kann Euch verstehen, Birger, aber diese Art von Söldnern
waren wir nie. Euer Streit geht uns nichts an.«
»Sie haben meine Frau und meine Tochter mitgenommen«,
fuhr Birger fort.
Andrej

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