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Der Todesstoss

Der Todesstoss

Titel: Der Todesstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich zu
entfesseln und die Bestie auf einer anderen Ebene zu einem
Kampf herauszufordern, den er ebenso wenig gewinnen konnte
wie diesen …
… und das Ungeheuer erstarrte.
Der tödliche Schlag erfolgte nicht. In den mörderischen
Triumph, der noch immer in den Augen des Werwolfes lag,
mischte sich etwas anderes.
Verwirrung, aber auch Neugier und Staunen. Drei
Herzschläge lang starrte er Andrej mit schräg gehaltenem Kopf
an - dann ließ die fürchterliche Pranke seine Kehle los.
Andrej stürzte zu Boden und schlug mit dem Gesicht auf den
harten Stein.
Er war aus dem Griff der tödlichen Kralle befreit, aber noch
immer konnte er nicht atmen. Sein Adamsapfel war zerquetscht.
Nach Kupfer schmeckendes Blut rann seine Kehle hinab.
Endlich umfing ihn gnädige Dunkelheit.
Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis die
Verletzung geheilt war und das Leben wieder in seinen Körper
zurückkehrte. Das Blut auf seinem Gesicht war noch nicht
eingetrocknet, und sein Hals schmerzte so sehr, dass der erste
Laut, der über seine geschwollenen Lippen kam, ein gequältes
Stöhnen war.
Wieso lebte er noch?
Andrej blieb mit geschlossenen Augen liegen, dann hob er die
Lider und stemmte sich gleichzeitig an der Wand in eine
sitzende Position hoch.
Noch bevor er den Kopf hob und sich umsah, wusste er, dass
das Ungeheuer fort war.
Andrej verharrte noch eine Weile, in der er voller Ungeduld
darauf wartete, dass die Schmerzen verebbten und neue Kraft
aus jenem unerschöpflichen geheimen Speicher in seinen
Körper floss, über dessen genauen Ursprung er sich immer noch
im Unklaren war.
Er wandte sich der Zelle Abu Duns zu.
Abu Dun stand noch immer in der gleichen qualvollen
Haltung da wie vor zwei Tagen, und auch seine Wunden waren
nicht behandelt worden. Es sah aus, als seien noch einige
frische Prellungen und Schrammen hinzugekommen. Seine
Augen waren trüb vom Fieber. Andrej las einen Ausdruck
unerträglicher Pein darin, aber auch eine tiefe Erleichterung.
»Worauf wartest du, Hexenmeister?«, krächzte Abu Dun.
»Hättest du vielleicht die Güte, mich loszumachen?«
»Nur die Ruhe, Pirat«, antwortete Andrej. »Vielleicht gefällst
du mir ja ganz gut da, wo du bist.«
»Nenn mich nicht so«, antwortete Abu Dun, und Andrej
erwiderte: »Wenn du aufhörst, mich Hexenmeister zu nennen.«
Er zog mit einiger Mühe das Schwert aus dem Türrahmen,
steckte es ein und unterzog dann Abu Duns Fessel einer
flüchtigen Musterung. Die Handschellen, die seine Arme über
den Kopf zwangen, waren mit einem einfachen Keil gesichert,
den er ohne Mühe herausziehen konnte. Abu Dun stieß ein
unendlich erleichtertes Seufzen aus und sackte zusammen.
»Ich glaube, ich spare mir die Frage, ob du gehen kannst«,
sagte Andrej besorgt.
»Warte einen Augenblick«, stöhnte Abu Dun.
Andrej verzichtete auf eine Entgegnung. Sie wussten beide,
dass es wahrscheinlich Tage dauern würde, bis der nubische
Riese wieder aus eigener Kraft laufen konnte.
»Wo bist du so lange gewesen?«, murmelte Abu Dun. Er
versuchte sich hochzustemmen - und sank mit einem
wimmernden Laut zurück.
»Ich habe Wölfe gejagt«, antwortete Andrej. Seine Gedanken
überschlugen sich. Dass er Thobias sein Wort gegeben hatte,
war im gleichen Moment hinfällig geworden, in dem das
Ungeheuer hier aufgetaucht war. Sie mussten von hier
verschwinden, bevor Thobias zurückkehrte.
»Warte hier auf mich«, sagte er. »Ich gehe nach oben und
sehe nach, ob noch jemand lebt. Und ich besorge uns Pferde.«
Es lebte niemand mehr. Als Andrej kurze Zeit später
zurückkehrte, hatte er vier weitere Tote gefunden. Thobias war
nicht unter ihnen.
Oben im Hof warteten zwei hastig gesattelte Pferde auf sie.
Andrej brauchte seine gesamte Kraft, um Abu Dun die Treppe
hinaufzutragen und auf eines der Pferde zu heben. Dem Nubier
widerstrebte diese unwürdige Behandlung.
Aber das änderte nichts daran, dass er so schwach war, dass
er sich im Sattel festbinden ließ, bevor sie die Klosterfestung
verließen.
»Das ist die verwegenste Idee, die du jemals gehabt hast,
Hexenmeister - und ich habe aus deinem Mund schon eine
Menge haarsträubenden Unsinn gehört!«
Wenn man seine Verfassung betrachtete, dachte Andrej, dann
entwickelte Abu Duns Stimme eine gerade zu unglaubliche
Lautstärke. Er saß an einen Baum gelehnt da und sah nicht nur
aus, als könne er sich gerade noch mit letzter Kraft aufrecht
halten - aber das hinderte ihn nicht, so laut loszubrüllen, dass
man ihn noch

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