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Der Todesstoss

Der Todesstoss

Titel: Der Todesstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Knochen warf, schüttelte aber bedauernd
den Kopf.
»Es ist nichts mehr da«, sagte er. »Und du solltest auch nicht
zu viel essen, sonst wird dir am Ende wieder übel.«
»Du bist wie eine Mutter zu mir«, sagte Abu Dun, während er
den letzten Bissen mit einem gewaltigen Schluck Wasser
hinunterspülte und anschließend so kräftig rülpste, dass man es
noch auf der anderen Seite der Berge hören musste.
Andrej verzog das Gesicht. »Du bist wieder ganz der Alte«,
sagte er.
»Zweifellos.«
Abu Dun zog eine Grimasse, antwortete aber nicht, sondern
warf einen neugierigen Blick auf den Stapel unordentlich
gefalteter Kleider, der neben Andrejs linkem Knie lag. »Du hast
Kleidung besorgt?«
Andrej schob ihm die Kleider zu. »Es beleidigt mein
Schönheitsempfinden, andauernd deinen nackten schwarzen
Hintern ansehen zu müssen. Die Sachen dürften dir passen. Sie
stammen aus Birgers Truhe.«
»Birger?«
Andrej schlug bedeutungsvoll mit der flachen Hand auf einen
Beutel unter seinem Hemd. Ein leises Klirren war zu hören.
»Ich habe auch den Rest aus der Truhe mitgebracht. Man kann
nie wissen, wofür man es braucht.«
»Du warst in Trentklamm?«, fragte Abu Dun nach.
»Sei unbesorgt«, beruhigte ihn Andrej. »Niemand hat mich
bemerkt. Und niemand wird merken, dass ich da war. Es war
deine eigene Idee, hast du das schon vergessen? Birgers Haus
ist verlassen. Selbst wenn jemand merkt, dass die Truhe leer ist,
werden sie glauben, dass Birger die Sachen geholt hat.«
»Birger.« Abu Dun hielt das zerschlissene, aber blütenweiß
gewaschene Hemd in die Höhe, das Andrej ihm gebracht hatte,
und betrachtete es missmutig. Es war lang genug, um ihm zu
passen, aber er würde alle Mühe haben, seine breiten Schultern
hineinzuquetschen; selbst jetzt, wo er so abgemagert war.
»Es war dein Vorschlag«, erinnerte Andrej ihn erneut.
»Ich erinnere mich, was ich gesagt habe«, antwortete Abu
Dun. Er ließ das Hemd sinken. »Ich erinnere mich auch an
einige andere Dinge, die ich gesagt habe.«
»Du hattest hohes Fieber«, sagte Andrej. »Die meiste Zeit
hast du nur wüst vor dich hin gesprochen. Obwohl ich nicht
sagen könnte, dass es ein großer Unterschied zu dem war, was
du sonst redest.«
Der Nubier blieb ernst. »Du weißt, was ich meine«, sagte er.
»Ich … Ich wollte nicht…«
Andrej unterbrach ihn mit einer erschrockenen Geste. Er hatte
etwas gehört; ein Geräusch, das so leise war, dass es Abu Dun
mit Sicherheit entgangen war, das aber eindeutig nicht hierher
gehörte und das näher kam.
»Was?«, fragte Abu Dun.
Andrej wiederholte seine mahnende Geste und stand mit einer
fließenden Bewegung auf. »Nichts«, flüsterte er. »Zieh die
Sachen an. Ich sehe nach.«
Abu Dun wollte widersprechen, aber Andrej beachtete ihn gar
nicht, sondern drehte sich rasch herum und ging zur Tür. Alles
war ruhig, als er die Kapelle verließ. Über dem Friedhof lag
noch immer das silber-graue Licht der Nacht, an das Andrej
sich trotz allem noch nicht wirklich gewöhnt hatte, das ihm aber
mit jedem Tag auf sonderbare Weise vertrauter wurde. Es war
beinahe so, als verwandele er sich allmählich in ein Geschöpf
der Dämmerung, das mehr in der Dunkelheit als im hellen Licht
des Tages zu Hause war. Ohne auch nur einen Blick in den
Himmel hinaufwerfen zu müssen, wusste er, dass die
Morgendämmerung noch gute zwei Stunden entfernt war.
Dennoch war der Himmel im Osten nicht vollkommen
schwarz. Das düsterrote flackernde Licht von Fackeln war über
der Mauerkrone zu sehen, und er hörte die Geräusche nun
deutlicher, die ihn alarmiert hatten. Schritte.
Stimmen. Das Rascheln von Stoff und das Knistern
brennender Fackeln.
Menschen kamen. Viele Menschen.
Andrej huschte durch das geschmiedete Tor und wandte sich
dem Eingang des Tales zu, aber er legte nicht einmal die Hälfte
der Distanz zurück, ehe er wieder anhielt und sich in den
Schatten eines Felsens kauerte.
Es war eine ganze Prozession, die sich dem Friedhof näherte;
zwanzig, vielleicht dreißig oder mehr Gestalten, die Fackeln
trugen und in drei Reihen marschierten. Andrej hörte Stimmen,
aber er konnte die Worte nicht verstehen, nur eine Art
eintönigen Singsang, der klang wie ein Gebet.
Er hatte genug gesehen. Lautlos von Schatten zu Schatten
huschend kehrte er zur Kapelle zurück und schloss die Tür
hinter sich.
»Was ist los?« Abu Dun hatte sich mittlerweile angezogen
und stand unsicher auf den Beinen. Er schwankte nicht, aber
seine verkrampfte Haltung

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