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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verändert.«
    »Umso besser«, entgegnete Lynn, der Spannung, die plötzlich zwischen ihnen bestand, gewahr werdend. »Dann lass uns bald heiraten. Wann es dir passt.«
    »Ich denke im Juni irgendwann, ja?«
    »Ja.«
    Sie verfielen in Schweigen. So war es also abgemacht. Lynn kämpfte vergebens gegen ein Gefühl der Unlust an. Rowley war Rowley, wie er immer gewesen. Freundlich, nicht aus der Ruhe zu bringen und von peinlicher Gena u igkeit in allem.
    Sie liebten einander, hatten sich immer geliebt. Von G e fühlen war nie viel die Rede gewesen zwischen ihnen. Wozu jetzt davon anfangen?
    Sie würden im Juni heiraten und dann in Long Willows leben. Ein hübscher Name für eine Farm, das hatte sie schon immer gefunden. Sie würde in Long Willows leben, und sie würde nicht mehr weggehen von dort. Weggehen in dem Sinne, wie sie es jetzt seit dem Krieg verstand. Brummende Flugzeugmotoren, rasselnde Ankerketten, an Deck stehen und hinüberschauen zum Land, das langsam aus ungewissen Schatten feste Formen annahm; Leben und Treiben fremder Städte und Länder, fremde Spr a chen, fremde Sitten, Packen und Auspacken, prickelnde Ungewissheit, was als Nächstes kam – alles vorbei.
    Das lag hinter ihr. Der Krieg war aus. Lynn Marchmont war heimgekehrt – aber es war nicht die gleiche Lynn, die vor drei Jahren ausgezogen war. Mit unvermittelter Kla r heit wurde sie sich dessen bewußt.
    Sie schrak aus ihren Gedanken auf und schaute zu Rowley hinüber. Rowley beobachtete sie.

5
     
    T ante Kathies Gesellschaften verliefen stets gleich. Die etwas atemlose, sprunghafte Art der Gastg e berin übertrug sich auf die Gäste und erfüllte die Atmosphäre mit Unruhe. Dr. Cloade gab sich die äußer s te Mühe, von der allgemeinen Nervosität nicht angesteckt zu werden, und war betont hö f lich zu seinen Gästen, aber es entging niema n dem, welche Anstrengung dies für ihn bedeutete.
    Rein äußerlich war Lionel Cloade seinem Bruder Jeremy nicht ganz unähnlich, doch fehlte ihm des Rechtsanwalts Ausgeglichenheit. Lionel war kurz angebunden und sehr ungeduldig; seine brüske, leicht gereizte Art hatte schon manchen seiner Patienten vor den Kopf gestoßen und für die außerordentliche Tüchtigkeit und die unter der Schroffheit verborgene Gutmütigkeit des Arztes blind gemacht. Dr. Cloades eigentliches Terrain war die Fo r schungsarbeit und sein Lieblingsgebiet der Gebrauch medizinischer Kräuter im Laufe der Jahrhunderte.
    Während Lynn und Rowley die Frau ihres Onkels J e remy stets »Frances«, nannten, wurde Onkel Lionels Ga t tin von ihnen nie anders als »Tante Kathie« gerufen.
    Die heutige Gesellschaft, veranstaltet zu Ehren von Lynns Heimkehr, war eine reine Familienfeier. Tante K a thie begrüßte ihre Nichte sehr herzlich.
    »Hübsch siehst du aus, Lynn, so braun gebrannt! Die Farbe hast du dir sicher in Ägypten geholt. Hast du das Buch über die Geheimnisse der Pyramiden gelesen, das ich dir geschickt habe? Sehr interessant! Es erklärt alles, findest du nicht? Alles!«
    Zum Glück wurde Lynn durch den Eintritt Mrs Go r don Cloades und ihres Bruders einer Antwort auf Tante Kathies überschwängliche Frage enthoben.
    »Das ist meine Nichte Lynn Marchmont, Rosaleen.«
    Lynn betrachtete Gordon Cloades Witwe mit höflich versteckter Neugier.
    Diese Rosaleen, die Gordon Cloade nur seinem vielen Geld zuliebe geheiratet hatte, war hübsch. Das ließ sich nicht leugnen. Und was Rowley behauptet hatte, nämlich, dass etwas Unschuldiges von ihr ausging, stimmte. Das schwarze Haar fiel in lockeren Wellen, die irischen blauen Augen, halb offene Lippen – unbedingt reizvoll.
    Der Rest war Aufmachung. Kostspielige Aufmachung. Ein teures Kleid, darüber ein elegantes Pelzcape, Schmuck, gepflegte Hände. Eine gute Figur, unbestrei t bar; aber – ging es Lynn durch den Kopf – sie versteht es nicht, die teuren Sachen richtig zu tragen.
    »Es freut mich«, sagte Rosaleen Cloade, drehte sich dann zögernd zu ihrem Bruder um und fuhr fort: »Das… das ist mein Bruder.«
    »Freut mich«, sagte David Hunter.
    Er war ein magerer junger Mensch mit dunklen Haaren und dunklen Augen. Er wirkte nicht sehr glücklich und machte einen eher trotzigen und leicht anmaßenden Ei n druck.
    Lynn begriff sofort, warum die gesamte Familie Cloade diesen David Hunter nicht leiden konnte. Sie hatte diesen Typ junger Männer in den letzten Jahren manchmal g e troffen. Draufgänger, nicht ganz ungefährlich, die weder Gott noch Teufel fürchteten; Männer, auf

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