Der Todschlaeger
der Hämmer. Wenn sie
eintrat, war sie über und über rot, die blonden
Härchen in ihrem Nacken flatterten wie die
einer Frau, die zu einem Stelldichein kommt.
Goujet erwartete sie mit nackten Armen und
nackter Brust und schlug an diesen Tagen
stärker auf den Amboß los, damit er von weit
her zu hören war. Er ahnte sie, empfing sie mit
einem schweigenden, gutmütigen Lachen in
seinem gelben Bart. Aber sie wollte nicht, daß
er sich bei seiner Arbeit stören ließ, sie bat ihn
inständig, wieder den Hammer zu fassen, weil
sie ihn noch mehr liebte, wenn er mit seinen
starken, vor Muskeln beuligen Armen den
Hammer schwang. Sie ging zu dem am
Blasebalg hängenden Etienne und gab ihm
einen leichten Klaps auf die Wange, und sie
blieb eine Stunde da und sah sich die Bolzen
an. Sie wechselten keine zehn Worte. In einem
Zimmer eingeschlossen, dessen Schlüssel
zweimal herumgedreht war, hätten sie ihre
zärtliche Zuneigung nicht besser befriedigt.
Das Gekicher Salzschnabels, genannt
Trinkohndurst, störte sie kaum, denn sie hörten
es nicht einmal mehr. Nach einer Viertelstunde
begann ihr etwas schwül zu werden; die Hitze,
der starke Geruch, die aufsteigenden
Rauchwolken machten sie benommen,
während die dumpfen Schläge sie von den
Fersen bis zur Kehle durchschüttelten. Sie
begehrte dann nichts mehr, das war ihre
Wonne. Hätte Goujet sie in seine Arme
geschlossen, so würde das keine so große
Erregung in ihr hervorgerufen haben. Sie trat
näher an ihn heran, um den Luftzug seines
Hammers auf ihrer Wange zu spüren, um an
dem Schlag teilzuhaben, den er führte. Wenn
Funken in ihre zarten Hände stachen, zog sie
sie nicht zurück, sie genoß im Gegenteil diesen
Feuerregen, der ihr mit Gertenhieben die Haut
peitschte. Sicher erriet er das Glück, das sie
dabei auskostete; er hob die schwierigen
Arbeiten für Freitag auf, um ihr mit seiner
ganzen Kraft und seiner ganzen
Geschicklichkeit den Hof zu machen; er
schonte sich nicht mehr, auf die Gefahr hin,
die Ambosse aufzuspalten, keuchend, die
Lenden bebend von der Freude, die er ihr
bereitete. Einen Frühling lang erfüllte so ihr
Lieben die Schmiede mit einem
Gewittergrollen. Es war ein Idyll bei der
Arbeit eines Riesen inmitten des Flammens
der Steinkohle, der Erschütterung des
Schuppens, dessen rußgeschwärztes Gerippe
krachte. All dieses breit gedrückte, wie rotes
Wachs geknetete Eisen bewahrte die rauhen
Merkmale ihrer Zärtlichkeiten. Wenn die
Wäscherin freitags Goldmaul verließ, ging sie
langsam die Rue des Poissonniers hinauf,
zufrieden, ermattet, Geist und Fleisch ruhig.
Allmählich ließ ihre Angst vor Lantier nach,
sie wurde wieder vernünftig. Zu dieser Zeit
hätte sie ohne Coupeau noch sehr glücklich
gelebt, mit dem es entschieden eine schlimme
Wendung nahm. Eines Tages kam sie gerade
aus der Schmiede zurück, als sie Coupeau in
Vater Colombes »Totschläger«, im
»Assommoir«, zu erkennen glaubte, wie er
sich gerade mit MeineBotten, RöstfleischBibi
und Salzschnabel, genannt Trinkohndurst,
Runden Sprit leistete. Sie ging schnell vorüber,
damit es nicht so aussehe, als spioniere sie
ihnen nach. Sie drehte sich aber um: es war
wirklich Coupeau, der sich mit einer bereits
vertrauten Handbewegung sein Gläschen Fusel
hinter die Binde kippte. Er log also, er war
also jetzt beim Schnaps angelangt! Verzweifelt
ging sie heim; ihr ganzes Entsetzen vor dem
Schnaps erfaßte sie wieder. Den Wein, den
verzieh sie, weil Wein den Arbeiter ernährt;
Schnaps dagegen war Dreck, Gift, das den
Arbeiter abmurkste. Oh, die Regierung sollte
doch die Herstellung dieser Schweinereien
verhindern!
Als sie in der Rue de la Goutted'Or ankam,
fand sie das ganze Haus in heller Aufregung.
Ihre Arbeiterinnen hatten den Arbeitstisch
verlassen, standen auf dem Hof und schauten
nach oben. Sie fragte Clémence aus.
»Das ist Vater Bijard, der seiner Frau eine
Tracht Prügel verabreicht«, antwortete die
Plätterin. »Er stand in der Tür, sternhagelblau,
und lauerte auf sie, bis sie aus dem Waschhaus
zurückkam ... Er hat sie unter Faustschlägen
die Treppe hinaufklettern lassen, und jetzt
schlägt er sie tot da oben in ihrer Stube ... Da,
hören Sie das Geschrei?«
Gervaise stieg schnell hinauf. Sie empfand
Freundschaft für Frau Bijard, ihre Waschfrau,
die eine sehr tüchtige Frau war. Sie hoffte dem
Streit ein Ende zu machen.
Oben im sechsten Stock stand die Tür der
Stube offen, ein
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