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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Als Frau Putois von
    Kalbsfrikassee sprach, sahen sie sich alle mit
    einem Lächeln an, das immer größer wurde.
    Das war eine Idee; nichts würde solchen
    Eindruck machen wie Kalbsfrikassee.
    »Danach«, meinte Gervaise, »müßte noch ein
    Gericht mit Sauce kommen.«
    Mama Coupeau dachte an Fisch. Doch die
    anderen schnitten eine Grimasse und tappten
    mit ihren Bügeleisen heftiger auf. Niemand aß
    gern Fisch; der hielt nicht vor im Magen und
    steckte voller Gräten. Als diese Schielliese
    Augustine zu sagen wagte, sie esse gern
    Rochen, schloß ihr Clémence mit einem
    Rippenstoß den Schnabel. Gerade war der
    Meisterin schließlich ein Schweinerücken mit
    Kartoffeln eingefallen, der die Gesichter
    wieder aufgeheitert hatte, da kam Virginie mit
    glühendem Gesicht wie ein Wirbelwind
    hereingestürmt.
    »Sie kommen gerade recht!« rief Gervaise.
    »Mama Coupeau, zeigen Sie ihr doch das
    Tier.«
    Und Mama Coupeau holte zum zweitenmal die
    fette Gans, die Virginie auf die Hände nehmen
    mußte. Sie brach in Verwunderungsrufe aus.
    Kreuzdonnerwetter! War die schwer! Aber sie
    legte sie sofort auf den Rand des
    Arbeitstisches zwischen einen Unterrock und
    einen Stoß Hemden. Sie war mit ihren
    Gedanken woanders und zog Gervaise in die
    hintere Stube.
    »Hören Sie mal, meine Kleine«, flüsterte sie
    schnell, »ich will Sie warnen ... Sie würden nie
    erraten, wen ich am Ende der Straße getroffen
    habe! Lantier, meine Liebe! Er lungert und
    lauert da herum ... Da bin ich hergerannt. Es
    hat mich Ihretwegen erschreckt, verstehen
    Sie?«
    Die Wäscherin war ganz blaß geworden. Was
    wollte er denn von ihr, dieser Unglückselige?
    Und ausgerechnet mitten in die
    Vorbereitungen zum Namenstag platzte er
    hinein. Sie habe nie Glück gehabt; kein
    Vergnügen könne man sie in Ruhe genießen
    lassen.
    Aber Virginie entgegnete ihr, sie sei schön
    dumm, sich die Galle an den Hals zu ärgern.
    Bei Gott! Wenn Lantier es sich einfallen
    lassen sollte, ihr nachzugehen, so solle sie
    einen Schutzmann rufen und ihn einlochen
    lassen. Seit ihr Mann vor einem Monat seine
    Polizistenstelle bekommen hatte, nahm die
    große Brünette hochfahrendes Benehmen an
    und redete davon, alle Welt festzunehmen. Als
    sie die Stimme hob und wünschte, auf der
    Straße gekniffen zu werden, einzig und allein
    deshalb, um den Unverschämten selbst zur
    Wache mitzunehmen und ihn Poisson zu
    übergeben, bat Gervaise sie mit einer
    Handbewegung flehentlich, sie solle
    schweigen, weil die Arbeiterinnen horchten.
    Sie ging als erste in den Laden zurück; große
    Ruhe heuchelnd, fuhr sie fort:
    »Nun müßte ein Gemüse kommen.«
    »Na, grüne Erbsen mit Speck«, sagte Virginie.
    »Ich, ich würde nur davon essen.«
    »Ja, ja, grüne Erbsen mit Speck!« stimmten
    die anderen alle zu, während Augustine
    begeistert mit heftigen Hieben den Feuerhaken
    tief in die Maschine hineinstieß.
    Am folgenden Tag, am Sonntag, zündete
    Mama Coupeau schon um drei Uhr die beiden
    Herde des Hauses und einen dritten, von den
    Boches geborgten Kachelherd an. Um halb
    vier kochte das Rindfleisch mit Brühe in
    einem großen Topf, den man vom Gasthaus
    nebenan ausgeliehen hatte, da der Topf des
    Haushaltes zu klein erschienen war. Man hatte
    beschlossen, das Kalbsfrikassee und den
    Schweinerücken am Tage vorher zuzubereiten,
    weil diese Gerichte aufgewärmt besser
    schmecken; bloß die Sauce zum
    Kalbsfrikassee würde man erst in dem
    Augenblick andicken, da man sich zu Tisch
    setzte. Es würde schon noch genug Arbeit für
    Montag übrigbleiben, die Suppe, die Erbsen
    mit Speck, der Gänsebraten. Das hintere
    Zimmer war ganz erleuchtet von den drei
    Kohlenfeuern; in den Kasserollen verbreiteten
    Mehlschwitzen einen brenzligen Fettgeruch
    mit heftigem Qualm gebrannten Mehls,
    während der große Kochtopf wie ein Kessel
    Dampfstrahlen ausfauchte, wobei seine Seiten
    von ernsten und tiefen Glucksern erschüttert
    wurden. Mama Coupeau und Gervaise, die
    sich eine weiße Schürze vorgebunden hatten,
    erfüllten den Raum mit ihrer Hast beim
    Verlesen der Petersilie, beim Laufen nach
    Pfeffer und Salz, beim Wenden des Fleisches
    mit der hölzernen Rührkelle.
    Coupeau hatten sie rausgesetzt, um freie Bahn
    zu haben. Aber trotzdem hatten sie den ganzen
    Nachmittag Leute auf dem Hals. Es roch im
    Hause so gut nach der Kocherei, daß die
    Nachbarinnen eine nach der anderen
    herunterkamen und unter einem Vorwand
    eintraten, einzig und allein, um zu erfahren,
    was gekocht wurde; und

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